Leseprobe #1
Heute präsentiere ich euch die erste Leseprobe zu "Blut gegen Blut 2".
Sie enthält keinerlei Spoiler, kann also auch von denjenigen gelesen werden, die den ersten Band noch nicht kennen!
Viel Spaß! :)
Leseprobe #1 von "Blut gegen Blut 2":
Der Regen hörte langsam auf. Das Rauschen um sie herum verschwand und wich dem mehrstimmigen Tröpfeln, aus Richtung des Dschungels.
Fast wäre sie unter diesem sanften Geräusch eingeschlafen, wäre da nicht dieses Grollen gewesen.
Es kam nicht vom Himmel.
Es war näher.
Sie lauschte und hörte es erneut. Aus verschiedenen Richtungen, aber definitiv aus dem Dschungel.
Katrina öffnete die Augen und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Sie stützte sich mit den Händen im Schlamm ab und richtete sich auf. Die geschwollene Narbe an ihrer Kehle jagte einen stechenden Schmerz durch ihren Körper, mit ihren dreckigen Händen wollte sie diese aber nicht erneut berühren.
Nachdem sie sich aufgesetzt hatte ging sie sofort dazu über, aufzustehen, was sie mit großer Anstrengung auch schaffte.
Sie blickte hinab auf ihre vom Schlamm überzogenen Füße und bewegte ihre Zehen. Steine rieben unangenehm auf ihrer Haut.
Sie strich ihre nassen Haare nach hinten und blickte nach vorne, wo der Dschungel tiefschwarz in die Höhe ragte. Davor beugten sich Farne unter den Tropfen, die von den darüber hängenden Palmblättern fielen.
Hatten die Werwölfe ihre Witterung aufgenommen oder sogar gesehen, wie sie aus dem Erdloch gekrochen war, und kamen jetzt, um ihre Arbeit diesmal gründlicher zu machen? Wenn ja, sollte es halt so sein. Was könnte sie dagegen tun? Wehrlos und fast nackt stand sie da und musterte zitternd die schwarzgrüne Wand des Dschungels.
Es war nur schwach zu erkennen, aber hinter einem der größeren Farne sah Katrina, wie sich dort etwas langsam vorbeischlängelte. Ein Schatten, der nur wenig heller war als der stockfinstere Dschungel dahinter.
Das zweite Grollen konnte sie sofort einer Quelle zuordnen. Diese saß etwas weiter links auf einem dicken Baumstamm, der quer zwischen den Farnen lag. Katrina wusste sofort, mit was sie es zu tun hatte. Und sie wusste, dass sie jetzt ein Problem hatte. Ein gewaltiges.
Als hätte die Zirkulkatze ihre Gedanken gelesen, erhob sie sich, verließ ihren Platz auf dem Baumstamm und kam mit langsamen Schritten durch das hohe Gras in ihre Richtung. Das zweite Tier schlich ebenfalls aus dem dunklen Dickicht und gab sich als weitere Zirkulkatze zu erkennen. Am deutlichsten stachen ihre buschigen, weißen Halskränze hervor. Sie standen im Kontrast zu ihrem kurzen, violetten Fell, in dem sich dunkle Kringel befanden.
Katrina ging vorsichtig Schritt für Schritt nach hinten. Dabei trat sie aus dem Schlamm auf einen felsigen Untergrund, der sie daran erinnerte, das bald darauf die Schlucht ihren Rückzug stoppen würde. Sie musterte den Boden und fand zwei faustgroße Steine. Auf die Schnelle würde sie wohl keine bessere Möglichkeit zur Verteidigung bekommen.
Die beiden Katzen kamen zögerlich näher. Katrina bückte sich, was ihre volle Konzentration erforderte, denn sie wollte die beiden Angreifer nicht aus den Augen lassen, hatte aber immer noch weiche Knie. Suchend tastete sie über den Boden und nahm die beiden Steine auf. Sofort erhob sie sich wieder. Die Raubkatzen blieben knurrend nur wenige Schritte vor ihr stehen, wobei sich ihre riesigen Pranken in den Schlamm drückten. Beiden trief Speichel aus den Lefzen und sie zeigten knurrend ihre Reißzähne. Mit kleinen, schwarzen Knopfaugen starrten sie Katrina aus ihrem breiten, kastenförmigen Kopf heraus an. Die rechte Katze war etwas größer. Sie bleckte die Zähne und knurrte in einem so tiefen, knatternden Geräusch, dass es Katrina an einen defekten Motor erinnerte. Der heiße Atem des Tiers bildete Dampfwolken vor ihrer Schnauze.
Katrina hob die rechte Hand, um den Stein nach ihr zu werfen, merkte aber in dem Moment, dass sie zu schwach war. Sie holte aus und legte ihren ganzen Körper gegen den Wurf. Der Stein flog und landete einen Schritt vor der Raubkatze im Schlamm. Beide Raubtiere waren für einen kurzen Augenblick verwirrt und blickten auf den Stein. Die Zirkulkatze rechts von ihr hob den Kopf, fasste Katrina wieder in ihren Blick und fauchte bedrohlich. Sie kam mehrere kleine Schritte auf sie zu, als sie den zweiten Stein werfen wollte, doch vor Schreck erstarrte. Mit einem kräftigen Satz sprang die Raubkatze auf Katrina. Diese konnte gerade noch ihren Arm heben, und dem Tier den Stein auf den Kopf donnern, was die Attacke jedoch nicht abwehrte. Katrina fiel rückwärts in den Schlamm, und spürte einen heißen Schmerz, der ihren rechten Oberarm durchzuckte. Die Zirkulkatze stand direkt über ihr. Katrina roch ihren heißen, fauligen Atem und warmer Speichel landete in ihrem Gesicht. Als das Tier mit seiner Pranke ausholte, um ihren letzten, tödlichen Hieb auszuführen, hob Katrina beide Arme schützend vor sich.
