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20.09.2016

Konferenz Alanus

Merijn Fagard
Merijn Fagard5 min Lesezeit

Am 20. - 21. Mai 2016 habe ich an einer Konferenz über das Denken teilgenommen. Alles war auf Englisch, der Titel war: Inner and Outer Dimensions of Thinking (innere und äußere Dimensionen des Denkens). Diese Konferenz war eine Zusammenarbeit des Departements für Psychologie und Psychotherapie der Universität Witten/Herdecke (Deutschland), der Alanus Hochschule (Deutschland) und dem Crossfields Institute (Großbritannien). Der Gastgeber dieser Konferenz war die Alanus Hochschule in Alfter. Viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Länder der Welt trafen sich, um Erfahrungen über ihre Forschung auszutauschen.

Für diese Tagung konnte ich selber auch einen ganz kleinen Beitrag leisten. Gegenstand dieses Beitrags war die psychologische Forschung von Franz Brentano, Rudolf Steiner und den Forschern der Würzburger Schule. Es gab viele Beiträge und die verfügbare Zeit war deshalb kurz bemessen. Es war schwierig innerhalb die zwanzig Minuten zu bleiben, die ich, sowie einige andere Sprecher, für meine Präsentation bekommen hatte.

Ein Teil meines Beitrags konzentrierte sich auf die Forschung von Brentano, wie er die innere Phänomene, durch innere Beobachtung, zu untersuchen versuchte. Und über die Schwierigkeiten, denen er dabei begegnete und wie er diese gelöst hat. Ein zweites Teil konzentrierte sich auf die Forschungsarbeit von Rudolf Steiner, wie er in seiner Schrift Von Seelenrätseln, sowohl die anthropologische als die anthroposophische Forschungsart bespricht und dabei auch zeigt, wie diese beide Forschungsrichtungen einander ergänzen und wo sie sich mit einander verständigen können. Dies ist ein ganz spannendes Thema. Weil, wie man vielleicht erwarten dürfte, Steiner nicht nur seine anthroposophische Forschung zu vertreten versucht, sondern auch ganz explizit die anthropologische, und dabei, am Ende seiner Schrift Von Seelenrätseln, mit dem expliziten Hinweis auf Brentano, die Forschung im psychologischen Laboratorium gerade den Anthroposophen empfiehlt. Denn durch die Arbeit im psychologischem Laboratorium, also durch rein anthropologische Forschung, ist es möglich, so Steiner, die Veranlagung zum Schauen aufzudecken. Das Schauen selbst kann man nicht untersuchen bzw. überprüfen im psychologischen Labor, aber die Veranlagung dazu kann man bereits finden wenn man die ganz normale innere Prozesse des Menschen erforscht. Ich habe dann auch noch, durch einen Vergleich der relevanten Textstellen und innerhalb des Zeitrahmen der mir zur Verfügung stand, kurz zu begründen versucht, dass Steiners Beobachtung des Denkens (Kapitel III der Philosophie der Freiheit) fast deckungsgleich ist mit der Methode der Beobachtung der inneren Phänomene, wie Brentano diese in seiner Psychologie vom empirischen Standpunkte entwickelte. Die Einsichten von Brentano und Steiner entsprechen einander sehr gut in Hinsicht auf diesen Aspekt. Beide Forschern gehören damit zur gleichen "Familie", sozusagen.

Auch die Forscher (Psychologen und Philosophen) der Würzburger Schule gehören zu diese Familie. Darüber habe ich auch gesprochen. Ich habe dabei versucht plausibel zu machen, dass teilweise diese Forscher das Aufdecken der Veranlagung zum Schauen, also das Programm worüber Steiner schreibt in Von Seelenrätseln, mit ihren Experimenten im psychologischen Laboratorium, bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, geleistet haben. Da geht es also darum, will man dieses Projekt weiter verfolgen, die von diese Forschern verwendete Methoden erneut aufzugreifen. Dann wird es möglich sein die Brücke zwischen Anthropologie und Anthroposophie vom Seiten der Anthropologie weiter aufzubauen, um so die gegenseitige Verständigung zwischen heutiger Wissenschaft und Anthroposophie (insbesondere des Schulungsweg) weiter zu vertiefen. Auf diese Weise kann die Sinnhaftigkeit eines inneren Schulungswegs mehr plausibel gemacht werden, auch für diejenigen die sonst rein anthropologisch denken, aber doch offen sind für dasjenige, was die innere Beobachtung, aufgrund von innerer Wahrnehmung und Erfahrung uns lehren kann.

Ganz am Ende habe ich, in der Eile, meine Präsentation abgeschlossen mit der Frage, wo es möglich wäre, diese Forschungsansätze von Brentano, von Steiner und von die verschiedene Forscher der Würzburger Schule wieder aufzugreifen und so die empirische Erforschung der inneren Phänomene weiter zu entwickeln. Denn es ist, heute nicht sehr selbstverständlich eine Stelle zu finden an der man dies tun kann. Denn sowohl die Philosophen als auch die Psychologen sind heute, beide mit ihren eigenen Gründen, nicht sehr geneigt diese Art Forschung zu begrüßen. Wer also gerne diese Art Forschung machen will, fällt damit zwischen Stuhl und Bank, was natürlich nicht gerade die beste Voraussetzung ist. Dies ist eine der Gründe, warum wir mit diese Schwarmfinanzierungskampagne angefangen haben. Denn diese Art Forschung ist wichtig, sowohl für die Wissenschaft, die Psychologie, als auch für die Philosophie, aus Gründe die ich hier nicht weiter thematisieren werde. Es könnte aber sein, dass es vor allem die Anthroposophen sind, die noch am meisten zu gewinnen haben bei diese anthropologischen Forschung im psychologischem Laboratorium, weil sie doch interessiert sein sollten an dieser Veranlagung. Dies werde ich weiter ausarbeiten in einem längeren Aufsatz, an dem ich gerade arbeite und der später, wenn sie fertig ist, hier erscheinen wird.

Lesen Sie auch ein weiteres Bericht über diese Konferenz in Alfter, wo ich über den Beitrag von Claire Petitmengin - eine französische Philosophin - berichten werde.

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