Ein Offener Brief an alle Medienschaffende
Liebe Medienschaffende,
ihr und wir, das war nicht immer ganz einfach, nicht wahr. Um nicht zu sagen: Es war von Anfang an kompliziert mit uns. Während unseres ersten Treffens begegneten wir euch so aufgeregt, dass wir nicht an uns zu halten wussten und euch damit offenbar vergrault haben. Dass “Weltrettung für 29,95” schwierig anmutet, können wir heute auch sehen. Aber wie das so ist, wenn man seinem Gegenüber imponieren will - wir trugen extra dick auf.
Zu dick für euch und so passierte, was oft passiert nach einem schlechten Date: Man trennt sich von der Begegnung irritiert und berichtet seinen Freunden davon. Zugegeben - ihr habt die größere Crowd und deshalb wissen nun deutlich mehr Menschen, wie ihr uns findet, als andersherum.
Und ihr habt ja Recht. Eure Schelte kam nicht ohne Grund:
„Die Idee der Bürger*innenversammlung ist dumm und grotesk“
Tagesspiegel
„Sie wollen die Weltrettung verkaufen“
Die Zeit
„Mir ist das zu viel Haltung, zu viel Forderung, zu viel Einfachheit“
Deutschlandfunk Kultur
„Eine Kondomfirma, eine Klimagruppe und ‚die Wissenschaft‘ treffen sich als emotionale Masse im Stadion. Was kann da schon schiefgehen?“
taz
„Fridays for 29,95 Euro“
Süddeutsche Zeitung
„Ein privilegierter Protest“
Bild
„29,95 Euro Eintritt für eine Bürger*innenversammlung sind undemokratisch“
ze.tt
Nun ist es vielleicht manchmal so, dass der erste Eindruck richtig ist. Aber manchmal trügt er auch. Liebe auf den ersten Blick führt nicht automatisch in eine gute Beziehung. Eine zweite Chance kann hingegen für beide Seiten glücklich enden.
So oder so: Am Ende sitzen wir ja beide im selben Boot. Wenn das mit dem Klimawandel so weitergeht, dann haben wir alle, inklusive unserer Kinder und Enkelkinder, ein Riesenproblem. Wir sind uns darüber hinaus wahrscheinlich auch einig, dass die bisherigen Maßnahmen von Politik und Wirtschaft nicht so rüberkommen, als sei 2020 die große Abkehr vom Status quo zu erwarten geschweige denn notwendige Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Und da wären wir wieder beim 12.06.2020 und ansonsten erstmal lange nichts, was uns aktuell Hoffnung geben könnte. Bleibt wahrscheinlich für euch die Frage, inwieweit wir damit erreichen, nicht nur ein Zeichen zu setzen, sondern Veränderung auf den Weg zu bringen?
Liebe Medien, wir sind keine Propheten (und wollen das auch gar nicht sein). Aber wir bitten euch, uns eine 2. Chance zu geben. Schaut nochmal genauer hin, wer wir sind, was wir wollen, und vor allem was wir gemeinsam sein könnten. Wir haben uns ausführlich mit euren Bauchschmerzen beschäftigt. Unsere Antworten auf eure Fragen findet ihr hier.
Vielleicht mögt ihr euch ansehen, wie viele Wissenschaftler*innen (aus den Reihen der ScientistsForFuture u.a. Prof. Dr. Maja Göpel und Prof. Volker Quaschning), zivilgesellschaftliche Initiativen (Schule im Aufbruch) sowie Organisationen (Mehr Demokratie e.V.) das Projekt unterstützen und beraten.
Sprecht mit den über 14.000 Menschen, die an das Projekt glauben, und die unglaubliche Summe von 1,2 Mio. zur Deckung der Unkosten in nur 5 Wochen beigetragen haben.
Sprecht auch mit den zwei Initiatoren des 12.06.2020, die mit ihrer Firma das Stadion reserviert und vor Weihnachten damit ein Zeichen in Richtung Wandel gesetzt haben: Ihr Unternehmen ist inzwischen eine purpose company.
Sprecht mit den unzähligen ehrenamtlichen Helfer*innen, die ihr Herzblut tagtäglich in dieses Projekt stecken.
Wir haben - Stand 4. Advent - noch genau zwei Tage Zeit, die darüber entscheiden, ob dieses Projekt lebt oder stirbt. Ihr liebe Medien, seid vermutlich die einzigen, die das Ruder noch herumreißen können, würdet ihr genauso leidenschaftlich über uns berichten wie nach unserem ersten Date.
In Liebe,
120602020Olympia
Ps: Alle Infos, Bilder, Videos etc. findet ihr auf unserer Website