Interview - Holger Heiland
Was hat dich an der Ausschreibung gereizt?
Mare Nostrum ist ein Text aus einer kleinen Reihe über einen Umbruch im Leben seines Protagonisten, die zu Beginn der 2000er spielt. Also zu einer Zeit, in der das Mittelmeer noch nicht allein als Chiffre für verfehlte und unmenschliche europäische Politik (beziehungsweise Politikverweigerung, begreift man Politik als Möglichkeit zur Gestaltung und nicht nur der Abschottung) herhalten musste. Ich hatte ihn Victoria zunächst in einem anderen Zusammenhang vorgestellt, fand ihre Idee, ihn für eine gerade im Entstehen begriffene Anthologie zum Thema Zerschlagen zu verwenden, aber sofort interessant. Gerade einem ganz vom Innerlichen ausgehenden und aus privater Zerschlagenheit die Welt in den Blick nehmenden Text kann ja – schon aus therapeutischer Sicht – nur wenig Besseres passieren, als mit ganz anderen Ansätzen zusammengeschmissen zu werden. Und dann schaut man, wie alles reagiert.
Persönliche Definition von Zerschlagen?
Kaputt. Kaputtsein als auslotbarer Zustand, aus dem man zum punkmäßig aktiven Zerschlagen als Voraussetzung für Neues übergehen kann. Kathartisch.
Was hat dich zu deinem Text inspiriert?
Wie meist geht es darum, aus einem eher unreflektiert empfundenen Gefühl oder einem Zustand, dem man sich ausgeliefert sieht, einen Zugang zur Welt zu entwickeln. Also vom Erleiden der Zerschlagenheit immerhin einen Schritt weit in Richtung Analyse zu kommen. Oder zu sprachlicher Form. Zu Text. Praktisch kommen im Prozess in der Regel viele ganz verschiedene Inspirationen oder Trigger zusammen. Hier zum Beispiel ganz wesentlich die Landschaft, durch die ich mich – aktuell ziemlich anders gestimmt –. bei der ersten Idee für die Erzählung bewegt habe.
Autorenprofil:
Holger Heiland beim VHV-Verlag