Ein alles übertönendes Brüllen erklang aus Richtung des Dschungels. Katrina sah, wie die Raubkatze vor ihr zusammenzuckte und schreckhaft die Pranke senkte. Sie ließ von Katrina ab und drehte sich hastig um.
Etwas schoss aus der Dunkelheit des grünen Dickichts. Eine weitere Zirkulkatze, die auf Katrinas Angreifer zuraste und ihn mit dem Kopf in den Bauch rammte. Diese fiel in den Schlamm, fauchte und versuchte einen Hieb, bekam aber sofort eine riesige Pranke auf den Kopf gedonnert. Der Kopf der unterliegenden Katze wurde tief in die Erde gedrückt. Sie jaulte und winselte. Der andere Angreifer beobachtete alles aus sicherer Entfernung und versuchte durch ihr Fauchen die größere Katze zu beeindrucken. Diese hob jetzt ihre Pranke von dem Kopf der Raubkatze unter ihr, die sofort aufstand, sich schüttelte und Richtung Dschungel flüchtete. Mit einem weiteren, unfassbar lauten Brüllen war auch der zweite Angreifer eingeschüchtert, so dass auch er in der Dunkelheit hinter dem dichten Farn des Dschungels verschwand.
Katrina versuchte aus dem Schlamm aufzustehen, um sich auch gegen diese größere Katze verteidigen zu können, sackte aber wieder nach hinten, als ein unfassbar scharfer Schmerz durch ihre rechte Schulter jagte.
In der Düsternis kam die Raubkatze schnaubend auf sie zu. Katrina hatte noch einen Stein in der Hand, den sie benutzen konnte. Sie musste nur warten, bis das Tier nahe genug war. Ein kräftiger Hieb auf den Kopf würde sie ihr verpassen und hoffen, dass das ausreichen würde. Was sie an Kraft nicht hatte, würde ihre Wut in den Schlag bringen. Und sie hatte eine verdammt große Wut.
Die Katze trat neben Katrinas Beine. Sie brachte ihren linken Arm für den Schlag in Position. Doch dann erkannte sie erst, wer vor ihr stand.
Sie kannte diese Katze, die sie mit ihren kleinen, schwarzen Augen anstarrte.
Es war Bashira.
Dem Allvater sei Dank, es war Bashira!
Sofort senkte Katrina den Arm und ließ den Stein aus der Hand fallen. Erschöpft fiel ihr Kopf zurück auf die Erde. Die Katze schnupperte an Katrinas Beinen, dann an ihrem Gesicht.
“Danke”, flüsterte Katrina und musste sich anstrengen, ihren linken Arm erneut zu heben, um ihm über den Kopf zu streicheln. Ein, zweimal, mehr schaffte sie nicht, dann ließ sie ihren Arm wieder in den Schlamm fallen.
Bashiras heißer Atem war eine Wohltat auf ihrer Haut, als er erneut an ihrem Gesicht schnupperte. Mit seiner Zunge schleckte er ihren rechten Oberarm ab, was sich bei jeder Berührung anfühlte, als würde er flüssiges Feuer über sie gießen. Katrina atmete zischend durch ihre zusammengebissenen Zähne. Ihre Hände grub sie tief in die Erde.
Sie musste es wissen, hob den Kopf und blickte auf ihre Schulter. Mehrere, tiefe Einschnitte waren zu sehen. Blut quoll aus diesen hervor und saugte sich in die Fasern ihres zerrissenen Hemds.
“Nicht gut”, flüsterte Katrina, legte den Kopf wieder nach hinten auf die Erde und starrte in den Himmel.
“Nicht … gut.”
Sie atmete tief ein und wieder aus und spürte, wie jemand an ihrem Hemd im Nacken zerrte. Bashira zog sie durch den Schlamm.
Wieso tat er das?
Sie hatte keine Kraft mehr, um dieser Frage nachzugehen und schloss die Augen. Dann spürte sie plötzlich Gras unter ihren Händen. Sie blickte auf und sah, dass durch das Bemühen der Raubkatze, sie an diesen Ort zu schleifen, ihre Hose bis zu den Knien heruntergerutscht war. Mit der linken Hand schaffte sie es, sie wieder hochzuziehen. Sie brauchte jedes bisschen Stoff gegen die Kälte, die sie umgab.
Das Pochen in ihrer Schulter wurde stärker. Sie fragte sich, was Bashira vorhatte, als er neben ihr auftauchte. Er blickte noch einmal in Richtung Dschungel, dann legte er sich mit seinem Bauch quer über Katrina. Sie vergrub ihre Finger in seinem weichen, violetten Fell und schlief unter dem lauten Schnurren der riesigen, warmen Katze ein.
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