XXX - ein Versteckspiel nimmt die Erlebniswelt von Analphabeten unter die Lupe. Viele Analphabeten leben anonym - ihr Umfeld weiß nichts von ihren Lese- und Schreibschwierigkeiten. Aus Scham und Verzweiflung spinnen sie sich ein hochkomplexes Netz aus Versteckspielen, Lügen und Komplizenschaften. Die aufgebrachte Kreativität ist faszinierend und zugleich verhängnisvoll in ihrer Konsequenz für die Betroffenen. Ist es möglich einen körperlichen Ausdruck zu finden für die Erfahrungen und das Verhalten von Menschen, die sie sich fernab von Lesen und Schreiben als alternative Möglichkeit zur Orientierung und Kommunikation geschaffen haben? Die aufrüttelnde Performance reflektiert mit den Mitteln des zeitgenössischen Tanzes Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten im Spannungsfeld zwischen unserer schriftbasierten Gesellschaft, bildungspolitischem Ehrgeiz und persönlicher Scham.
Seit der Entstehung des Stücks Milchstraße hat Clébio ein Interesse an Themen entwickelt, die er als unsichtbare Themen beschreibt, so setzte sich das 2011 entstandene Stück Milchstraße mit der Erfahrungswelt von Blinden auseinander, und im Jahr 2012 entstand das Stück Abyssal Zone , dass verzweifelten Liebeskummer bis hin zum Suizide zum Thema hatte. Im vergangenen Jahr entstand mit den Mitteln des Crowdfunding das Stück Ugly, das sich mit Dysmorphophobie, einer Störung der eigenen Körperwahrnehmung, beschäftigte. Diese Themen sind in zweierlei Hinsicht unsichtbar, zum einen besitzen sie zwar eine gesellschaftliche Relevanz, werden aber beispielsweise von der Politik kaum adressiert und durch ihr Verschweigen zu einem gesellschaftlichen Tabu. Andererseits sind sie dem einzelnen Betroffenen nicht auf den ersten Blick anzusehen. In seinem aktuellen Stück XXX – ein Versteckspiel nimmt sich Clébio dem Thema Analphabetismus an und versucht mit den Mitteln des Tanzes zu ergründen, wie sich die Erfahrungen des Analphabetismus auf die Körper der Betroffenen einschreiben.
So soll auch dieses Jahr wieder ein Tanzstück entstehen, das sowohl anspruchsvoll und berührend ist, als auch durch sein zugrunde liegendes Thema zum Nachdenken anregen soll.
XXX – ein Versteckspiel richtet sich sowohl an Tanzbegeisterte als auch an ein Publikum, das vielleicht nicht regelmäßig mit zeitgenössischem Tanz in Berührung kommt.
Es ist sehr schwer, sich in der freien Tanzszene in Deutschland zu etablieren.
Nichtsdestotrotz versuchen wir seit 2010 jedes Jahr eine eigene Produktion in Berlin auf die Beine zu stellen. Im Jahr 2010 wurde uns eine Einstiegsförderung in Höhe von 5000€ des Berliner Senats für das Tanzstück Milchstraße gewährt, dass wir in Berlin und Potsdam über zehn Mal sehr erfolgreich zeigen durften. Im Jahr 2012 wurde Clébio als Hoffnungsträger 2012 des Magazins Tanz ausgezeichnet.
Für das Tanzstück UGLY, das wir letztes Jahr in Berlin zur Aufführung gebracht haben, haben wir keine öffentliche Förderung mehr erhalten. Wir haben das Projekt ausschließlich aus privaten Mitteln und mit der Hilfe des Crowdfunding finanziert. Dabei hat Clébio jedoch komplett auf eine Gage für seine Choreographie verzichtet und selbst als Tänzer in dem Stück mitgewirkt.
In diesem Jahr ist es uns wieder gelungen, eine öffentliche Förderung vom Bezirksamt Pankow für die Realisierung eines neuen Tanzstücks zu erhalten. Desweiteren ist gelungen, eine Residenz auf Schloss Bröllin zu bekommen, die eine kostenfreie Probenarbeit ermöglicht. Die Förderung des Kulturamts ermöglicht es Clébio gemeinsam mit drei TänzerInnen ein neues Stück zu entwickeln und sich dabei ausschließlich auf seine Arbeit als Choreograph konzentrieren zu können.
