Ein besonderer Brief
Gedanken zur Gastfreundschaft
“Die Menschenkinder sind ja alle Brüder // Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder // Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst // So bleibt anderen weder Ruh und Rast // Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt // Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt.”(1) So beendet ein afghanischer Flüchtling seinen Brief über die Gastfreundschaft. Dieses Zitat eines der bekanntesten persischen Dichters Saadi eröffnet den Blick auf die Flüchtlingspolitik aus einer anderen Perspektive. Die Arbeit ”Gedanken über Gastfreundschaft” von Julius Matuschik und Sebastian Cunitz ist in der Form einzigartig. Sie haben sich auf den Weg begeben Flüchtlinge nach ihren Vorstellungen über Gastfreundschaft zu befragen, gleichzeitig sind diese Briefe umrahmt von Fotographien aus einem ausgelagerten Flüchtlingsheim für Minderjährige in einem Hotel. In ihrem Werk spiegeln sich Ordnung in Form von Symmetrien wider und die Auflehnung gegen eine Uniformität allein durch die Anwesenheit von Menschen. Ihr Projekt wird vom Cameo-Magazin begleitet. (1) – Dieter Bellmann (Hrsg.): Der Rosengarten, 1, Von der Lebensweise der Könige. Carl Schünemann Verlag, Bremen 1982 (Übersetzung durch Karl Heinrich Graf)
Text: Luna Ali