Damit werde ich Geräte und Material anschaffen, das Carsharing für den Transport bezahlen sowie Werbekosten für das Infomaterial inklusive Website abdecken.
Es geht um den Erhalt der Artenvielfalt und die Wiederentdeckung naturnaher Lebensräume. Denn das Insektensterben ist leider nur ein – wenn auch dramatischer – Aspekt einer schon lange andauernden Fehlentwicklung. Auf den rund 3,5 Hektar an der Werther Straße möchte ich einen kleinen Beitrag zu dieser Rückbesinnung leisten.
Vor etwa 50 Jahren waren die klassischen Blumenwiesen in Deutschland noch weit verbreitet. Es waren in der Regel Glatthaferwiesen, die zweimal im Jahr gemäht wurden, um das Heu ans Vieh zu verfüttern. Durch diese Mahd entstand – ähnlich der Beweidung im Alpenraum – der bunte und wertvolle Lebensraum "Wiese", den wir heute nur noch aus der Erinnerung oder aus dem Urlaub kennen. Manche Wissenschaftler vergleichen den Artenreichtum einer Mahd-Wiese mit dem des tropischen Regenwaldes.
Übrigens: Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft in Osnabrück ruft seit diesem Jahr eine „Pflanzengesellschaft des Jahres“ aus. Und wer wird 2019 gewürdigt? – Genau, die Glatthaferwiese. Lest hier nach, warum: www.tuexenia.de
Natürlich geht es bei der Bielefelder Wiese auch ums Insektensterben. Aber es geht vor allem um die Wiederbelebung eines Lebensraumes, der Insekten auf natürliche Weise anlocken wird – und zwar sanft und Schritt für Schritt. Durch die Abfuhr des Heus wird die Wiese jedes Jahr magerer werden, das fette Gras und die Brennesseln gehen zurück. Wildblumen und -kräuter haben im Frühling wieder eine Chance zu wachsen, weil sie Licht sehen anstatt unter Mulchbergen zu ersticken.
Einsaaten, die die Flora verfälschen würden, sind nicht geplant. Deshalb gibt es z. B. keine Kornblumen und keinen Mohn, denn das sind Ackerwildblumen, die offenen Boden brauchen. Allerdings werde ich Pflanzen aus meinen Urban Gardening-Beeten einbringen, die zu den Arten der Glatthaferwiese gehören – sozusagen als Starter. Dazu gehören z. B. Glockenblumen, Margeriten, Flocken- oder Witwenblumen.
Das Ziel ist die sogenannte Extensivierung dieser Wiese. Sie soll wieder Lebensraum für Heuschrecken, Falter, Spinnen, Bienen und Igel, vielleicht sogar Eidechsen und Schlangen werden.
Wenn das kleine Ökosystem – immerhin rund 3,5 Hektar – funktioniert, sollte es natürlich nicht gestört werden. Die Zielgruppe sind also in erster Linie die Pflanzen und Tiere, da bin ich ganz ehrlich ;-). Aber natürlich haben wir auch etwas davon, wenn wir dort achtsam spazieren gehen, denn es führt ein kleiner Weg mitten durch die beiden Wiesenteile. Deshalb will ich Schilder oder eine Flyer-Box aufstellen, die über das Projekt informieren.
Ein Traum wäre es, wenn dort regelmäßig Sensenkurse stattfinden könnten und der Gedanke des Sensens so auch in die Bielefelder Privatgärten hineingetragen würde. Ein erster Kurs ist jedenfalls im September geplant. Da kann sich anmelden, wer schon immer mal dieses alte Handwerk erlernen wollte und gleichzeitig die Umwandlung der Wiese live verfolgen möchte. Und wer bei Spätsommerhitze im Heu steht, hat sowieso den besten Anschauungsunterricht in Sachen Biotoppflege und bäuerliche Geschichte.
Weil es einfach Freude macht zu sehen, wenn ein solch wundervoller Lebensraum (wieder) entsteht. Es gibt in einer Wiese einfach unglaublich viel zu sehen, zu hören und zu riechen.