Durch die Residenz auf Schloss Bröllin ist es uns möglich intensiv zwei Wochen mit den Tänzern unter sehr guten Bedingungen kostenfrei zu proben.
Mit der Förderung des Kulturamts Pankow können wir fast alle Gagen bezahlen.
Trotzdem müssen wir noch finanzielle Mittel auftreiben, um die Ausstattung von Bühne und Kostüm, Technik, sowie PR, Druck von Plakaten, Flyern und Programmheften zu finanzieren.
Der Tänzer und Choreograph Clébio Oliveira wurde in Brasilien in Natal geboren und ist Absolvent der Centro Universitário da Cidade in Rio de Janeiro. Er tanzte von 2004 - 2008 für Deborah Colkers renommierte Tanzkompanie in Europa, Asien und Südamerika und zu Letzt von 2008 – 2010 für die Company Toula Limnaios. Als Choreograph kreierte er Stücke für die Tanzkompanien von Carlota Portella, Teatro Alberto Maranhao, De Anima Ballet Contemporanea, die Contemporary Dance Group der Bolshoi Tanzschule in Brasilien, sowie in Köln und für das Ballett Kiel. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so im Jahr 2006 als er von der Tageszeitung „Jornal do Brasil“ mit dem Preis „Best Choreographer“ ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2011 war er der Gewinner der „National Choreographic Competition“ der Hubbard Street Dance Company Chicago. Dort hat er im September 2011 sein Stück „The fantastic escape of the little Buffalo“ für dieses weltweit bekannte Ensemble kreiert. Seit 2008 zeigt Clébio jährlich ein neues Tanzstück in Berlin. Bisher wurden in Berlin gezeigt: Dona José (2008), Milchstraße (2011), Abyssal Zone (2012), UGLY (2013). In den Spielzeiten 11/12 und 13/14 arbeitete Clébio am GRIPS Theater Berlin und am Staatstheater Stuttgart. 2012 wurde er als Hoffnungsträger Choreographie im Jahrbuch des Magazin Tanz porträtiert.
Dennis Dietrich, Jahrgang 1983, studierte Tanz an der Palucca Schule Dresden. Nach seinem Diplom in 2004 tanzte er in den Musicals „Falco meets Amadeus“ sowie „West Side Story“. 2005/06 arbeitete er mit der brasilianischen Choreographin Deborah Colker und war in dem Stück „Maracana“ zu sehen, eine Produktion von Kampnagel Hamburg im Rahmen des Kulturprogramms zur Fußballweltmeisterschaft 2006. Seit 2007 ist Dennis Dietrich als freischaffender Tänzer tätig u.a. bei OXYMORON unter der Leitung von Anja Kozik in den Stücken „I want to believe“, „Revolte“ und „I wanna die for you“. Weiterhin tanzte er in den Produktionen „atomENGEL“, choreographiert von shot AG (Nora Schott, Ariane Thalheim), „Nothingness“, von YeonA Yu und „Fausts Verdammnis“ (Oper), nach einer Choreographie von Nora Sitges Sarda und Claudi Bombardo an der Semper Oper Dresden.
