Mit 2.500 Euro können wir (die sechsköpfige Crew) mit unserem Equipment nach Albanien und wieder zurück fliegen sowie mit dem Auto durch das Land reisen.
Die albanische Auswanderungsbewegung der letzten Jahrzehnte gehört wohl zu den intensivsten weltweit. Auslöser dafür war der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in den 1990ern. Bis zum Jahr 2010 hatte fast die Hälfte der Bevölkerung Albaniens ihr Land verlassen. Auch wenn die derzeitige Migration nicht mehr das Ausmaß der letzten Jahrzehnte erreicht, spielt dennoch jeder Zweite zumindest mit dem Gedanken, sein Glück im Ausland zu versuchen. Im Jahr 2015 stellten fast 55.000 Albaner*innen einen Asylantrag in Deutschland. Das war nach Syrien die zweitstärkste Gruppe.
Die Gründe für die Massenabwanderung sind vielfältig. Albanien gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern Europas. Ein Siebtel der Albaner*innen gilt als arm. Die Arbeitslosenquote ist hoch, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, die derzeit 30 Prozent beträgt. In den vergangenen Monaten kam es außerdem verstärkt zu Demonstrationen von albanischen Studierenden gegen ein korruptes Bildungssystem und unbezahlbare Studiengebühren. Der Protest hat sich inzwischen auf die restliche Bevölkerung ausgeweitet, die es nun auch auf die Straßen Tiranas zieht. Man wirft der Regierung Korruption und Verbindungen zum organisierten Verbrechen vor. Insbesondere der Drogenanbau und -handel gilt als ein schwerwiegendes Problem. Albanien gilt als Europas größter Produzent von Cannabis. Das Versprechen von schnellem Geld treibt viele Jugendliche dazu, über kriminelle Wege Geld zu verdienen.
Angesichts dieser Probleme erscheint vielen Albaner*innen die Flucht als einzige Option, sich ein menschenwürdiges Leben aufzubauen. Auch wenn sie in der EU meist keine Chance auf Asyl haben. Diese Migrant*innen werden in Deutschland oft abwertend als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. Bürger des Globalen Nordens begegnen ihnen oft mit Unverständnis, Ablehnung und sogar Hass. Mit unserer Dokumentation wollen wir Vorurteile abbauen, indem wir für die Lebensrealität in Albanien sensibilisieren und die Gründe für die Auswanderung zeigen.
Wir begleiten einen jungen Mann aus einem Vorort Tiranas, der eine Ausbildung macht, um seinen Weg aus der dort herrschenden Armut und Kriminalität zu finden. In einem abgelegenen Bergdorf lehnt sich eine Frau gegen die dort herrschenden patriarchalischen Strukturen auf, indem sie nach finanzieller Unabhängigkeit strebt. Ein junger Mann versucht, sich nach einem gescheiterten Auswanderungsversuch ein neues Leben aufzubauen und nicht in Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit abzurutschen.
Während wir ein authentisches Bild der albanischen Jugend zeichnen wollen, soll unser Film auch ein kaum dokumentiertes Gefühl von Hoffnung und dem Verlangen nach Veränderung spürbar machen. Deshalb wollen wir mehrere soziale Organisationen vorstellen, die tagtäglich daran arbeiten, die Lebenssituation vor Ort zu verbessern. Doch auch diese Arbeit hat Grenzen. So sind diese Initiativen meist auf Spenden aus dem Ausland angewiesen, da es vom eigenen Staat keine finanzielle Förderung gibt. Daraus resultiert eine enorme Abhängigkeit, die eine langfristige Planung und damit eine Arbeit, die nachhaltig wirkt und verändert, kaum möglich macht.
Unsere Ziele:
Mit dem optimistischen, aber dennoch authentischen Bild der albanischen Jugend, das wir in unserem Film zeigen wollen, möchten wir die Zuschauer*innen auf die Herausforderungen aufmerksam machen, denen junge Albaner*innen gegenüberstehen. So wollen wir den Menschen eine Stimme geben, die sonst - wenn überhaupt - nur Gegenstand von Unterhaltungen sind. Wir wollen eine Perspektive auf ein Thema bieten, das in den deutschsprachigen Medien quasi nicht stattfindet – ohne eine Meinung darauf vorzugeben.
