Im Institut für Psychologie wurden vor wenigen Jahren über 30 Umzugskartons mit Akten der "Deutschen Nachkriegskinder"-Studie wiedergefunden. Die Akten dokumentieren detailliert eine Vielzahl von medizinischen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, die jährlich während 10 Jahren an über 4000 Kindern aus sechs deutschen Städten durchgeführt wurden (Bonn, Frankfurt am Main, Grevenbroich, Remscheid, Nürnberg, Stuttgart). Die Kinder stammten aus zwei Kohorten, nämlich Kriegskinder (geb. 1938-1939) und Nachkriegskinder (geb. 1945-1946).
Dieser "Datenschatz" könnte es ermöglichen eine interdisziplinäre Studie der Entwicklung über die gesamte Lebensspanne zu beginnen. Diese Nachfolgestudie könnte auf historische Originaldaten zurückgreifen, die mangels Rechenkraft der Lochkartenrechner in den 60er Jahren bisher noch nie vollständig ausgewertet wurden.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mit der Programmierung einer Datenbank begonnen, die mir geholfen hat von 4000 bereits 1000 Menschen an den sechs ursprünglichen Forschungsstandorten wieder zu finden. Der Großteil der ehemaligen Teilnehmer/innen ist jedoch weitergezogen, durchschnittlich etwa 4 bis 5 Mal im Leben. Für jeden Umzug innerhalb Deutschlands müssen wir zunächst aus 6000 Einwohnermeldeämtern das passende ermitteln, um danach eine schriftliche Anfrage an dieses zu versenden. Schätzungsweise lassen sich so immer noch die Hälfte der ehemaligen Teilnehmer wieder finden.
Ziel ist es, die Datenbank auf Basis von Filemaker Pro 12 weiter zu programmieren, die hilft, die ehemals 4000 Teilnehmer/innen der "Deutschen Nachkriegskinder"-Studie durch Recherche bei den etwa 6000 dezentral organisierten deutschen Einwohnermeldeämtern wiederzufinden. Erst wenn mithilfe der Datenbank genügend ehemalige Teilnehmer/innen gefunden wurden, kann eine neue Studie beantragt werden, die die gesamte Lebensspanne der ehemaligen Teilnehmer/innen interdisziplinär untersucht.
Die Filemaker Pro-Datei (natürlich ohne jegliche personenbezogene Inhalte) soll auch anderen Forschungsgruppe dienen und unter einer freien CreativeCommons-Lizenz veröffentlicht werden, sodass andere diese Datei zur Aktualisierung historischer Adressdaten bei vergleichbaren Stichprobenreaktivierungen nutzen können.
Das gesamte Projekt der Stichprobenrevitalisierung der "Deutschen Nachkriegskinder"-Studie wird im Forschungsblog, in sozialen Medien und durch klassische Öffentlichkeitsarbeit begleitet und dokumentiert.
Blog: http://zakunibonn.hypotheses.org
Facebook: https://www.facebook.com/pages/Deutsche-Nachkriegskinder-revisited/221435661363696
Twitter: https://twitter.com/nachkriegskind
Die Zeit drängt, da wir immer weniger Menschen für eine Nachfolgestudie finden können, je länger wir warten. Die meisten sind mittlerweile fast 70 Jahre alt. Ein Drittel der Nachkriegskinder ist schätzungsweise bereits heute verstorben. In sechs Jahren wird voraussichtlich die Hälfte der jetzt gefundenen Probanden ebenfalls verstorben sein.
Wenn wir die ehemaligen Teilnehmer/innen wiederfinden können, ist dies eine einmalige Chance eine Studie der Kriegs- und Nachkriegskinder aus ganz Deutschland über ihre gesamte Lebensspanne durchzuführen und zu erforschen, welche Folgen historische Ereignisse in der Kindheit auf Wohlbefinden, Gesundheit und Lebensgefühl im Alter und über die Lebensspanne haben.
Geplante Forschungsthemen einer Nachfolgestudie sind beispielsweise
- seelische Gesundheit im Alter und klinische Störungen,
- körperliche Gesundheit, Gesundheits- und Ernährungsverhalten,
- Resilienz, Plastizität und Hardings,
- Gen-Umwelt-Interaktionen, genetische Marker und Epigenetik,
- transgenerationale Übertragung,
- Bildungserwerb und berufliche Entwicklung,
- Persönlichkeitsmerkmale & Einstellungen,
- kognitive Leistungsfähigkeit und Intelligenz,
- Lebenszufriedenheit,
- und individuelle Lebensverläufe & Einzelfallanalysen.
Bei Erfolg werde ich ab Februar 2014 ein Jahr lang für das Projekt "Deutsche Nachkriegskinder" arbeiten, die Datenbank weiterprogrammieren, die ehemaligen Teilnehmer/innen wiederfinden und einen Projektantrag vorbereiten helfen.
Vergleichbar zu einer 50%-Stelle werde ich ab Februar 2014 monatlich 830€ vom Treuhandkonto auf mein Konto überweisen. (Diese Summe ist vergleichbar zum Netto-Mehrverdienst bei einer bestehenden 50%-Teilzeitstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter im TV-L E13.) Da ich als Kleinunternehmer unter der Summe von 17.500€ jährlichem Umsatz bleibe, muss ich für die Unterstützung keine Umsatzsteuer bezahlen. Ggfs. fällt Einkommenssteuer an, die ich je nach Ausgaben steuerlich abschreiben kann. 100% des Crowdfunding sollen effektiv zur Umsetzung des Projekts eingesetzt werden.
Meine Hauptaufgabe wird es sein, die Software weiter zu programmieren, die ehemaligen Teilnehmer/innen wiederzufinden und die Software spätestens zum Ende der Laufzeit zu veröffentlichen. Dabei werde ich mein Wissen über den Umgang mit Datenbank-Programmierung (auf Basis von Filemaker) vertiefen, das gesamte Projekt online dokumentieren und Mitarbeiter weiterbilden. Das Geld soll nicht für externe Programmierer ausgegeben werden, sondern der Vorbereitung einer Nachfolgestudie zu den "Deutschen Nachkriegskindern" dienen, innerhalb der ich promovieren möchte, insofern eine Folgefinanzierung erfolgreich beantragt wird.
Ideengeber für das Crowdfounding und Programmierer der Datenbank ist Dipl.-Psych. Sascha Foerster, M.A., der seine Diplomarbeit 2013 zum Thema "Von den 'Deutschen Nachkriegskindern' zu einer Längsschnittstudie der Entwicklung über die Lebensspanne. Evaluation der Methodologie einer Stichprobenreaktivierung" bei Dr. Uwe Kleinemas und Prof. Dr. Georg Rudinger geschrieben hat.
Verantwortlich für die Revitalisierung der "Deutschen Nachkriegskinder"-Studie ist das Zentrum für Alternskulturen (ZAK) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit dem Geschäftsführer und Sprecher Prof. Dr. Georg Rudinger und dem stellvertretenden Geschäftsführer und Sprecher Dr. Uwe Kleinemas.
Für eine revitalisierte "Deutsche Nachkriegskinder"-Studie, deren Finanzierung beantragt werden soll, sind bereits weitere Kooperationspartner sowohl an der Universität Bonn als auch an Universitäten und Forschungszentren in ganz Deutschland gefunden worden.
Zentrum für Alternskulturen (ZAK)