Ein paar Gedanken zum Crowdfunding
Der bisherige Erfolg dieser Kampagne hat Crowdfunding wieder in meiner Gunst steigen lassen. Bei meinem letzten Crowdfunding-Projekt zu den Techniker-Terminen bei der Telekom kam leider zu wenig Geld zusammen, doch das aktuelle Thema scheint den Nerv der Crowd zu treffen. Ich hatte Crowdfunding für mich ehrlich gesagt komplett abgehakt, wollte ihm jedoch noch einen letzten Versuch geben. Und dieser beruhigt mich und zeigt mir: Crowdfunding bleibt eine denkbare Alternative zur herkömmlichen Journalismusfinanzierung. Und: Nicht jedes Crowdfunding-Projekt ist erfolgreich. Auf Startnext erreichen zum Beispiel 46 Prozent der Projekte nicht das Fundingziel. Ich habe bislang, ohne dieses Projekt, drei Crowdfundings gestartet, von denen zwei erfolgreich waren. Das nicht erfolgreiche Projekt hat mich viel Aufwand und Geld gekostet.
Es scheint jedoch so zu sein, dass nur massenkompatible Themen sich für Crowdfunding eignen. Dies tangiert dieses Projekt nicht, da Wikipedia aufgrund der verbreiteten Nutzung viele Menschen interessiert, ist aber ein Problem, wenn man sich als Journalist an vermeintlich „trockene“ Themen heranwagt oder solche, die schwer vermittelbar . Das Gleiche gilt für Themen, die die Menschen nicht unmittelbar betreffen. Beim Thema Wikipedia sind alle Wikipedia-Nutzer betroffen, bei den Techniker-Terminen zum Beispiel hingegen nur Kunden, die ein Problem mit einem Techniker-Termin hatten. Dies ist sicherlich ein Manko von Crowdfunding, dessen man sich bewusst sein sollte. Wie man dieses Problem bei journalistischem Crowdfunding in den Griff kriegen könnte, wenn überhaupt möglich, darüber bin ich mir noch im Unklaren. Wer hierzu eine Idee oder gute Gedanken hat, kann diese gerne hier als Kommentar hinterlassen oder mir schreiben.
Allen UnterstützerInnen und Fans dieses Projekts danke ich vielmals! Sie haben bewiesen, dass nicht alle Menschen politikverdrossen sind, dass die Zivilgesellschaft stark ist, dass es Menschen gibt, die aus altruistischen Motiven zu geben bereit sind, und dass viele Menschen gemeinsam viel bewegen können. Das bewegt mich persönlich.
In Zeiten, in denen die Gatekeeper-Rolle von Journalisten zunehmend erodiert und hinterfragt wird, ist Crowdfunding zudem höchst demokratisch und direkt. Die Crowd bestimmt, was relevant ist und was nicht, wo, ökonomisch gesprochen, eine Allokation von Mitteln erfolgt und wo nicht. Damit erhöht sich die Bedeutung des in der Kommunikationswissenschaft beschriebenen Nachrichtenfaktors Publikumsinteresse gegenüber anderen Nachrichtenfaktoren. Dies geht sogar über die Finanzierungsphase hinaus. Denn die vielen Unterstützungen zeigen auch Medien, denen ich meine späteren Rechercheergebnisse anbiete, in messbarer Weise, dass sich Menschen für das Thema „AfD und Wikipedia“ interessieren. Das Publikumsinteresse gesellt sich damit beim Crowdfunding zur Macht eines einzelnen Redakteurs, der über Wohl und Wehe eines Themas bestimmen kann.
In dem Beitrag hieß es fälschlicherweise, zwei von drei Crowdfunding-Projekten auf Startnext seien nicht erfolgreich. Tatsächlich sind es jedoch 46 Prozent. Der Beitrag wurde am 8. Januar 2017 in diesem Punkt korrigiert.