Jungen Menschen Interesse für den Anderen, Toleranz für Lebensmodelle aller Art und einen empathischen Blick ohne Mitleid zu vermitteln, ist in einem politischen Klima der Abschottung wichtiger denn je. Deshalb wollen wir neugierig machen auf ein Land und seine Menschen, motivieren zum interkulturellen Austausch und anregen zu einem gesellschaftlichen Dialog – für ein offenes Europa, das zusammenhält und nicht weiter auseinanderdriftet.
Uns geht es darum, einen Prozess des Umdenkens anzustoßen, in dem gesellschaftliche Umstände nicht als unumstößliche Fakten, sondern als veränderbarer Zustand wahrgenommen werden. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sollen die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Lebensrealität vor dem Hintergrund globaler Ungerechtigkeit einzuordnen und auch kritisch zu betrachten. Dabei geht es darum, die Menschen zum Nachdenken anzuregen und es ihnen zu ermöglichen, sich eine eigene Meinung zu bilden, anstatt vorgefertigte Ansichten zu übernehmen. Gerade in Zeiten von wachsendem Populismus und fake news ist dies ein wichtiger Bestandteil der Medienkompetenz, die wir dringend benötigen. Auch deshalb ist für uns die Auseinandersetzung mit dem Film im Film – in Form von selbstreflexiven Momenten, die die Produktionsbedingungen einbeziehen – eine entscheidende Überlegung, um auf die Subjektivität jeglichen medialen Produkts aufmerksam zu machen. Erfolgreich ist unser Filmprojekt deshalb, wenn wir vor allem junge Menschen dazu bringen, über ihren eigenen Lebensalltag hinauszublicken und die Dinge immer wieder zu hinterfragen. Denn diese kritische Reflexion ist der erste, aktive Schritt für mehr globale Gerechtigkeit.
Unsere Zielgruppe:
Die Kernzielgruppe unseres Films sind Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Dokumentation handelt von Menschen, die mit Fragen nach Zukunft und Identität konfrontiert sind – Herausforderungen, mit denen sich auch Jugendliche im Globalen Norden identifizieren können. Dennoch sind junge Albaner*innen in einer vollkommen anderen Lebensrealität zuhause. Eine Gelegenheit den jungen Erwachsenen nicht nur den Alltag in einem anderen Land, einem Land des Globalen Südens, deutlich zu machen, sondern ihnen durch den Kontrast auch ihre eigene Lebenswelt bewusst zu machen.
Das Medium Film eignet sich hierfür besonders gut, da abstrakte entwicklungspolitische Zusammenhänge an individuelle Geschichten und Personen gekoppelt leichter zugänglich und nachzuvollziehen sind. So kann unser Film beispielsweise im Schulunterricht oder in anderen Bildungseinrichtungen als Einstieg in eine Diskussion über soziale Verantwortung in einer globalisierten Welt und gesellschaftspolitisches Engagement genutzt werden. Selbstverständlich bietet sich diese Möglichkeit auch für Erwachsene, beispielsweise bei Informations- und Diskussionsabenden in Verbindung mit einem Screening des Films.
Über die Auswertung im deutschsprachigen Raum hinaus sind sowohl eine Version mit albanischem Originalton für die Verwertung in Albanien sowie eine Version mit englischen Untertiteln geplant, die international eingesetzt werden kann.
... weil du Menschen eine Stimme gibst, die kaum gehört werden.
... weil du einen Einblick in das Leben junger Menschen bekommst und mit ihren Herausforderungen konfrontiert wirst.
... weil du einen Blick über den Tellerrand deines eigenen Alltags werfen und etwas über ein Land erfahren möchtest, das in unseren Medien kaum vorkommt.
... weil du damit einen Beitrag für Austausch und gegen Ausgrenzung leistest.
... weil du schon mit einer kleinen Summe viel dazu beiträgst, dass dieser Film realisiert wird.
... weil du damit junge studentische Filmemacher*innen unterstützt.
... und natürlich, weil du dir eines unserer tollen Dankeschöns aussuchen kannst.
Bei einer erfolgreichen Finanzierung unseres Projekts fließt ein Großteil des Geldes in die Bezahlung der Flüge, der Unterkünfte sowie den Transport in Albanien. Das sind die grundlegenden Ausgaben, die unsere Dokumentation erst möglich machen.
