Interview - Maik Gerecke
Was hat Dich an der Ausschreibung gereizt?
Das Motto hat irgendwas in mir angesprochen. Wie ein schönes Bild vor dem man stehenbleibt, um es sich genauer anzusehen.
Persönliche Definition von Zerschlagen?
Da halt' ich's wie der Duden und biete mehrere Definitionen an, die von Kontexten gewählt werden. Im Rahmen der Ausschreibung drängte sich mir "die gewaltsame Zerteilung eines Ganzen in seine Teile" auf. Das kann sowohl negativ, als auch positiv gewertet werden. Sokrates' Todesurteil ist ein schönes Beispiel dafür: Die Athener fühlten sich von seiner subversiven Ehrlichkeit und Kritik an den bestehenden Verhältnissen bedroht, was sogar eine Jugendbewegung anzettelte. Diese wollte man zerschlagen, indem man ihn anklagte und ein Todesurteil in Aussicht stellte, also seine physische Zerschlagung. Sokrates schlug zurück indem er bewusst den Tod wählte und so zu einer Art Märtyrer für das kritische Denken wurde. Das alte Athen ist wenige Jahrhunderte später unwiederbringlich zerfallen, Sokrates' geistiges Erbe lebt nach 2500 Jahren bis in unsere Kultur hinein fort. 2:1 für ihn, würd' ich sagen.
Was hat Dich zu Deinem Text inspiriert?
Makabererweise die Anfangsszene in der U-Bahn, die ich kurz vor dem Einsendeschluss genau so beobachtet habe. Auf dem Heimweg vermengte sich das Ganze mit einer Portion Fiktion und Erinnerung - fertig war die Story. Musste ich dann nur noch runterschreiben. Wenn's mal immer so liefe...
Autorenprofil
Maik Gerecke beim VHV-Verlag