Die Mittelhessischen Schultheatertage (MhSTt) haben eine lange Tradition, allerdings fehlen oftmals die Mittel und die Zeit um das Potential dieses sich über ein Schuljahr erstreckenden und in einem Festival gipfelnden Projektes zu entfalten. Wir, eine Gruppe von Theaterschaffenden, Lehrerenden des Unterrichtsfachs Darstellendes Spiel und Studierenden der Angewandten Theaterwissenschaft, wollen den kommenden MhSTt eine neue Bedeutung und Relevanz zukommen lassen.
Mit der Umstrukturierung der MhSTt wollen wir den Austausch zwischen ca. 250 Schüler_innen unterschiedlicher Schulen (Gymnasien, Gesamtschulen, Integrative Schulen) und Klassen (1-12) fördern, der einen wichtigen sozialen Auftrag darstellt. Gerade für junge Leute ist es wichtig, die positiven Eigenschaften von Engagement und Verantwortung in der Gesellschaft zu erfahren. Dafür sollen die MhSTt ein Beispiel sein. Anders als in den letzten Jahren soll das Festival nicht die Form eines Wettbewerbs annehmen, sondern sich als Gemeinschaftsprojekt gestalten, d.h. wir wollen zusammen mit den unterschiedlichen Klassen an einer Inszenierung arbeiten und sie im Stadttheater Gießen vor einer größeren Öffentlichkeit präsentieren.
Die Grundlage der Inszenierung ist "Das Badener Lehrstück vom Einverständnis" von Bertolt Brecht, das sich mit der grundlegenden Frage auseinandersetzt, ob der Mensch dem Menschen hilft. Die Lehrstücke, die für eine pädagogische Praxis konzipiert sind, ermöglichen einen spielerischen und zugleich analytischen Umgang mit Themen wie Solidarität, Konflikt, Gewalt und Tod. Das Stück soll von den Klassen durch eigenes, dokumentarisches Material erweitert werden. Der professionelle Aufführungsrahmen soll den Schüler_innen zeigen, dass sie Teil einer dynamischen Gesellschaft sind, mit-gestalterische Möglichkeiten haben und betont zugleich die Bedeutung des Schultheaters.
Das Außergewöhnliche an der Theateraufführung unseres Kinder- und Jugendtheaterprojektes ist, dass es am Ende zu einer Inszenierung kommt, an der ca. 250 Schüler_innen beteiligt sind. 250 Schüler_innen, die ihre individuelle Fantasie und Kreativität ausleben können und trotzdem an einer gemeinsamen Aufführung arbeiten. Dabei wird kein Regisseur seine subjektive Idee von Theater ausleben, sondern es werden viele verschiedene Sichtweisen und Fantasien gegeneinander gestellt. Mit der Aufführung wird einem demokratischen Prozess eine Form gegeben.
Die 23. Mittelhessischen Schultheatertage bewegen sich an der Grenze zwischen Bildung, Kunst und Gesellschaft. Dabei steht nicht nur die Aufführung im Mittelpunkt des Interesses, sondern auch der gemeinschaftliche Prozess. In der Kooperation sehen wir den nachhaltigen Charakter der MhSTt, die zu einer Stärkung der sozialen Kompetenzen jedes Einzelnen führt. Gleichzeitig bieten die MhSTt eine Reibungsfläche, auf der die Beteiligten lernen sollen, ihre verschiedenen Vorstellungen und Bedürfnisse einerseits stark zu machen und gleichzeitig zu verhandeln. In der Verhandlung und Lösung von Konflikten, in der Kompromissfindung und in der Rücksichtnahme auf Andere (Schüler_innen/Lehrende/Künstler_innen) versuchen die MhSTt durch kreative Prozesse eine Möglichkeit zu bieten, einen differenzierteren Blick auf die Gesellschaft zu entwickeln. Dadurch erhoffen wir uns ein nachhaltiges Umdenken über die bestehende Gesellschaft, indem wir den Schüler_innen zeigen möchten, dass jede_r Einzelne durch seine/ihre Besonderheit zu einem gemeinschaftlichen Werk beitragen kann.
Die MhSTt, als Zusammenarbeit von Kindern mit und ohne Behinderung an einer Theateraufführung, ist sowohl ungewöhnlich als auch herausfordernd.
Jede kleine Unterstützung hilft uns enorm dieses Projekt für die SchülerInnen zu ermöglichen.
Dieses Projekt ist ein kleines Projekt, das hauptsächlich von Studierenden der Angewandten Theaterwissenschaft und zwei Lehrer_innen aus Gießen organisiert wird. Wir hoffen, dass es mit Ihrer Spende möglich wird, ein außergewöhnliches Theaterprojekt zu verwirklichen.
Bei erfolgreicher Finanzierung können wir den Klassen individuelle Workshops, zum Beispiel "Chorisches Sprechen", anbieten, Fahrt- und Materialkosten erstatten. Dadurch können wir gezielt auf die Bedürfnisse aller Schüler_innen unterschiedlicher Schulstufen und Schulformen eingehen und die Teilnahme von Kindern am Projekt garantieren, denen es aus finanziellen Gründen sonst nicht möglich wäre. Durch die Aufführung im Stadttheater Gießen wird das Projekt einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Weiters soll eine Dokumentation (in Form eines Buches/Films) der MhSTt entstehen, um dieses einmalige Ereignis für alle Beteiligten und Interessierten festzuhalten.
Wir, ongoing project, sind eine Gruppe von sieben Studierenden und Theaterschaffenden (Alexander Bauer, Jasmin Jerat, Ferdinand Klüsener, Triada Kovalenko, Chris Herzog, Lisa Schwalb und Alma Wellner Bou). Unser Ziel ist es, die künstlerische Arbeit mit einer Pädagogischen zu verbinden um so ein regionales Netzwerk in Hessen entstehen zu lassen. Dieses Netzwerk soll Kindern und Jugendlichen die Chance geben, Zugang zu einem außergewöhnlichen, gemeinschaftlichen Projekt zu gewähren und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, ihre Visionen, Wünsche und Zukunfsentwürfe einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Wir möchten dazu künstlerische, pädagogische und organisatorische Hilfestellung leisten.
Weitere Informationen unter: www.ongoing-project.org
ongoing project