stoersender.tv: Crowdfinanziertes TV-Programm
Es gibt Crowdfunding-Projekte, die eigentlich nicht enden müssten oder sollten, weil auch nach der Deadline immer noch zahlreiche Menschen das Projekt weiter unterstützen wollen. So ist es beim Projekt "stoersender.tv". Das Projekt von Stefan Hanitzsch und dem 85jährigen Kabarettisten Dieter Hildebrandt hat auf Startnext sämtliche Rekorde gebrochen und ist mit einer Summe von rund 150.000€ das erfolgreichste Crowdfunding-Projekt auf einer deutschen Plattform. Mit der Idee ein Internet-TV-Programm mit unabhängigem Kabarett und Journalismus zu starten, hat er sich nicht nur die Unterstützung von rund 3.000 Supportern gesichert, sondern auch viele prominente Kabarettisten wie Gerhard Polt, Urban Priol oder Erwin Pelzig um den Störsender versammelt.Wir haben Stefan Hanitzsch, dem Projektleiter zum Störsender interviewt.
Dieter Hildebrandt sagt in eurem ersten Crowdfunding-Pitch-Video "Er hat sich vorm Fernsehen verabschiedet." War das der Grund dafür ein Internet-TV-Sender zu initiieren oder was steckt genau hinter der Störsender-Idee?
Die Idee ist, den Protest aus der Occupy-Bewegung in die Medien zu bringen. Wir sind empört und wollen uns engagieren. Alte und neue Nazis und andere Extremisten wollen die Demokratie abschaffen. Diese Leute möchten wir stören. Der Geist von Stephane Hessel wird uns hoffentlich beistehen. Ein großer Mann, der nie aufgehört hat zu kämpfen. Chapeau. Auf der anderen Seite werden wir im positiven Sinne stören und Alternativen aufzeigen.
Warum habt ihr euch entschieden den Störsender ausgerechnet über Crowdfunding zu finanzieren?
Eine Finanzierung durch Werbung oder einen Mobilfunkanbieter oder einen öffentlich-rechtlichen Sender bringt gewisse Abhängigkeiten mit sich. Das wollten wir vermeiden. Crowdfunding ist das demokratischste, was das Internet bislang hervorgebracht hat. Startnext ist in Deutschland die ideale Plattform für Kreative.
Wir haben vor dem Start eurer Crowdfunding-Kampagne ja noch über das hohe Fundingziel von 125.000€ diskutiert. Am Ende steht das Projekt sogar bei unglaublichen 150.000€. Warst du überrascht von der großen Resonanz?
Ich hätte gedacht, dass es etwas knapper wird, dennoch habe ich immer an das Projekt und an die vielen Empörten geglaubt, und daran, dass sie Dieter Hildebrandt und diese Idee unterstützen werden.
Hast du für andere Crowdfunding-Projektinitiatoren ein paar Tipps, wie man ein Projekt kommuniziert um so viel Menschen zu erreichen, wie es euch gelungen ist?
Durch Dieter Hildebrandt und die vielen anderen Künstler haben wir auf Anhieb eine große Aufmerksamkeit bekommen. Das ist ein großer Vorteil und kaum vergleichbar. Leidenschaft ist in jedem Fall gut. Wer für sein Projekt brennt, kann auch andere anstecken.
Als Unterstützer vom Störsender ist man ein "Very Intelligent Freiheitskämpfer" und hat ein Wahlrecht. Was bedeutet das genau, wie viel darf der Unterstützer beim Störsender mitmischen?
Es wird gleich ab der ersten Sendung die Möglichkeit geben, die Störereien mit zu beeinflussen. Wir werden nicht alle Themen und nicht alle Störereien gleichzeitig realisieren können. Da binden wir die VIP ein und geben Richtungen zur Auswahl. Außerdem stimmen die VIP z.B. ab, wer das "Hannelore-Spieß-Rutenlauf-Diplom" bekommt. Das ist ein Preis für den bürgerfernsten Politiker. Es wird übrigens auch für diejenigen, die sich das Abo nicht leisten können, die Möglichkeit geben, den VIP-Status zu erwerben durch soziales Engagement.
Ihr habt knapp 3.000 Supporter bei eurem Projekt. Wie genau wollt ihr eure Unterstützer in den Störsender miteinbeziehen und welcher Aufwand glaubst du kommt da auf euch zu?
Hoffentlich werden es noch viel mehr! Die Unterstützer werden sich nämlich an den Störereien beteiligen, denn einige Aktionen können nur dann wirken, wenn sich sehr viele Menschen gleichzeitig engagieren. Der Aufwand ist schon jetzt riesig, Tendenz steigend. Zum Glück gibt es mittlerweile mehr Hände, die anpacken können. Bislang hab ich das fast komplett allein bewältigen dürfen.
Viele prominente Kabarettisten und Journalisten sind durch das Crowdfunding-Projekt auf den Störsender aufmerksam geworden. Welche Rolle werden diese zukünftig beim Störsender spielen?
Die Kabarettisten beteiligen sich am Programm und natürlich auch an den Störereien. Die Journalisten können bei uns Themen unterbringen, die in den "normalen" Medien nicht oder zu wenig beleuchtet sind.
Wie geht es weiter? Was sind die nächsten Schritte? Wann dürfen wir die 1. Folge Störsender sehen?
Im Augenblick wird gleichzeitig gedreht und das Jahr geplant. Jede der 20 Sendungen hat ein Schwerpunkt-Thema, behandelt aber auch die aktuelle Lage. Die erste Folge kommt in der letzten Märzwoche! Zum Glück ist die schon weitgehend im Kasten.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für den Start vom Störsender!