Crowdfunding und Filmfinanzierung: Das Experiment “The Race” von Iron Sky im Rückblick
Die Sciene-Fiction-Parodie Iron Sky ist das größte und bisher erfolgreichste Crowdfunding-Filmprojekt weltweit. Im April diesen Jahres haben die Filmemacher ein Experiment begonnen: das Crowdfunding Race. In einer Art Wettrennen auf 8 internationalen Crowdfunding-Plattformen wollten die Filmemacher insgesamt 300.000€ für den Film von der Crowd einsammeln; auf jeder Plattform ungefähr 50.000€. In Deutschland konnte der Kinofilm Iron Sky auf startnext.com unterstützt werden. Warum es nicht so gelaufen ist, wie geplant, erfahrt ihr in dem Blog-Beitrag ...
Plattformübergreifendes Crowdfunding: 300.000€ als Projekt-Ziel
300.000€ in nur 2 Monaten ist ein ambitioniertes Ziel, welches leider nicht erreicht wurde. Am 31.5. liefen die Projektlaufzeiten und auf keiner Plattform wurden die jeweils benötigten 50.000€ eingespielt. Da ein Teil der beteiligten Plattformen nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip arbeiten, bleiben nach dem Crowdfunding-Experiment unter dem Strich nur 4.211€ zusammen. Oliver Damian von der deutschen Produktionsfirma 27 Films von Iron Sky hat in seinem Blog-Beitrag auf Startnext The Race kommentiert: "Nun, trotz des Erfolges von Iron Sky, haben wir es nicht geschafft unser Ziel zu erreichen. Selbstkritisch reflektiert müssen wir dazu sagen, dass wir vermutlich die bisherige Verbreitung von Crowdfunding als zu hoch eingeschätzt haben und somit auch unser Ziel einfach zu hoch gesteckt war. Vielleicht haben auch unsere Dankeschöns nicht wirklich 'gezogen' und konnten nicht genügend Menschen überzeugen. Oder die Leute hatten das Gefühl, dass wir das Geld nicht wirklich brauchen, da der Film so oder so fertig gestellt werden würde?”
Diese Bedenken der Community sind bei dem Film in dem Stadium, also nach dem Dreh, natürlich nachvollziehbar. In der Regel wollen Fans einen Film möglichst unterstützen, damit er überhaupt entstehen kann. Das Crowdfunding-Experiment “The Race” wurde jedoch initiiert mit dem Ziel die Bugetüberschreitung auszugleichen, da während der Dreharbeiten u.a. wegen eines Schneesturms das Produktionsbudgets massiv überzogen. Damit Iron Sky wie geplant mit allen Special Effects realisiert werden kann, wollten die Filmemacher die Fans bei der Finanzierung miteinbinden.
Auch wenn das Race nicht geklappt hat, ist ist dieses Experiment für die Crowdfunding-Bewegung allemal ein Zugewinn, denn erstmals konnten verschiedene Plattformen ihre Systeme unter Beweis stellen. Auf Startnext konnten in der kurzen Zeit von 2 Monaten immerhin 4484€, also knapp die Hälfte der insgesamt ca. 10.000 gesammelten Euro akquiriert werden. Damit zeigt sich die Community auf Startnext, auch mit relativ hohen Unterstützungssummen am engagiertesten. Auch die Zahl der Unterstützer wird durch die Startnext-Community angeführt. In diesem Vergleich liegt Startnext sogar vor internationalen Plattformen, wie indiegogo.com , sponsume.com, interator.com und pozible.com, die am Crowdfunding Race beteiligt waren.
(Quelle: The Race was good, but the road was bad)
Als Plattform-Betreiber haben wir natürlich auch ein kleines Resümee gezogen und überlegt warum das Projekt nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Da Crowdfunding ein Lernprozess für alle ist, möchte wir unsere Einschätzung gerne mit euch teilen.
Was wir vom Crowdfunding Race lernen können!
Zunächst fanden wir es recht schade, dass das Projektvideo nicht direkt auf die Crowdfunding-Story eingegangen ist. Als Fan oder Unterstützer möchte man nicht nur die Projektidee kennenlernen, sondern auch die Protagonisten hinter dem Film. Der Blick hinter die Kulissen ist ein großer Anreiz für Crowdfundfunder - deshalb finden wir es sehr wichtig, dass die Projektstarter sich persönlich vorstellen und damit einen Eindruck von ihrer Person vermitteln. Denn zuerst braucht es Vertrauen, bevor ein Crowdfunder Geld gibt. Der Betrag von 50.000€ ist für die deutsche Crowdfunding-Szene noch recht hoch - aus unserer Sicht hat das Projekt jedoch Aussicht auf Erfolg, wenn die Dankeschöns einzigartig sind und den Unterstützer möglichst involvieren. Der Regisseur Timo Vuorensola ist außerdem der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, sein Projekt auf mehreren Crowdfunding-Plattformen zugleich einzustellen: “The first mistake was to launch Iron Sky over multiple platforms. This creates immediate confusion among the followers; too many options turns a lot of interested people away. It would be better to focus the Crowdfunding efforts on just one platform, maybe two if the other one is somehow specialized (like very strong in an important region or something like that).” (Quelle: The Race was good, but the road was bad) Für alle, die sich vertieft mit dem plattformübergreifenden Crowdfunding-Experiment “The Race” beschäftigen wollen, empfehlen wir die lesenswerte Analyse des Regisseurs Timo Vuorensola.
Wie geht es nun weiter mit Iron Sky?
Die Macher von Iron Sky haben das Experiment selbstkritisch reflektiert und sich entschieden das Crowdfunding nur auf einer Plattform fortzusetzen, mit dem Projekt Iron Sky 2 auf Startnext. Hier könnt ihr mehr über Iron Sky 2 erfahren.