Goldenes Handwerk
Nun, da sich ein weiteres Jahr wieder dem Ende zu neigt, lässt man ja doch auch mal die Gedanken kreisen, was man in letzter Zeit so erlebt hat. Es folgt jetzt also ein Fazit des Schlagzeugers, der hier mal kurz abreißt, was er
seit seinem Einstand 2013 in dieser Band so mitgenommen hat:
Mir war gleich klar, dass bei BudZillus wohl einiges anders läuft, als man es gewohnt ist. Die meisten (nicht nur Drummer) würden mir wohl zustimmen, dass es per se die Aufgabe des Schlagzeugers ist, möglichst den Takt zu halten, damit die Kapelle rhythmisch nicht auseinanderfällt. Das ist gerade für Musik, die einen zum Tanzen bewegen soll essentiell (Man denke an gute alte Funk-Aufnahmen oder an den neusten Techno-shit - schön steady muss es sein! Am besten Four to the Floor - BOOM BOOM - möglichst keine Beatwechsel, keine Virtuositäten; Gleichmäßigkeit ist des Pudels Kern oder besser gesagt, des Roboters Seele) Also denke ich mir, bei Budzillus wird’s wohl genau so laufen.
Doch falsch gedacht(!) - dat erste Konzert zeigte mir: Der Laden läuft anders. Im letzten Part vom ersten Song schon gibt mir Robert zu verstehen: „Mach schneller, Junge!“.... was mir eigentlich nicht so passt, denn schneller werden eigentlich nur schlechte Drummer ;) Aber egal, mal sehen was passiert… Und so läuft jetzt auch der Rest des Konzertes ab. Nix mit Gleichmäßigkeit. Ich hab kurzer Hand alle guten Drummer-Vorsätze über Bord
geschmissen (tschüss!) und entschieden, mich einfach treiben oder besser gesagt gehen zu lassen. Robert ist inzwischen oben ohne, die Lichtshow spielt verrückt, der Schweiß tropft von der Decke, also hau ich rein wie ein Irrer, ziemlich laut, mal schneller, mal langsamer, scheiß drauf, es macht einfach tierisch Bock, und so langsam begreife ich: Was hier zählt, ist nicht unbedingt der stete Puls sondern die ENERGIE, die sich zusammenbraut, wenn diese Band erstmal warm gelaufen ist. Denn diese ENERGIE steckt total an, wie mir ein Blick auf die 150 wie wild zappelnden Gestalten vor mir verrät. Es ist unmissverständlich: Genau so und nicht anders! Also spiel ich um mein Leben, die ohnehin schon schnellen Songs, sollen wenns geht NOCH SCHNELLAAAA ….. und je später die Stunde desto mehr Power verlangt die Meute! Also adieu, ihr wohlfein überlegten DrumFills – SCHIEBEN MUSS ES, ALSO GIB GAS DU POTTSAU!! Nach drei Zugaben weiß ich dann endgültig Bescheid...
Und auch für unsere Album-Produktion haben wir einen eher unkonventionellen Weg gewählt:
Der Plan war es, diese Live-Energie einzufangen. Die Drumspuren sind daher, bis auf wenige Ausnahmen, ohne Klick eingespielt (was eigentlich die Regel ist), und oft sind es sogar sog. „OneTakes“, d.h. das was an hört, wurde am Stück eingespielt, ohne dass im Nachhinein viel „zurechtgerückt“ und „verschönert“ wurde (eine heutzutage weit verbreitete Praxis, die es erlaubt Fehler zu kaschieren aber dafür auch oft leblos klingt)
Das Ergebnis sind dafür sehr authentische und fließende Grooves, die natürlich und organisch wirken, gerade weil sie die eine oder andere Timing-Delle haben =). Unter anderem dadurch gewinnt dieses Album für mich enorm an Echtheit und es klingt insgesamt deutlich rauher und geradliniger als alle Aufnahmen zuvor.
Ihr dürft also gespannt sein.
Und um mal zum Punkt zu kommen und dem Ganzen dann auch noch eine kleine Weihnachtsmoral aufzudrücken: Es führen immer viele Wege nach Rom, man muss sich nur immer wieder trauen, sich auf Neues einzulassen, und neue Pfade zu betreten, auch wenn sie einem vermeintlich als falsch und unsicher erscheinen.
Ich jedenfalls finde die Aufnahmen richtig geil und freue mich sau darauf, das Ganze dann live zu präsentieren - wenn wir das ganze hier gemeinsam gestemmt kriegen!
Amen!
P.S. Ab heute gibt es als neues Dankeschön ein paar Schlagzeugstunden mit mir! Dann können wir meine "Weisheiten" mal direkt in der Praxis testen...
Domenico