Buch "Friedrichshain kocht" mit Rezepten und Porträts
Wir haben das Glück, dass wir jeden Tag viele kreative und visionäre Projekte begleiten können und dabei viele Geschichten von den Startern erfahren, die uns einen Blick hinter die Kulissen eines Crowdfunding-Projekts erlauben. Jede Woche stellen wir euch in unserer Serie "Meet the Starters" einen Projektstarter und sein Crowdfunding-Projekt vor. Heute im Interview: Cornelia Temesvári von der Genossenschaft Berliner Büchertisch, die schon das zweite Projekt über Startnext finanziert.
Wer bist du und was machst du?
Ich bin Cornelia Temesvári und arbeite am Berliner Büchertisch. Wir nehmen Buchspenden entgegen und verteilen diese hauptsächlich an Schulbibliotheken, aber auch andere Einrichtungen können sich mit einer Bitte um Bücher an uns wenden. Unser Ziel ist es, Lesestoff und damit kulturelle Teilhabe für möglichst viele Menschen, unabhängig von ihrer Einkommenssituation zu ermöglichen; deshalb haben wir verschiedene Leseförderprojekte ins Leben gerufen. Im Juli haben wir einen dritten sozialen Buchladen in Berlin eröffnet, den wir über ein Crowdfunding bei Startnext finanziert haben. Daneben laufen bei uns andere Projekte, aktuell das Buchprojekt "Friedrichshain kocht". Das ist ein Buch, das 55 verschiedene Vereine, Initiativen, Kiezläden und engagierte Menschen aus Friedrichshain in Interviews und Porträts vorstellt – jeder der Porträtierten liefert außerdem ein Lieblingsrezept mit.
Warum ist es dir wichtig, das Projekt zu realisieren?
Das Buch stellt so viele spannende Geschichten und Menschen vor, die den Bezirk gestalten und die gehört werden sollten. Es gibt Denkanstöße für Leute, die nach der Sinnhaftigkeit ihres Jobs fragen, die selber Projekte auf die Beine stellen wollen oder die diesen Teil Berlins jenseits der Touristenströme entdecken wollen. Und damit das Buch darüber hinaus noch einen zusätzlichen Nutzwert hat, haben alle vorgestellten Menschen und Einrichtungen mit uns gekocht und ein Lieblingsrezept beigesteuert. Wir haben jetzt ein fertiges Produkt: das Team, die Fotografin, die Grafikerin – alle haben bereits enorm viel Liebe, Herzblut, Kraft und Zeit in dieses Buch gesteckt, das wunderschön geworden ist. Alles, was jetzt noch fehlt, ist das Geld für die Druckkosten.
© Fotos: Patricia Schichl
Welche Erfahrungen hast du durch das Crowdfunding gesammelt?
Crowdfunding ist toll, weil viele unterschiedliche potentielle Unterstützer damit erreicht werden können. Bei unserem ersten Crowdfunding kamen noch Monate später Interessenten für eine ehrenamtliche Mitarbeit auf uns zu, die uns über unsere Projektdarstellung bei Startnext gefunden haben und die unsere Kampagne angesprochen hat. Es geht eben absolut nicht nur darum, Geld zu sammeln. Auch Leute, die vielleicht kein Geld geben wollen, können das Projekt voranbringen.
Aber Crowdfunding ist auch sehr nervenaufreibend, weil der Ausgang offen ist und man im Vorfeld nicht sicher sein kann, ob sich die investierte Zeit auszahlt. Es ist sicher gut, sich bereits vorher einen Plan B zu überlegen.
Welchen Crowdfunding Tipp kannst du zukünftigen Startern weitergeben?
Ich denke, es ist gut, sich schon im Vorfeld so viel Unterstützung und Multiplikatoren wie möglich zu suchen - allein, ohne Netzwerk und ohne Mitstreiter macht Crowdfunding eigentlich wenig Sinn. Und es ist sicher hilfreich, nach Möglichkeit viel Zeit und Energie für die Kampagne verfügbar zu haben. Das ist natürlich nicht immer möglich, wenn der normale Job und andere Projekte nebenbei mitlaufen. Damit das Crowdfunding ein wirklicher Erfolg wird, finde ich es auch wichtig, alle Kosten ordentlich zu kalkulieren, und dabei auch die Kosten für die Dankeschöns nicht zu vergessen.
Wie geht es bei eurem Projekt weiter?
Noch bis zum 7. Dezember haben wir Zeit, die benötigten 13.000 Euro zusammenzubekommen. Wir sind vorsichtig zuversichtlich, dass wir mit Hilfe der Unterstützerinnen und Unterstützer den noch fehlenden Restbetrag schaffen und das fertige Buch bald in den Händen halten und in den Buchhandel geben können.