Das Theater im Kino wird für vier Tage umgebaut in ein zwielichtiges Fernsehstudio. Die Bühne wird zum Studio mit Kulissenwohnzimmer. Der Rest des Theaters verwandelt sich in Warteräume, mit Wasserspendern, Kaffeemaschinen, und alten Bonbons in Kristallschalen. Im Techniklager lungert der Oberbeleuchter, ein gescheiterter Regisseur fischt ein verbranntes Toast -Hawaii aus dem Ofen und die Empfangsdame rasiert sich die Beine im Damenklo. Wir befinden uns im dunklen Hinterhof der deutschen Medienwelt.
In dieses Studio ziehen die Paulsens notgedrungen ein, um ihr Leben als Sitcom ins Fernsehen zu bringen– das ist der Deal. Doch schnell prallen Scripted Reality und harte Realität aufeinander.
Der Besucher kann den Raum erkunden, sich unterhalten und sich einmischen. Er taucht ein in die fiktive Projektion einer Unterschicht, die wir alle kennen. Insgesamt verkörpern fünfzehn Performer die Charaktere der Performance, 4 Tage am Stück, 24 Stunden am Tag. Welche Geschichten verbergen sich wirklich hinter den eindimensionalen Leinwandcharakteren?
Die Performance möchte kritisch eine gegenwärtige Medienlandschaft untersuchen, die durch stereotype Sendeformate maßgeblich zu einer problematischen Entwicklung des gesellschaftlichen Diskurses beigetragen hat. Themen wie materielle und soziale Armut, Rassismus, Sexismus sowie Prekariat in Familie und Bildung, werden in den Populärmedien vermeintlich authentisch und reißerisch zur Schau gestellt. Der gegenwärtige Rechtspopulismus, als Folge fortschreitender Neoliberalisierung der Gesellschaft, hängt möglicherweise direkt mit einem medial geschürten Gefühl der Beunruhigung zusammen. Ziel der Performance ist es diese strukturellen Entwicklungen zu untersuchen und künstlerisch in verschiedenen Medien erlebbar zu machen.
Die primäre Zielgruppe ist das Berliner Theaterpublikum, das die Möglichkeit hat, die Performance an vier Tagen im Mai zu besuchen und in die Welt der Paulsens einzutauchen.
Über Berlin hinaus wird ein größeres Publikum durch die Fortsetzung der Web-Serie aus dem letzten Jahr erreicht werden.
Die fünfteilige Sitcom sowie eine weitere YouTube-Staffel des Reality Formats sind neben der eigentlichen Performance das Ziel des Projektes.
Der Erfolg der Webserie und die positiven und kritischen Rückmeldungen des Publikums auf die Performance im Jahr 2015, haben uns dazu bewegt, das Format DIE PAULSENS weiterzuentwickeln. Mit dem Theater im Kino (TIK) Berlin, haben wir ein Theater gefunden, das es uns ermöglicht die Langzeit-Performance in seinen Räumen als Hausproduktion zu verwirklichen.
Da an der viertägigen Performance insgesamt fünfzehn Performer_Innen sowie Techniker und Kameraleute beteiligt sind, können wir die entstehenden Kosten trotz Unterstützung des Theaters nur mithilfe diese Kampagne decken.
Das Kollektiv setzt sich aus Studenten und Mitgliedern der Berliner Off-Szene zusammen, die alle unentgeltlich an dem Projekt arbeiten.
Die Gelder der Startnext Kampagne gehen ausschließlich in die Finanzierung der entstehenden Kosten. Dazu gehört in erster Linie Kostüm- und Bühnenbild, Werbung, Technik und Verpflegung für die Performer_innen.
Auch die Einnahmen aus dem Kartenverkauf fließen in die Refinanzierung des Projektes.
Wir sind Girl to Guerilla. Ein freies Theaterkollektiv. Das heißt, wir sind eine Gemeinschaft von Künstlern, die sich gegenseitig solidarisch bei der Produktion von Sprechtheater, Performance, Literatur, bildender Kunst, Video, Film und theoretischem Diskurs unterstützt. Dabei liegt unser Fokus auf klassischem Theater und Performance. Das Kollektiv in seiner momentanen Orientierung existiert seit 2012. Die Gruppe setzt sich dabei, je nach Produktion neu zusammen und besteht zum großen Teil aus Theaterwissenschaftler_innen, Dramaturg_innen, Schauspieler_innen und Regisseur_innen, die deutschlandweit in verschiedenen Institutionen und Feldern tätig sind. Neben Produktionen im Kollektiv verwirklichen die einzelnen Mitglieder auch individuell Projekte in Praxis und Theorie.
Girl to Guerilla