Das erste Mal Portugal.
Ich schloss die Tür des Bauwagens von innen. Es wurde dunkel und ich merkte wie mein Herz und Lungen sich zusammenzogen. Das erste Mal, spürte ich eine lähmende Fassungslosigkeit, so dass ich keinen einzigen Gedanken erfassen konnte. Nichts. Einfach nur da sein. Das war der erste Eindruck, ein neues Gefühl, dass ich davor nicht kannte. Allein zu sein. Wirklich allein zu sein.
Ich reiste ab meinem 13 Lebensjahr immer wieder alleine durch Deutschland sowie Polen und wohnte mit frischen 18 Jahren, zwei Monate lang in Granada, Spanien. Doch die portugiesische Steppe war ein ganz anderes Kapitel.
Schnell gewöhnte ich mich an die Umstände ohne Strom, fließendes Wasser und ohne Menschen zu sein. Kurzzeitig genoss ich diese Einsamkeit so sehr, dass ich vergaß wie mein Leben davor aussah. Ich machte Entdeckungstouren, war beschäftigt mein "Überleben" zu sichern. Morgens das Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen und den Eimer in die Sonne zu stellen, damit das Wasser sich für eine Dusche etwas aufwärmt, wurde meine Lieblingsroutine.
Tief in mir drinnen wusste ich das der Tag kommen würde, an dem ich es nicht mehr aushalte. Eines Abends, als ich meine Bücher durchgelesen hatte und keine Beschäftigung fand, brach in Tränen aus, als hätte ich davor noch nie geweint. Es war furchtbar mit mir selbst zu sein. Das Chaos meiner Gedanken zu hören, die Ängste zu fühlen und zu sehen, wie weit entfernt ich von mir selbst bin.
Am nächsten Morgen fing ein neues Leben für mich an. Ich habe mich gehäutet, eine künstliche Schicht meiner selbst, die ich durch die Jahre davor konstruiert habe, abgeworfen. Ich konnte endlich durchatmen und mit diesem Moment des Friedens in mir, entfachte ein kleiner Funken der Selbstliebe.
Erst dann, als die Ruhe in mir einkehrte, erkannte ich, dass ich gar nicht alleine war. Um mich herum war die ganze Welt und ich war ein Teil von ihr.
Mitten in einem Pinienwald fand ich einen kleinen naturbelassenen See, an dem ich oft saß. Ich staunte, spielte Gitarre und schrieb vor mich hin. Eine Schildkröte streckte ihren Hals aus dem Wasser und schaute mich an. Ich war erstaunt, dass dort Schildkröten lebten, doch freute ich mich darüber wie ein kleines Kind. Ab dem Tag an, kam ich oft zum See und teilte mein Obst mit ihnen. Gleichzeitig kostete ich etwas Leben, wie es schmeckt wenn man draußen in der Natur lebt.
Als ich letztendlich wieder zurück in Augsburg war, wollte ich für mich ein Zeichen setzten. Ein Zeichen der Unabhängigkeit, der Freiheit und Entschlossenheit, meinen Weg zu gehen, egal was auf mich zukommen wird. Ich bemalte mein Gesicht mit weißer Farbe, stellte mich alleine auf die Bühne und öffnete mich. Ich erzählte euch von meinen Geschichten und teilte mit euch meine Musik.
Das war der Anfang der Schatzsuche und die Geschichte hinter dem Song "Just You And Me".