Mutige gestalten die Zukunft
Wie eine Dorfgemeinschaft in der Uckermark das Paradies gestaltet
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Wie eine Dorfgemeinschaft in der Uckermark das Paradies gestaltet

Anna Theil
23.08.2016
4 min Lesezeit

Eine Dorfgemeinschaft in der Uckermark hat das "Paradies" gekauft, eine 100 Jahre alte Streuobstwiese. Hier nisten Vögel, zwischen alten Obstbäumen wachsen seltene Blumen und es ist auch ein ganz besondererer Ort für die Dorfgemeinschaft. Sie wollen die Wiese im Sinne des Naturschutzes erhalten, als Biotop und offene Obstwiese für ihr Dorf. Gleichzeitig wollen sie mit ihrem Projekt zeigen, wie Dörfer selbstbestimmt und zukunftsorientiert handeln können … wir haben den Starter Christian Stollwerk dazu interviewt.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Hinter der Kampagne für das Paradies steht der Dorfgemeinschaftsverein "Battin e.V." in der Uckermark. Wir sind Wochenendgärtner, Landwirte, Battiner von Kindesbeinen an, zugezogene Stadtflüchtige und und und – gemeinsam haben wir unseren Verein gegründet, um die Zukunft unseres Dorfes mitzugestalten, um lokale Planung, Gestaltung und bürgerschaftliches Engagement vor Ort organisieren und entwickeln zu können.

Die Kampagne "Paradies gestalten" ist unser erstes Vereinsprojekt. Künftig wollen wir uns neben dem Naturschutz auch anderen Themen zuwenden, etwa der Förderung von Kunst und Kultur, der Denkmalpflege und der Jugend- und Altenhilfe. Mit unserem Verein wollen wir Wege aufzeigen, dass Dörfer nicht nur Rückzugsorte für Großstädter sind, sondern Orte, an denen sich Zukunft gestalten lässt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Ich selbst habe als Projektstarter schon mehrere Kampagnen umgesetzt, einmal im Filmbereich, zweimal in der Flüchtlingshilfe. Als es sich abzeichnete, dass der Verein die Gelegenheit hat, "das Paradies" zu kaufen, hierfür aber die finanziellen Mittel fehlen, lag es nahe, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. Naturschutz vor der Haustür, der Erhalt von Streuobstwiesen – das sind Themen, die bei Crowdfunding-Projekten bislang wenig thematisiert wurden, auch sind wir erst die zweite Kampagne in der Uckermark. Daher rechnen wir uns gute Chancen aus, die Kampagne erfolgreich zu Ende zu führen.

Warum ist es euch wichtig, das Projekt zu realisieren?

Im Kleinen ist die Streuobstwiese Paradies für unser Dorf von großer Bedeutung. Viele Battiner Familien sind dort immer zum Obst pflücken oder zum Picknick hingegangen und haben heute noch durchweg positive Erinnerungen an diesen besonderen Ort. Der gemeinsame Kauf der Wiese ist für uns etwas ur-demokratisches – wir erhalten die Wiese für die Dorfgemeinschaft.

Im Großen ist eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne in diesem Bereich ein schönes Signal für die Region, die ja sonst eher von schlechten Nachrichten über Wegzug und Leerstand geprägt ist. Auf Grund der Knappheit der kommunalen Mittel in der Gegend kann unsere Kampagne Im Idealfall auch andere inspirieren, alte Dörfer mit neuen Ideen zu füllen und diese umzusetzen.

Mit wem würdet ihr gerne zusammen arbeiten?

Wir wollen gerne das Thema "innovative Dörfer" weiter ausbauen und uns mit Menschen und Organisationen vernetzen, die hierzu arbeiten. Wie können junge Leute in der Region gehalten und Arbeitsmöglichkeiten vor Ort gestalten werden? Wie kann man auch als älterer Mensch seinen Hof behalten. Zu diesen Themen wollen wir uns gerne mit anderen Akteuren vernetzen.

Was sollten mehr Menschen wissen?

In der Uckermark sind Landflächen inzwischen zu einem Spekulationsobjekt geworden. Das hat zum einen natürlich Folgen für die Natur, da diese Flächen oftmals sehr einseitig bewirtschaftet werden und die Vielfalt der Landschaft damit abnimmt.

Auch die kleinen und mittelständigen Landwirtschaftsbetriebe spüren das – die können nicht wachsen, da sie sich keine weiteren Flächen mehr leisten können. Das hindert wiederum junge Leute daran in der Region zu bleiben. Aber auch die Uckermark als Kulturlandschafft ist davon betroffen. Die Attraktivität für Besucher besteht ja eben in der Vielfalt der Landschaft und der Flora und Fauna – ohne die Besucher, die ja auch Geld mitbringen, ist auch der Tourismus in Gefahr, der neben der Landwirtschaft ja eine der wenigen realistischen Einnahmequellen vor Ort ist.

Insofern steuert die Gegend gerade auf eine gefährliche Kreuzung zu, wie es Harald Martenstein im aktuellen Uckermarkheft des Tagesspiegel so treffend formuliert hat. Mit unserem Projekt versuchen wir einen Beitrag zu leisten, damit wir nicht in die falsche Richtung abbiegen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für euer Projekt!

Hier könnt ihr das Paradies mitgestalten.

© Fotos: Battin e.V., Sabine Kroner

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