Durch die Corona-Krise sind viele unserer Nachbar*innen noch ärmer geworden, als sie es vorher schon waren. Manche haben mittlerweile so wenig, dass sie sich nicht mehr jeden Tag etwas zu Essen leisten können. Doch nicht nur Geld fehlt. Viele, die zu uns kommen, haben gar kein Zuhause oder eines, in dem sie nicht sicher sind. Häusliche Gewalt gegen Frauen* und Kinder war schon vorher ein großes Problem, durch die Zeit der Quarantäne und die andauernde Wirtschaftkrise sind es noch mehr von uns geworden, die darunter leiden.
In unserem Comedor bieten wir allen deshalb nicht nur einmal die Woche ein gutes Essen. Wir hören einander zu, wir verstehen einander, wir sind für einander da und wir fühlen alle, dass wir nicht alleine sind. Das ist für uns mindestens genauso wichtig, wie satt zu werden. Deshalb ist unser Geheimrezept gegen die Krise die richtige Mischung aus Linsen und Liebe - und davon eine große Portion, bitte.
Wir wissen, dass wir mit einem guten Essen pro Woche nicht die tiefgreifenden Probleme lösen können, mit denen die Leute hier zu kämpfen haben. Aber unser Ziel ist es, dass alle zumindest einmal in der Woche satt und zufrieden sind. Und noch viel wichtiger, dass alle merken: hier ist ein Ort, an den sie kommen können, an dem sie andere Menschen treffen, denen es geht wie ihnen, an dem sie keine Angst haben müssen, an dem sie sich nicht schämen müssen, an dem sie ihr Leid und ihre Freude mit anderen teilen können.
Logischerweise verkaufen wir das Essen nicht. Wer kann und möchte spendet etwas, aber das reicht nicht um die Kosten zu decken. Öffentliche Gelder bekommen wir nicht - weder betrachtet die Stadtverwaltung unser Projekt für unterstützenswert, noch wollen wir uns von ihr abhängig machen. Deshalb leben wir von der Solidarität derer, die unsere Ideen und Ideale teilen und davon, dass sie uns ein klein bisschen von dem, was sie besitzen, abgeben. Auch uns trifft deshalb die Corona-Krise sehr direkt: Menschen, die uns vorher regelmäßig etwas gespendet haben, müssen jetzt jeden Cent zweimal umdrehen und gleichzeitg wird die Schlange vor dem Comendor (wie auch vor allen anderen Essenausgabestellen der Stadt) jede Woche länger. Deshalb brauchen wir eure Unterstützung, damit wir trotzdem weitermachen können.
Jede Woche gut und viel zu kochen kostet natürlich. Wir verarbeiten eine Menge Obst und Gemüse aus unserem eigenen Garten und viele Menschen (und manche Geschäfte) spenden uns regelmäßig etwas - aber das reicht leider nicht für alles. Wir brauchen Gas, Gewürze, Öl, Geschirr, Wasser, Spüli, Masken, Desinfektionsmittel, usw. und ab und zu geht etwas kaputt und wir müssen es ersetzen. Jede Woche geben wir neben allem, was wir gespendet bekommen, etwa 130 Euro aus. Die Summe von 6370 Euro ergibt sich deshalb ganz einfach: 130 Euro mal 49 Mittwoche, an denen wir von Anfang September bis Ende Juli kochen werden (im August ist es so heiß, dass die Stadt für einen Monat quasi stillsteht und auch wir Pause machen).
Zusammengefasst heißt das: wenn unsere Kampagne erfolgreich ist, haben wir damit die Finanzierung von etwa 5000 Portionen Essen im nächsten Jahr gesichert. Das hier gesammelte Geld fließt ausschließlich in die Gemeinschaftskasse des Comedors, um diese Kosten zu decken. Und wahrscheinlich überflüßig zu erwähnen, aber natürlich wird niemand für die Arbeit hier bezahlt. Wir sind insgesamt ein Team von 20 Leuten und alle helfen freiwillig, so oft und so viel sie können.
Hinter dem Projekt stehen wir, die "Mujeres Supervivientes" und das soziale Zentrum "Casa Grande del Pumarejo".
Wörtlich übersetzt heißt "Mujeres Supervivientes" die "Überlebenden Frauen" - denn wir sind keine Opfer, wir sind Überlebende. Wir haben uns 2013 zusammengetan um gemeinsam stärker zu sein als der Machismo und das Leid, was uns angetan wurde. Seit dem unterstützen wir Frauen psychologisch, ökonomisch und juristisch bei ihrem Weg aus der häuslichen Gewalt. Wir organisieren Workshops, in denen sich viele Frauen und Männer mit dem Machismo und dem was er anrichtet auseinandersetzen, um ein besseres Leben für alle leben zu können. Wir pflegen zusammen einen ökologischen Obst- und Gemüsegarten mitten in Sevilla. Und wir kochen jeden Mittwoch - für den Magen und für das Herz. Wenn ihr mehr über uns erfahren wollt, schaut hier https://mujeressupervivientessevilla.org/ und hier https://www.facebook.com/mujeressupervivientes/
Das "Casa Grande del Pumarejo" ist ein selbstverwaltetes soziales Zentrum im Stadtzentrum von Sevilla. Wir haben es mit ganz unterschiedlichen Menschen aus unserer Nachbarschaft 2011 besetzt und obwohl es unter Denkmalschutz steht, will die Stadtverwaltung es abreißen, um ein Hotel zu bauen. Aber jetzt haben wir den Denkmalschutz übernommen :) Fotos und was sonst so dort los ist, könnt ihr hier sehen https://pumarejo.org/ und hier https://es-la.facebook.com/CasaPumarejo/