Die langsame und sanfte Umwandlung einer bestehenden Fläche ist für den Boden und die Tiere sehr schonend. Nach und nach werden sich die Pflanzengesellschaften etablieren, die genau zu diesem Standort passen. Dann folgen die Insekten und dann die größeren Tiere, die Insekten auf ihrem Speiseplan haben.
Ihre und Eure Unterstützung ermöglich somit eine kleine Oase der Artenvielfalt mitten in der Stadt. Und vielleicht werden Vorübergehende sogar angeregt, sich ebenfalls zu engagieren oder ihren eigenen Garten insektenfreundlich umzugestalten.
Da ich keine Erbin und keine Investmentbankerin bin, schlagen für mich all die großen und kleinen Nebenkosten zu Buche. Wenn aber viele einen kleinen Beitrag leisten, kann ich dieses Projekt ohne Geldsorgen vorantreiben.
Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten geht es bei mir nicht um den Kauf von Saatgut, da die Wiese ja schon besteht und "nur" abgemagert werden muss. Ich werde mit dem Geld stattdessen Geräte finanzieren, die ich selbst für die Bearbeitung der Fläche brauche, wie z. B. eine Sense und verschiedene Sensenblätter, einen großen Heurechen, Heugabel, Ampferstecher oder Säcke für das Mahdgut.
Desweiteren werde ich Leihgeräte aus dem Baumarkt brauchen und ab und an ein Carsharing-Fahrzeug für den Transport. Um über das Projekt zu informieren, will ich an der Wiese außerdem ein, zwei Schilder aufstellen, für die Sensenkurse sind Flyer geplant. Eine Website zur Dokumentation des Extensivierungsprozesses ist natürlich ebenfalls vorgesehen.
Viele weitere Ideen sind in meinem Kopf: Totholz- und Steinhaufen, die Pflanzung eines Weißdorns, eine kleine Tränke sowie Ansitzstangen für Greifvögel. Ab und an soll es Info-Nachmittage geben, z. B. im Rahmen der Offenen Gärten.
Die meisten Arbeiten sowie die Gestaltung der Schilder und der Website kann ich selbst erledigen, die Mahd wird zum Teil gemeinschaftlich stattfinden. Das Geld fließt also vor allem in Geräte und Material, in Druck- und Werbekosten sowie die Gebühr für Startnext. Und offenbar wird das private Crowdfunding bei der Einkommenssteuer angerechnet; da möchte ich also auch einen Puffer haben, um beim ehrenamtlichen Engagement nicht draufzulegen.
Marion Swiergot (52), Journalistin und Gestalterin, Insektenfreundin und Ideenhaberin. Ich habe schon einige kleine Beete und Kübel der Stadt Bielefeld mit Wildblumen und -stauden bepflanzt, aber diese Wiese ist nun ein tolles Großprojekt. Ich freue mich sehr über das Vertrauen und die Unterstützung, die mir der Umweltbetrieb da entgegenbringt.
Um die Wiese artgerecht umzugestalten, bin ich in Kontakt mit den Naturschützern vom NABU, dem Naturwissenschaftlichen Verein Bielefeld und den Ravensberger Lichtlandschaften. Außerdem mit der Sensenlehrerin und Landschaftsökologin Susanne Kurz vom Freilichtmuseum Detmold.
Die Wiese ist eine Herzensangelegenheit von mir, und das hat wohl mit meiner Herkunft aus Süddeutschland zu tun. Neben klassischen Blumenwiesen gehören zu meinen Sommererinnerungen auch Sandstein-Trockenmauern oder Streuobst-Wiesen. Alles kleinteilige Lebensräume, die im Biotopverbund einen unglaublichen Artenreichtum beherbergen.
Der Zahlenteufel hat das Wiesenprojekt größer gemacht als es ist: Die Wiesenfläche beträgt nicht 3,5 Hektar, sondern 0,35 Hektar! Ich hoffe, Ihr verzeiht mir! Das Ziel ist dasselbe, und Arbeit ist es trotzdem genug ;-).