Der Anfang ist nah!
Nein, die Zeit der pathetischen Resümees und guten Vorsätze ist noch immer nicht vorbei, wie alter Kaugummi zieht sich das alte Jahr und die Mulden in den Sofas nehmen allmählich plastische Formen an. Der Eine oder Andere hat vermutlich schon einen Schlussstrich unter die letzten zwölf Monate gezogen und sich fürs nächste Jahr ganz viel vorgenommen. Wer richtig gut war, konnte seine Vorsätze vielleicht sogar schon in diesem Jahr über Bord werfen und darf nun ganz entspannt auf Silvester warten.
Mein Blick zurück hat diesmal wirklich etwas Erhebendes an sich, so als ob man sich kurz vor dem Gipfel eines hohen Berges zum letzten Mal den Schweiß von der Stirn wischt, sich noch einmal umdreht und auf den Weg zurückschaut, der hinter einem liegt.
Es ist wirklich ein echter Brocken, so mächtig, dass er lange vor dem Jahr 2014 beginnt, und so hoch, dass wir seine Ausmaße beim ersten flachen Anstieg noch gar nicht abschätzen konnten: Zwar hatten wir eine grobe Vorstellung von dem, was uns erwarten würde, denn wir waren nicht mehr ganz unerfahren in den Budzillustaner Alben – zwei von diesen Ungetümen hatten wir bereits erfolgreich hinter uns gelassen. Doch jeder Anstieg ist anders und hat seine speziellen Tücken. Wir standen mal wieder vor einem weißen Fleck auf der Landkarte. Was wir aber wussten, war, dass dort oben auf dem Gipfel des Berges die dritte BudZillus-Platte auf uns wartete und wir nicht mehr zögern durften – die Trennung von unserem erfahrenen Bergsteiger-Kollegen Eric und die damit verbundene Einarbeitung Domenicos hatte viel Zeit gekostet und die Veröffentlichung des letzten Albums war nun schon eine ganze Weile her.
Um mit dem Riesen vor uns fertig zu werden, erarbeiteten wir Strategien, spielten den Aufstieg vorher durch und versuchten, das, was da vor uns lag, in einen Zeitplan zu bannen und so dem Unbekannten ein Gesicht zu geben: Wie lange würde der Ausbau unseres Proberaums wohl dauern, damit man mit gutem Gefühl "Studio" dazu sagen konnte? So fünf Wochen in etwa? Wieviel Zeit brauchen wir, damit aus den Ideen und Skizzen, mit denen wir uns auf den Weg gemacht hatten, richtige Songs werden? Ungefähr drei Monate? Ich sehe uns noch alle bei Robert auf halber Treppe zustimmend die Köpfe nicken: Dann sollten die Aufnahmen ja eigentlich im Mai im Kasten sein – dann noch Mixen-Mastern-Pressen-Promo, das klingt doch nach einem guten Plan...
So stapften wir – unsere Liedchen pfeifend – in Richtung Gipfel und mussten schon sehr bald feststellen, dass das mit dem Planen so eine Sache ist, die später leider allzu oft von der Realität geohrfeigt wird (dabei waren doch unsere Wangen noch vom letzten Album gerötet).
Naja, Euch können wir es ja nun sagen: Für so ziemlich jede Etappe unseres Plans haben wir viel mehr Zeit gebraucht als anfangs gedacht. Denn eigentlich wollten wir das Album schon im Sommer pressen lassen...
Die großen Hindernisse, die Schluchten, steilen Hänge und vielen verwirrenden Weggabelungen, waren gar nicht mal das Schlimmste. Die konnte man schon von weitem sehen und sich entsprechend darauf vorbereiten. Es waren viel mehr die lästigen Schwärme von kleinen, aber niemals enden wollenden extra Problemchen, Komplikatiönchen und das fiese, dornige Gestrüpp überraschender Unwegsamkeiten, die einem das Vorankommen erschwerten. Zwischendurch gab es Zeiten, in denen nur noch half: Zähne zusammenbeißen, Streichhölzer in die Augen klemmen und einfach weiter.
Andererseits: Was gelingt schon wie geplant? Schließlich sind wir immer noch eine Band, die das Do-It-Your-Own-Fucking-Self Prinzip verehrt - und mit der Planungsabteilung des Flughafens Berlin-Brandenburg können wir allemal mithalten. Aber das ist auch irgendwie kein Vergleich. Genau wie jedesmal sind wir klüger geworden, und genau wie jedesmal werden wir beim nächsten Album andere Fehler machen. Nur hoffentlich nicht mehr die gleichen...
Was zu sagen bleibt ist, dass wir uns trotz aller Strapazen wirklich nie geschont haben und deshalb schon jetzt mega stolz auf das Album sind. Der Gipfel ist nah, doch noch sind wir nicht am Ziel, das letzte Stück des Weges liegt noch vor uns und das können wir nur mit Eurer Hilfe bewältigen (und werden auch nicht müde, das zu betonen!). Wenn das Projekt weiterhin so gut läuft und wir nun langsam aus der gefürchteten Dümpel-Phase herauskommen, erblicken wir in ein paar Tagen die Spitze dieses riesigen Berges, und dort werden wir unsere Fahne im Wind flattern lassen und uns bereit machen auf eine Abfahrts-Tour, die sich gewaschen haben wird.
Ihr seid doch dabei oder?
Stefan