Diversität im Kernkollektiv
Wir sind uns bewusst, dass wir in mehrerer Hinsicht privilegiert sind: wir sind weiß, haben einen akademischen Hintergrund, sind endo - also nicht inter - und sind nicht von Ableismus betroffen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass uns dadurch Erfahrungen und Sichtweisen fehlen. Trotz der Unterschiede in unserer sexuellen Orientierung, dem Queer-sein, den Beziehungsformen, der geschlechtlichen Identitäten, den sexuellen Biografien, dem politischen Background und unserer Motivation Teil von Consent Calling zu sein, ist also bei der Vielfalt in der Zusammensetzung des Kernkollektivs noch Luft nach oben. Aber wir wollen mit unseren verschiedenen Privilegien transparent und verantwortungsvoll umgehen; das heißt für uns auch, dass wir uns nicht anmaßen für alle Menschen sprechen zu können und dass uns klar ist, dass wir nicht in der Lage sind, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen.
Fest steht:
Die Menschen, die aktuell im Kollektiv arbeiten, werden nicht ausschließlich die Personen sein, die im Shop verkaufen und beraten werden, und wir selbst werden auch nur einen Teil der Workshops selbst durchführen können. Denn wir sind keine Expert*innen für jedes Thema, haben selbst nur gewisse Diskriminierungserfahrungen gemacht und genau deswegen haben wir Consent Calling auch gegründet.
Weil wir wissen, dass es mehr gibt, weil wir dieses „mehr“, diese Vielfalt, sichtbar machen wollen, ihr einen Raum geben wollen und Menschen Möglichkeiten sich kennenzulernen, auszutauschen, zu vernetzen und voneinander zu lernen. So waren wir von Beginn an immer offen für neue Menschen und sind es weiterhin. Um allen Menschen die Möglichkeit zu geben sich nach ihren Möglichkeiten einbringen zu können haben wir eine Unterstützer*innenstruktur gegründet. Hier versammeln sich Menschen verschiedenster geschlechtlicher Identitäten und sexueller Orientierungen und wir sind neugierig wie sich diese Struktur weiterentwickeln wird. Denn unser Kollektiv lebt von Offenheit damit fehlende Sichtweisen Teil von uns werden und wir an eurer Kritik wachsen können.
Wir gehen offen damit um, dass das Kernkollektiv mit ausschließlich cis Frauen gestartet hat, aber genau durch das Andocken über eine Unterstützer*innenstruktur hat sich dies bereits verändert. Wir denken weiterhin über die Ursachen nach, warum sich das nicht schon früher verändert hat und sehen weiterhin eine Notwendigkeit weitere verschiedene Identitätsmarker im Kollektiv zu vereinen.
Es wurde dennoch die Frage in den Raum gestellt, ob wir, trotz unserer Privilegien und der fehlenden Sichtweisen, das Recht haben einen feministischen Sexshop zu eröffnen.
Dazu Folgendes:
- Das Projekt steht noch am Anfang. Aufgrunddessen sind wir bereits früh an die Öffentlichkeit gegangen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich perspektivisch anzuschließen. Schließlich wollen wir unsere bisherigen Mittel dazu zu nutzen, um den Stein erstmal ins Rollen zu bringen.
- Unser gemeinsames Ziel ist es die herrschenden Machtverhältnisse in Frage zu stellen, zu verändern und damit das kapitalistische Patriarchat abzuschaffen. Basis dafür ist nicht nur eine gleiche oder ähnliche Identität, sondern die gleiche oder ähnlich konstituierte Überzeugung für eine andere Welt zu kämpfen. Dabei müssen wir auch die Schnittstellen zu anderen Diskriminierungsformen bedenken und es braucht eine ständige Bereitschaft sich weiterzubilden und dazu zu lernen. Das ist die Grundlage für die Art starker feministischer Bewegung, deren Teil wir sein wollen.
- Das Kernkollektiv wird sich verändern und wachsen. Und das soll es auch! Deswegen freuen wir uns über jede Person, die Teil von uns werden will. Und auch über jede Art solidarischer Kritik und Hinweise auf weiße Flecken in unseren Betrachtungsweisen.
- Wir genügen unseren eigenen Ansprüchen, was das Thema Diversität im Kernkollektiv betrifft, nicht. Allerdings haben alle sieben von uns die massiven und unterschiedlichen Auswirkungen des Patriarchats auf das eigene (Sex-)Leben erfahren. Deshalb und weil wir für einen Feminismus streiten, der uns in erster Linie aufgrund unserer politischen Haltung, unserem Aktivismus und unserer Motivation verbindet, sehen wir die Grundlage dafür gegeben dieses Projekt zu starten.
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Diversity in the core collective
We are aware of the fact that we are privileged in multiple ways: we are white, have an academic background, are endo - i.e. not inter - and are not affected by ableism. We clearly understand that this means a lack of experiences and perspectives. Despite the differences in our sexual orientations, our being queer, forms of relationships, gender identities, sexual biographies, political backgrounds and our motivation to be part of Consent Calling, there is still room for improvement regarding the diversity of the core collective’s composition. But we want to deal with our different privileges in a transparent and responsible way; for us this also means that we do not presume to be able to speak for all people, and that we are aware that we are not able to address all people equally.
One thing is certain:
The people who are currently working in the collective will not be the people who will exclusively sell and advise in the shop, and we will be able to conduct only some of the workshops by ourselves. Because we are not experts on every topic, we have had only certain experiences of discrimination, and exactly because of that we founded Consent Calling.
Because we know that there is more, because we want to make this "more", this diversity, visible, give it a space and offer people opportunities to get to know each other, to exchange, to network and to learn from each other. From the beginning, we have always been open to new people and continue to be so. In order to give everyone the opportunity to get involved according to their possibilities, we have founded a support structure. People of the most different gender identities and sexual orientations gather here, and we are curious to see how this structure will develop. Because our collective thrives on openness, so that missing perspectives become part of us and we can grow from your criticism.
We openly deal with the fact that the core collective started with only cis women, but this has already changed precisely because of the docking onto a support structure. We continue to think about the reasons why this has not changed before and continue to see a need to unite more diverse identity markers in the collective.
Nevertheless, the question about whether we have the right to open a feminist sex shop, despite our privileges and lack of visibility, was raised.
Here's what we have to say about that:
- The project is still at the beginning. Because of this, we went public early on, to offer people the opportunity to join in terms of their perspective. Ultimately, we want to use our current means to get the ball rolling.
- Our common goal is to question the prevailing power relations, to change them and thus to abolish the capitalist patriarchy. The basis for this is not only the same or a similar identity, but the same or similarly constituted conviction to fight for a different world. We also need to consider the intersections with other forms of discrimination and there needs to be a constant willingness to educate one’s self and to learn. This is the base for the kind of strong feminist movement we want to be part of.
- The core collective will change and grow. And it should! That's why we are so overjoyed about every person who wants to become part of us. And also about any kind of solidary criticism and hints about blind spots in our perceptions.
- We do not meet our own standards when it comes to diversity in the core collective. However, all seven of us have experienced the massive and diverse impacts of patriarchy in our own (sex) lives. Because of this, and because we are arguing for a feminism that unites us primarily because of our political stance, activism and motivation, we see the foundation in this for launching our project.