Interview mit Màma José Gabriel
Màma José Gabriel ist das geistliche Oberhaupt der Kogi. Im November kommt er nach Köln, Frankfurt, Hamburg und Berlin. Info unter www.cafe-kogi.com
Máma José Gabriel, was macht die Kogi-Indianer so besonders?
Die Welt wurde erschaffen, indem die Große Mutter eine Webspindel ins Gebirge der Sierra Nevada stieß. Alles Leben dieser Erde entstand in der Sierra Nevada. Wir wurden geboren als Hüter der Erde. Unsere Aufgabe ist es, für Yulúka, also das Gleichgewicht auf allen geistigen und materiellen Ebenen, zu sorgen.
Die Kogi haben sich ein wenig der Welt geöffnet, dennoch lassen Sie keine Touristen in ihr Gebiet, warum?
Je weiter wir in der Sierra hinabsteigen, je näher wir an Eure Zivilisation herankommen, desto größer wird die kulturelle „Verschmutzung“. Wir wollen unsere Kultur erhalten und sie langsam und bewusst entwickeln. Wir wollen nicht zivilisiert werden, schließlich sehen wir, wohin dies führt. In den Höhen der Sierra Nevada gibt es große Gebiete, welche auch einige Kogi selbst nicht mehr betreten (dürfen), weil diese Kogi durch den Kontakt zu anderen Kulturen bereits zu stark infiziert sind. Fremden erlauben wir den Zutritt nur auf Einladung unserer Oberhäupter und auch nur in ganz bestimmten unteren Bereichen der Sierra.
Warum kommst Du nach Deutschland?
Die Mámus der Kogi haben erkannt, dass es den großen Brüdern allein nicht mehr möglich ist, die Erde zu schützen. Die Kraft unserer spirituellen Tradition und unsere Rituale hängen von heiligen Stätten ab, die teilweise nicht mehr in unserem Eigentum sind. Wir aber brauchen auch diese Plätze, um das Gleichgewicht des Gebens und Nehmens in der Natur wiederherzustellen. Durch den Verkauf unseres heiligen Kaffees und durch weitere Unterstützung einiger kleiner Brüder können wir diese Stätten zurückkaufen und so die Ganzheit unserer Spiritualität wieder gewährleisten. Wir wollen, dass Ihr unsere Botschaft hört und uns helft, das Herz der Erde zu retten. Unser Kaffee soll diese Botschaft transportieren, Bohne für Bohne. Er soll die Herzen der Menschen hier bei Euch mit denen der Kogi in den Bergen der Sierra verbinden.
Aus seiner Botschaft:
„Alles ist empfindsam, die Erde, die Steine, das Wasser. Die Erde hat eine Seele, einen Geist wie jedes Wesen. Unsere Erde ist unsere Mutter. Wir sind die Kinder der Erde, wir können uns darauf fortbewegen, auf dieser Erde gehen, aber sie ist es, die uns beschützt. Wir sind aus dem Bauch der Mutter gekommen, aber wir gehören immer noch zum Bauch der Erde.
Wenn wir sterben, kehren wir in den Bauch der Erde zurück. Im Moment des Todes nimmt die Erde ihre Kinder wieder auf. Das Schicksal ist, zur Erde zurückzukehren, das ist eben so. Wir müssen zur Erde zurückkehren, um das Gleichgewicht instand zuhalten, um ihr ihre Kraft zu geben und damit das Leben wiederkehrt.
Das spirituelle Leben kann nicht von dem täglichen Erdenleben getrennt werden. Wenn man über das spirituelle Leben spricht, spricht man über die Beschaffenheit der Dinge, diese Essenz, die das materielle Leben erträgt, und es ist wichtig, dies zu bewahren.
Ihr seht nur die materiellen Dinge, und das ist alles, womit Ihr arbeiten. Seit langer Zeit formt Ihr die Materie um. Das macht Ihr mit einer derartigen Kraft, mit einer derartigen Energie, dass Ihr jetzt sehr weit gekommen seid, aber die hauptsächlichen Probleme des Lebens dauern fort.
Ihr solltet sich darüber klar werden, dass die Lösung nicht in einer zügellosen Suche nach Fortschritt und Entwicklung um jeden Preis besteht. Es wird Zeit, an hauptsächliche Dinge zu denken. Man muss sich bewusst werden, dass die Erde das Leben ist. Wenn wir nur eine künstliche Welt errichten, wird die Erde sterben. Wenn sie stirbt, ja, dann werden wir alle sterben, denn die Erde ist die Mutter, sie ist das Leben.“