Produkt oder Menschen?
Heute morgen musste ich meine übliche Meditation unterbrechen. Immer mal wieder kommt es vor, dass ich beim Meditieren eine Idee habe - die ich jedoch regelmäßig vergesse, wen ich sie nicht gleich aufschreibe.
Heute verstand ich, was CAFÉ KOGI von anderen Kaffees unterscheidet. Die letzten Tage habe ich hier in Kolumbien viel über Kaffee gelernt. Noch bin ich auf meiner Weiterbildung für deutsche Kaffeeröster im konventionellen Kaffeeanbaugebiet. Erst übermorgen geht es zu den Kogi.
Ich habe gelernt, welche Möglichkeiten es gibt, Kaffee anzubauen. Nach der Ernte kann man die Kirchen ganz trocknen, so dass das Fruchtfleisch wie bei einer Rosine aussieht. Danach wird das Fleisch erst entfernt, dann die harte Schale, das "Pergamino". Bei dieser Art der Verarbeitung geht ein wenig von der Süße der Frucht in die Bohne.
Eine andere Möglichkeit ist es, das Fleisch direkt nach der Ernte zu entfernen und die Bohnen im Pergamino zu trocknen. Die Röster wiederum fachsimpeln wieder über unterschiedliche Varietäten (Sorten), bei welcher Temperaturkurve wie lange man den Kaffee röstet. Und dann ist da noch die Frage, mit welchem Gerät man arbeitet, bei welchem Großhändler man einkauft und und und...
Viele Röster haben mit einem Café oder einem mobilen Stand angefangen. Sie haben guten Kaffee ausgeschenkt und nach und nach mehr wissen wollen, mehr beeinflussen wollen. Sie kauften sich einen Röster. Irgendwann wollen sie wissen, wo denn der Kaffee eigentlich herkommt, den sie beim Großhandel in Hamburg bestellen. Und irgendwann reisen sie nach Jahren selbst einmal in die Gebiete, wo der Kaffee herkommt. Sie sehen, wie viel harte Arbeit es ist, gute Qualität zu erzeugen. Ihr Ziel ist es, möglichst guten Kaffee für ihre Kunden zu rösten und zu verkaufen.
Ich selbst wiederum komme aus der absolut entgegengesetzen Richtung. Ich habe zuerst die Menschen getroffen, die den Kaffee anbauen. Ich wollte die Kogi kennenlernen. Bis zu dem Tag wollte ich nie Kaffeeimporteur werden. Ich mag guten Kaffee, aber immer noch lieber als Cappuccino und nur hin und wieder als Filterkaffee. Ich war nicht aus der Suche nach gutem Rohkaffee, eher Suche ich das Abenteuer. Ich wollte reisen und die Welt sehen. Dass ich dann die Möglichkeit hatte, in das Land der Kogi eingeladen zu werden, war ein Glücksfall.
Das Kaffeeprojekt der Kogi begeisterte mich dennoch. Ich hätte es vielleicht auch unterstützt, wenn der Kaffee nur "guter" Kaffee wäre. Aber er ist nicht nur gut, er ist wunderbar.
Schon mit einfachsten Mitteln gelingt es den Kogi, diesen Kaffee zu erzeugen. Welches Potenzial wäre möglich, wenn sie die moderne Technik einsetzen würden? Diese denken ist ihnen fremd. Sie sind ehrgeizig, sie wollen besser werden. Doch sie wollen nicht in unsere Art des Denkens verfallen. Man muss nicht alles tun, was möglich wäre. Und vielleicht macht genau dies den Wert des Kaffees aus. Er könnte noch besser sein. Er könnte viel teurer werden. Er könnte ein exklusives Produkt für asiatische Kenner sein. Aber warum?