Valentina Migliorati wurde am 1986 im italienischen Brescia geboren. Im Alter von sechs Jahren nahm sie Unterricht in rhythmischer Gymnastik, und blieb dieser Sportart neun Jahre lang treu. Über die Gymnastik lernte sie auch das Ballett kennen, und entdeckte so ihre wahre Leidenschaft für den Tanz. 2003 beschloss sie sich dem modernen und zeitgenössischen Tanz zu widmen. In ihrer Heimatstadt studierte sie bei Valentina Nadja Bussjen und Valentina Benedetti klassisches Ballett. Im Jahr 2008 wurde sie in der Dance House Academy von Susanna Beltrami in Mailand aufgenommen.Während ihres dreijährigen Studiums wurde sie mit der Vaganova und Cunningham Methode vertraut und wurde in modernen und zeitgenössischen Techniken, physischem Theater und Improvisation, Choreographischer Analyse, sowie Geschichte und Techniken der Musik ausgebildet. Ihre Lehrer waren unter anderem Carmen Ragghianti , Davide Montagna sowie Matteo Bittante. Ihr Studium schloss sie im Jahre 2011 ab.Im Anschluss an ihr Studium wurde Valentina für die Kompanien Studio Festi und Contro Rilievi in Mailand und Genua engagiert. Im Februar 2012 tanzte Valentina Migliorati für die Show „613“ der ShamCompany im Auftrag der Cultural Association Azerbaijan.Beim internationalen Tanzwettbewerb Danza in Vetrina in Treviso wurde sie erst Platzierte in der Choreographie „Come with me far away from this noise“ von Valentina Benedetti. Seit September 2012 lebt Valentina in Berlin. Hier konnte sie bereits unter der Regie von Laura Soria in Park Bennet Films und in einem choreographischen Tanzvideo des Choreographen Kianì del Valle auftreten.
Michela Rossi wurde 1987 im italienischen Lecco geboren. Im Alter von 6 Jahren machte Sie ihr ersten Erfahrungen im klassischen Ballett. Als Erwachsene besuchte sie verschieden zertifizierte Studiengänge und Workshops in New York, u.a. an den Akademien Merce Cunnigham, Martha Graham, Alvin Ailey und Steps on Broadway. Von 2009 - 2012 besuchte sie die Susanna Beltrami Academy in Mailand, die sie mit Auszeichnung abschloss. Während ihrer Studienzeit nahm sie an Seminaren mit Ana Presta (William Forsythe) und Paolo Mangiola (Wayne McGregor) teil. Sie arbeitete mit den Choreographen Susanna Beltrami, Matteo Bittante, Costantino Pirolo und mit Davide Mountain in „Orpheus & Eurydice“ von Pina Bausch. Seit September 2013 lebt Michela als freischaffende Tänzerin in Berlin.
Die 1978 in Berlin geborene Thurid Peine studierte Bühnen- und Kostümgestaltung bei Professor Hans Schavernoch an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Sie hospitierte bei mehreren Hans Neuenfels-Produktionen und assistierte bei den Bühnenbildnern Reinhard von der Thannen, Johannes Schütz u.a. Anschließend arbeitete sie zuerst als Ausstattungsassistentin am Staatstheater Nürnberg und dann als freie Bühnenbildassistentin am Volkstheater Wien. Seit 2000 erarbeitete Thurid Peine eigene Bühnen- und Kostümbilder, u.a. am Staatstheater Nürnberg, am Markgrafentheater Erlangen, am Stadttheater Wilhelmshaven, am Landestheater Salzburg, an der Oper Leipzig, am Stadttheater Augsburg, an der Staatsoper Stuttgart sowie zu Letzt für das Nationaltheater Weimar und das GRIPS Theater in Berlin.
Der italienische Sänger und Komponist Matteo Niccolai ist unter seinem Künstlernamen Matresanch bekannt. Seine Karriere begann er zunächst als Opernsänger, zwischen 2005 und 2008 trat er in mehreren Opernproduktionen in Italien auf. Den Fans elektronischer Musik ist er durch die italienische Band Monverpix bekannt, deren Sänger und Produzent er von 2010 – 2012 war. Danach war er für zwei Produktionen, „Quel Tipaccio Di Mraccio“ (2012) und „Adesso o Mai Più“ (2013) Mitglied des Musical-Ensembles „Musicalmente aus Genua in Italien.
Seit seinem Abschluss in elektronischer Musikproduktion und Performance an der Berliner db’s Music School konzentriert er sich hauptsächlich auf das Komponieren elektronischer Musik.
2014 produzierte Matresanch für den italienischen Choreographen Salvatore Siciliano und dessen Stücke „NO END“ und „The World In The Void Out There“ bereits schon zweimal die Musik zu einem Tanzstück.