Buch: die Zweite! - Aber warum erst jetzt?
Liebste UnterstützerInnen,
es ist fast soweit - Ihr bekommt den druckfrischen zweiten Band in den nächsten Tagen, und die Buchlaunchparty findet wie geplant nächste Woche statt:
16.2. 19:30 Theater Expedition Metropolis - Special Guest: Christian von Aster
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TRIGGER WARNUNG. Wir werden über Depressionen reden.
Warum?
In Band 1 standet ihr vor dem Puppenhaus und habt hineingesehen.
Doch in Band 2 nehme ich euch mit ins Innere. Ins Innere des Hauses, und meines Kopfes.
Und das ist nichts für schwache Gemüter.
"Es ist alles wie immer. Es ist alles wie immer. Ich stehe auf, trinke Kaffee, erbreche mich, starre in den Nebel und versuche Sinn in der Katastrophe zu entdecken, schreie, bis ein gesichtsloser Nachbar an die Wand trommelt.
Ich habe gut gelogen und bin mit dem Strom geschwommen. Habe das Spiel mitgespielt, dem System Folge geleistet. Aber ich kenne die Wahrheit. Und ich kann mich selbst nicht belügen. Oder doch? Ich könnte es versuchen. Aber was, wenn mich jemand mit der Wirklichkeit konfrontiert?
Niemand darf es wissen.
Wie Sand rinnen die Sekunden, aber nicht eifrig und gleichmäßig, sondern schwer und klumpig, der Sand ist feucht, von gerinnendem Blut verklebt, dicker werden die Brocken, langsamer, dann bleibt die Zeit ganz stehen. Es ist dunkel. Die Welt draußen ist verschwunden."
In Band 1 wusstet ihr, was real war. Ihr wart die Lesenden und ich die Schreibende, das Haus und die Puppen waren unser Spielzeug.
Doch in Band 2 entreiße ich euch die Realität. Und den Boden unter den Füßen.
„Der Wind heult. Es geht mir nicht gut. Mein Kopf ist ein Ball aus röhrendem Feuer. Ich krieche auf dem Boden in die Küche und dort weiter umher, ich möchte schluchzen vor Schmerz, doch fürchte ich den Aufprall meiner Stimme auf meine Trommelfelle. Ich bete stumm darum, auch den Rest meiner Sinne zu verlieren, jetzt, ganz und gar.
Jäh wird mir der Wunsch erfüllt. Ich stehe in einer grüngrasigen Ebene, hinter mir der brüllende Sturm. Ich fliehe vorwärts und durchtrete das Tor. Das Lärmen des Sturms wird schattiert und weicht rhythmischem Pochen, es ist mein Herzschlag, ich bin nicht dumm.
Der Pfad endet an einem unterirdischen Eingang zum Keller eines merkwürdig vertraut wirkenden Hauses.
Keiner da.
Was nun?“
Bis Band 1 veröffentlicht wurde, dachte ich, ich sei stärker als dieses Buch.
Doch in Band 2 lese ich selbst, wie mein Verstand sich auflöst seitdem.
Vielleicht löst sich eurer beim Lesen auch auf.
„Ich stehe unschlüssig im Dunkeln. Im Zimmer lauern Laptop und Telefon. Wird mich eins von beiden anfallen, hungrig die Zähne in mich schlagen, mich in Fetzen reißen mit den überlangen Krallen, wenn ich jetzt wiederkomme? Haben die Geräte nur auf mich Beutetier gelauert?
Ich wage mich um die Ecke, doch kein Bildschirm erwacht blinkend aus dem Wartemodus, keine LED lässt sich vom Baum auf mich herabfallen, kein Alarmton jagt mich durch den digitalen Dschungel.
Vielleicht ist mein Zimmer von Lianen überwachsen in einer anderen Dimension, die ich spüren, aber nicht sehen kann. Vielleicht ist die Decke ein gekreuztes Geflecht aus Ästen und Parasitenpflanzen, durch das sich Flugsäuger schwingen und in dem Abermillionen Insekten und Spinnen leben. Vielleicht sind meine Nachbarn von oben die Spinnen, Tausende, manchmal aufgetürmt zu einem unmöglichen Schwarmwesen, das dann mit schweren Tritten das Netz in Schwingung versetzt, um mich anzulocken.
Aber ich kann nicht fliegen. Ich halte mich fern von der Decke. Ich bleibe am Boden, habe sogar alle Sitzmöbel und Tische längst abgeschafft. Was am Boden liegt, kann nicht tief fallen. Auch ich nicht. Doch ich falle noch immer. Das bedeutet vermutlich, dass ich den Grund noch lange nicht erreicht habe.“
Band 2 geht ans Eingemachte. Als ich die Illustrationen eingefügt und den Satz durchgeschaut habe, wurde mir erst bewusst, wie viel von meiner eigenen psychischen Geschichte, von meinem eigenen Erleben nicht erst während der Pandemie in diesem Buch ganz klar und offen beschrieben ist. (Nicht nur, und nicht alles. Es ist immer noch Kunst!)
Ich habe diese Redigierungen gemacht, während ich mit viel Hilfe von ÄrztInnen und TherapeutInnen meine Depression, meinen Burnout, meinen Zusammenbruch zu heilen versuche.
Es wird.
Langsam.
Dadurch blieb vieles andere auf der Strecke, und auch darum hat sich die Veröffentlichung um 2 Wochen verschoben.
Damit ich die Zeit bekomme, die ich brauche, werden wir Band 3 auch erst im April statt im März veröffentlichen. Es soll gut und fertig sein, wenn Ihr es in die Hand bekommt.
Hoffentlich bleibt Ihr uns gewogen. Habt bitte auch noch ein klein wenig Geduld mit den digitalen Goodies. Es wird. Keine Sorge.
Alles Liebe
Feline