Außerdem benötigen wir etwas Geld, um unser technisches Equipment zu vervollständigen. Vieles, wie Kamera und Objektive, können wir selbst zur Verfügung stellen. Um uns aber auf die Gegebenheiten des dokumentarischen Arbeitens einzustellen, müssen wir unser Equipment an der ein oder anderen Stelle ergänzen.
Cornelia (26) arbeitet als Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte und verkörpert den sozialen Anspruch des Films. Sie hat täglich mit den Schicksalen von Menschen zu tun, die nach Deutschland ausgewandert sind. Cornelias Aufgabe im Bildungsbüro des Landkreises Erlangen-Höchstadt ist es, sich für mehr Bildungsgerechtigkeit einzusetzen und somit die Integration nachhaltig zu fördern sowie das Zusammenleben in den Kommunen zu stärken. Cornelia arbeitet als Redakteurin an diesem Film und ist für den Kontakt zu Protagonist*innen sowie sozialen Organisationen vor Ort zuständig.
Elena (26) hat ein abgeschlossenes Studium in Medien und Kommunikation (Schwerpunkt Journalismus). Während eines sechsmonatigen Praktikums bei einem Fernsehsender in München konnte sie Erfahrung in der Produktion von Inhalten für TV, Radio, Print und Web sammeln. Außerdem hat sie sich mehrere Jahre beim Uniradio engagiert, unter anderem als Ressortleiterin der Nachrichtenredaktion. Elena studiert seit 2015 Wirtschaftswissenschaft in Nürnberg, um ihren journalistischen Blick um betriebswirtschaftliches Wissen zu ergänzen. Sie ist die Produzentin dieses Films und wird beim Dreh als Aufnahmeleitung dabei sein.
Yvonne (26) hat ebenfalls ein abgeschlossenes Studium in Medien und Kommunikation (Schwerpunkt Journalismus). Während ihres Studiums hat sie das Uniradio als 1. Vorstand geleitet. Nach journalistischen Erfahrungen bei TV, Radio, Print und Web studiert sie aktuell Filmwissenschaft an der FU Berlin. Seit sechs Jahren dreht sie Filme als Regisseurin und Kamerafrau und übernimmt auch bei diesem Film den Posten der Kamerafrau. Sie hat bereits Erfahrung in der Arbeit mit einer Bandbreite an Equipment (ARRI, Blackmagic, DSLR) sowie unter verschiedensten Drehbedingungen (Arbeit mit künstlichem wie natürlichem Licht, Nachtdrehs, Drehs mit Kindern) gesammelt.
Die folgenden Organisationen unterstützen uns seit unserer Recherchereise im September 2018 bei der Arbeit an unserer Dokumentation. Einzelne Mitarbeiter*innen werden zum Teil auch aktiv in die Dreharbeiten einbezogen.
SHKEJ, Haus Eden: Das Kinderhaus Eden ist ein Kinder- und Jugendzentrum in einem Brennpunktviertel eines Vorortes von Tirana. Die Non-Profit-Organisation hat zum Ziel, Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien in allen Lebensbereichen zu unterstützen, vor allem aber im Bereich Schule und Bildung sowie bei der Integration in den Arbeitsmarkt.
Today For The Future: Das Netzwerk Today For The Future setzt sich für die Gleichstellung von Frauen, vor allem in ländlichen Regionen Albaniens ein. Die Arbeit betrifft die ganze Gemeinde und bietet neben der Beratung für Frauen auch Angebote für Kinder und Jugendliche.
Caritas St. Pölten: Die österreichische Caritas St. Pölten unterstützt viele Organisationen im Balkan, so auch in Albanien. Neben einer finanziellen Förderung der NGOs SHKEJ und Today For The Future werden diese auch organisatorisch und strategisch in ihrer Arbeit unterstützt.
Peace Corps: Das in den USA etablierte Freiwilligen-Programm Peace Corps entsendet jährlich Freiwillige nach Albanien. In dem Bergdorf Puka bemühen sich z.B. die für zwei Jahre stationierten Jugendlichen, die regionalen Agrarbetriebe und den Tourismus vor Ort zu fördern.
DIMAK: Das Deutsche Informationszentrum für Migration, Ausbildung und Karriere (DIMAK) wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) gefördert und bietet zum einen Beratung für Albaner*innen bei der Reintegration in das Heimatland an, wenn eine Migration nach Deutschland gescheitert ist. Zum anderen beraten sie Albaner*innen, die nach Deutschland auswandern möchten und zeigen legale Wege der Migration auf.
Filmcrew