Ausführlicheres zum Programm
Hier kommt ein Text, der das, was in der Projektbeschreibung und dem Video nur angerissen ist, ausführt. Etwas mehr zur Progammzusammenstellung und zum Platz jedes einzelnen Stückes darin.
Zum Programm:
Das Programm beinhaltet 4 Stücke für alle mit 4 Spielern möglichen Triobesetzungen. Alle Stücke zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf je unterschiedliche Weise Grenzen überschreiten. Trotz dieser verschiedenen Ansätze entstehen auch zwischen den Stücken wieder Beziehungen der Nähe und Abgrenzung: Ligeti und Yun als zwei Aspekte des klassischen Werkes, denen Christian Wolff gegenüber steht. Yun, der sich auf der Ebene des Fließen-Lassens mit Lucier verbindet (und von Ligeti absetzt), während Ligeti und Lucier andererseits durch das Entstehen von Klangereignissen durch Zusammenklänge (und nicht nur durch das aktive Spielen) verbunden sind.
Die Stücke im Einzelnen:
1. Postmoderne oder Avantgarde und Tradition
György Ligeti ist einer der wenigen profilierten Komponisten, die man zur Postmoderne rechnen kann. In seinen Kompositionen der 80er-Jahre hat er den Versuch unternommen, ohne auf die Errungenschaften der Avantgarde der 50er- bis 70er-Jahre zu verzichten, wieder einen Bezug zur Tradition herzustellen. Gleichzeitig ist das auch der Versuch, die Grenzen des Elfenbeinturmes der Neuen Musik zu durchbrechen.
Besetzung: Violine, Horn, Klavier
2. Schwebungen oder Rhythmus und Tonhöhe
In seinem Stück „Step, Slide and Sustain“ bewegt sich Alvin Lucier durchgehend an der Grenze zwischen gleichmäßigen gehaltenen Tönen und rhythmischem Pulsieren. Das Klavier ist dabei vorwiegend auf der pulsierenden Seite, Horn und Violoncello auf der Seite der Haltetöne. Durch leichte Verschiebungen der Tonhöhe entstehen aber als Puls hörbare Interferenzen (Schwebungen), die wiederum mit dem Puls des Klaviers in ein Interferenzverhältnis treten.
Besetzung: Violoncello, Horn, Klavier
3. Offene Form oder Werk und Spontaneität
Christian Wolff hat zahlreiche Stücke geschaffen, in denen er den Spielern zwar einen Notentext vorgibt, in ihm aber Parameter offen lässt. Das reicht von genau vorgegebenen Tönen bis zu Anweisungen wie „Auf einer Ebene möglichst unterschiedlich zum vorher gehörten Ton“. Und dieser Verweis auf den vorher gehörten Ton zeigt eine andere Besonderheit dieser Stücke: Die Aktionen der einzelnen Spieler sind stets auch eine Reaktion auf das, was sie an Klang umgibt. Damit wird die Grenze des vorgegeben Stückes überschritten und eine jedes Mal andere Aufführung stellt die Frage, wie sehr es doch als die „In between pieces“ wiederzuerkennen ist.
Besetzung: Violine, Violoncello, Horn
4. Kulturen oder Korea und Europa
Isang Yun ist ein Komponist, der seine Ausbildung zunächst in Korea erhielt und später in Paris und Berlin fortsetzte. Aufgewachsen zur Zeit der japanischen Besatzung, in der die koreanische Kultur verdrängt wurde, entwickelte er bereits in Korea das Bedürfnis, eine „koreanische Identität“ in der Musik zu schaffen. Dieser Impetus ging auch in Europa nicht verloren. Isang Yuns Musik zeichnet sich durch ständige Grenzüberschreitungen zwischen östlich und westlich geprägter Musizierhaltung und Kompositionstechnik aus.
Besetzung: Violine, Violoncello, Klavier