Aus dem Nähkästchen: Die Form von "Amoralisch"
Über den Inhalt von "Amoralisch" habe ich schon einiges gesagt. Heute will ich zur Abwechslung etwas über die Form des Buches erzählen.
"Amoralisch" ist ein Krimi geworden. Ich hätte die Geschichte auch als Thriller oder Science-Fiction-Roman erzählen können, aber das hätte weder zum Thema noch zur Stimmung gepasst. Darüber hinaus ist der Kriminalroman nicht nur ein lebendiges literarisches Genre, sondern auch eine der wenigen kanonischen Formen, die uns Autoren zur Verfügung stehen. Pablo de Santis nennt die Detektivgeschichte einen "Rettungsanker" und stellt fest, dass es "heutzutage auch kaum noch einen großen Schriftsteller [gibt], der nicht mit dem Formrepertoire des Kriminalromans spielt".
Ich persönlich halte den Krimi für eins der wandelbarsten Literatur-Genres. Von Chandlers lakonischen Marlowe-Büchern zu Stieg Larssons Millenium-Trilogie, von Agatha Christie bis hin zu den leisen Geschichten des Langeners Jan Costin Wagner hat es so viel mehr zu bieten als "Wer war's?". Für Philip Strassers Geschichte ist der Krimi darum genau die richtige Form.
Ich erzähle "Amoralisch" ausnahmslos aus Strassers Blickwinkel, und zwar in der Ich-Perspektive. Diese habe ich bewusst gewählt. Ich wollte die Geschichte nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch in seinen Worten erzählen, um eine möglichst enge Bindung zwischen Leser und Figur herzustellen. Wer "Amoralisch" liest, soll mit Strasser lachen, mit ihm leiden und ihn sogar hin und wieder für ein Arschloch halten. Aber nie, nie, nie soll es passieren, dass Strasser dem Leser egal ist.
Kriminalroman und Ich-Perspektive sind nur zwei der formalen Entscheidungen, die ich beim Schreiben des Manuskripts treffen musste. Dazu kommen viele andere – zum Beispiel habe ich auf eine Einteilung in Kapitel verzichtet –, doch ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Das Buch soll schließlich noch ein paar Überraschungen bereit halten…