Die Zeitschrift »Oya – anders denken, anders leben« und Professor Ralf Otterpohl an der Technischen Universität Hamburg möchten zusammen mit Studenten zwei Design-Projekte verwirklichen: Prototypen für einfach nachzubauende Geräte, die in der organischen Landwirtschaft und in der regionalen Selbstversorgung nützlich sein können. Im Sinn von Open Source Ecology sollen die Pläne lizenzfrei im Internet veröffentlicht werden. Geplant ist die Entwicklung von zwei Geräten:
Bodenfuttertopf
Das erste Projekt ist die Erfindung des Bodenfuttertopfs, der folgendes Prinzip umsetzen soll: Frischer Küchenabfall und Grünschnitt werden kleingehäckselt und später abgesiebt, so dass sich das Feste vom Flüssigen trennt. Die Flüssigkeit kann unmittelbar als Dünger gegossen werden oder mit einer Bakterienmischung versetzt werden, die sich mittels Heuaufguss auf einfache Weise selbst herstellen lässt. So entsteht eine nahrhafte Jauche, die verdünnt gegossen werden kann. Der trockene Anteil kann direkt in den Boden eingebracht werden und »füttert« ihn unmittelbar. Milliarden lebendiger Bakterien geraten so in den Boden und düngen ihn. Das Gerät soll mit Muskelkraft ohne Strom Grasschnitt, gejätetes Beikraut und Küchenabfälle stark zerkleinern, damit viel Düngeflüssigkeit entsteht und eine feine Trockenmasse, so dass alle Nährstoffe vollständig dem Boden zugute kommen. Diese Zerkleinerung soll Stücke von etwa 1 bis 3 Millimeter ergeben, was nicht leicht ist, deshalb ist Entwicklungsarbeit gefragt. Die Technik des Bodenfuttertopfs basiert auf der Praxis des Permakultur-Pionieres Herwig Pommeresche (YouTube: Highly productive organic farming)
Frischsaft-Handpresse
Frisch gepresster, naturtrüber Saft von selbstgesammelten Äpfeln, Birnen, Trauben oder Beeren – sei es aus dem eigenen Garten oder von einer der zahllosen auf www.mundraub.org veröffentlichten Fundstellen – ist ein Lebenselixier. Einmal kurz erhitzt, lässt er sich für den Wintervorrat haltbar machen. Als Alternative zum Dampfentsafter wird eine mit leichter Muskelkraft betriebene Saftpresse entwickelt, die das Obst zerkleinert, in einen Presssack gibt und über ein Gewinde auspresst. Die Saftpresse wird ebenso wie der Bodenfuttertopf mit den Mitteln einer lokalen Holz- und Metallwerkstatt herstellbar sein und keine Plastikbauteile enthalten.
Die Fotos in der Galerie dieses Projekts zeigen eine Frischsaftpresse, die heute in dieser Form nicht mehr hergestellt wird. Dieses Modell ist ein gutes Vorbild, zeigt aber auch die Schwächen: Diese Presse muss mit ziemlich viel Kraftaufwand von mindestens drei Menschen gleichzeitig bedient werden, und die Ausbeute ist nicht sonderlich gut. Da ließe sich etwas Besseres erfinden!
Für den Bau der Prototypen werden Materialkosten von 3000 Euro benötigt.
Die beiden Geräte sind für alle Gärtnerinnen und Gärtner nützlich. Da es sich um ein nichtkommerzielles Projekt handelt, das nicht darauf ausgerichtet ist, ein Produkt zu verkaufen, gibt es im herkömmlichen Sinn keine »Zielgruppe«. Die Pläne für den Bau eines Bodenfuttertopfs und einer handbetriebenen Frischsaftpresse werden auf der Internetseite der Zeitschrift Oya unter einer Copyleft-Lizenz veröffentlicht werden und können frei weiter verbreitet werden. Besonders für Gemeinschaftsgärten in der Stadt ist der Bodenfuttertopf nützlich, da er die Fruchtbarkeit von kargem Boden schnell erhöhen kann. Und die Saftpresse kann zum Mittelpunkt schöner Gemeinschaftsaktionen im Spätsommer und Herbst werden. Der frische Saft lässt sich durch Pasteurisieren bei 60 Grad für den ganzen Winter haltbar machen. So könnte sich alle Besucher eines Stadtgartens mit Saft aus selbstgesammelten Äpfeln selbst versorgen. Wo es Unmengen freies Fallobst gibt, verrät die Seite www.mundraub.org.
Wir brauchen heute nicht-kommerzielle Produktionsweisen, die sich daran orientieren, was für ein gutes Leben nützlich ist. Diese beiden Geräte sind Beispiele für eine gemeinschaftliche Produktionsweise. Indem die Pläne veröffentlich werden, stehen sie allen zur Verfügung - werden Teil der Wissensallmende. Das Wissen, wie fruchtbare Erde gepflegt, vermehrt und erhalten werden kann, gehört zu den wichtigsten Basistechniken der Menschheit. Es sollte frei allen zur Verfügung stehen.
Für die Entwicklung von Prototypen wird nur ein geringes Budget von 3000 Euro benötigt - wenn diese Summe gemeinschaftlich zusammengetragen wird, entsteht etwas, das viele bereichern kann.
Die 3000 Euro werden für den Einkauf von Material zur Entwicklung der Prototypen verwendet. Die Veröffentlichung der Pläne übernimmt die Zeitschrift Oya auf ehrenamtlicher Basis. Das Geld wird keine Einname der Oya Medien eG bilden, sondern direkt der Forschungsgruppe zur Verfügung gestellt. Diese wird veröffentlichen, für welches Material sie es eingesetzt hat.
Bei dieser Entwicklung handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Oya Medien eG und Ralf Otterpohl. Die Zeitschrift Oya ist Medienpartner und Initiatorin des Projekts, Ralf Otterpohl ist für die Durchführung verantwortlich. Vorstand der Oya Medien eG sind Lara Mallien und Beate Küppers. Weitere Infos zu Oya finden sich auf www.oya-online.de.
Professor Ralf Otterpohl lehrt unter anderem Ländliche Entwicklung und ökologische Sanitation an der TU Hamburg und forscht zu organischer Bodenverbesserung. www.tuhh.de/aww