Die 1. Probe - Die Geschichte mit der Wäscherin
Am nächsten Morgen um 10h waren wir also zum Proben im Casa Musica verabredet.
Das Casa Musica liegt auf dem freien Theatergelände, am Ende eines trichterförmigen Ganges, in dessen Mitte eine ebenso trichterförmige Pflanzeninsel liegt. Zur linken und rechten Seite befinden sich die Zimmer der Musiker und Tänzer.
Ich kam gerade von meiner morgendlichen Meditation im Dachstuhl des gegenüberliegenden Gebäudes. Auf dem Weg zur Probe durchschossen mich Zweifel. "Darfst Du allein als Frau dort überhaupt hin? Was machst Du hier überhaupt? Du wolltest nach dem Festival endlich mal schwimmen im Meer.., mit den Fischern aufs Meer fahren und das Dorf hast Du auch noch nicht richtig gesehen...Und jetzt gehst Du schon wieder proben..." Mein Körper hörte nicht auf die Gedanken, er lief einfach weiter, bis er vor dem Casa Musica stand.
Lassana kochte Zucker mit Tee (andersrum wäre gelogen). er gab mir ein kleines Glas. "Ca va? Oui, ca va bien, merci!" Dann waren meine französischen Grundkenntnisse auch schon aufgebraucht. Ich schnappte mir schnell eine Gitarre, bessergesagt, die einzige Gitarre, und schaute, ob das Gitarrenriff wiederkommen wollte. Es kam. Und mit dem Riff kamen alle Musiker aus ihren Zimmern, gemütlich natürlich. Tee trinken, Trommeln holen. Hinsetzen. Freuen. Ca va? Oui ca va, merci! Spielen.
Nach den ersten gemeinsamen Takten war es gleich wieder da. Das Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, ohne dass es kitschig klingt. Also lass ich es.
Ein paar Meter weiter sass auf einem Stein eine Frau, die Wäsche in einer Schüssel wusch. Sie schaute ab und zu herüber. Kurzerhand nahmen wir unsere Instrumente und setzten uns um sie herum auf den Boden.
Im Senegal ist es nicht üblich, öffentlich zu weinen. Wer einmal die Hilflosigkeit eines senegalesischen Mannes gesehen hat, wenn eine Frau weint, wird sicher versuchen, das Weinen zu vermeiden. Ich spreche aus Erfahrung.. Hier sass sie nun, umzingelt von 6 Senegalesen, einem Franzosen und einer Deutschen. Und alle singen "achte Deine Mama" und "Ich suche meine Mama". Genau, es war unmöglich, nicht berührt zu sein. Ihre Tränen, besser gesagt, ihr Versuch, sie zu unterdrücken waren so bewegend, dass ich mitweinen musste. Desaster. 2 Frauen, die weinen... aber da fiel mir zum Glück doch noch der 2. Baustein meines Grundwortschatzes in französisch ein: Cest la vie... Wir entschieden, am Abend ein kleines Konzert im Theaterrestaurant für alle Mütter und Frauen des Ortes zu geben. Bis zum Abend hatten wir auch schon unser 2.Lied.