Bärenparade über die Alpen
Hallo, Klemens hier. Ich arbeite seit 2006 als Grafiker und Illustrator für Gesellschaftsspiele und darf – so dieses Projekt finanziert wird – Illustrationen für Blocky Mountains beisteuern. Und damit für euch klar wird, warum ich mich auf diese Wanderung eingelassen habe und was euch unter Umständen erwartet, gibt‘s diesen Blogeintrag.
Ich selbst verfolge das Thema Crowdfunding von Anfang an mit Interesse. Nicht unbedingt mit großem Interesse oder gar der Motivation, diese Plattform aktiv zu nutzen, aber diese unmittelbare Art Projekte publik zu machen, weiterzuentwickeln und auch zu finanzieren ist schon sehr spannend. Und Spiele kann es sowieso nie genug geben ...
Im April diesen Jahres habe ich einen Artikel zum Thema Crowdfunding im Kontext Gesellschaftsspiel verfasst und bin im Zuge der Recherchen mit Gerhard in Kontakt gekommen. Sein Spiel „Auf Spurensuche am Limes“ hab ich seinerzeit unterstützt – geholfen hat es leider nix. Gerhard ist, wie er es gerne auch selbst beschreibt, erfolgreich gescheitert. Und genau dieser Optimismus, der irgendwie auch die Grundlage für Crowdfunding zum Ausdruck bringt, hat durchaus seinen Charme.
Als Gerhard mich dann fragte, ob ich nicht bei seinem Spiel Blocky Mountains mitmachen würde, habe ich mich sehr gefreut und dann auch gleich „ja klar, gerne“ gesagt. Eigentlich bin ich mit ausreichend Arbeit versorgt, aber Blocky Mountains ist ein Spiel, an das ein Illustrator wie ich, der eher auf anspruchsvolle Vielspieler-Spiele spezialisiert ist, eher selten herangelassen wird: Hochgradig familientauglich, verspielt im Material und mit einem unglaublich hohen Aufforderungs-Charakter.
Klar, das klingt jetzt nach Werbung (und soll es ja eigentlich auch sein), aber nachdem ich das Spiel einen Vormittag lang mit unterschiedlichen Gruppen in der Schulklasse meines Sohnes (8 Jahre) gespielt hab, bin ich überzeugt von den angesprochenen Qualitäten. Es ist schön zu beobachten, wie die Kinder in das Thema, die Geschichte und die Mechanik eintauchen. Blocky Mountains erzählt durch die verschieden angelegten Routen eine Geschichte, ein Abenteuer. Und das in einem Geschicklichkeitsspiel. In den Köpfen der Spieler entstehen die Landschaften und werden die sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen zu einem immer wieder neuen großen Ganzen verbunden. So etwas ist mir in dieser Form noch nicht begegnet und ich verkneife mir jetzt Ausschweifungen zum Thema Narration. Und auch wenn ich selbst das Spiel gelegentlich und versehentlich als Kinderspiel bezeichne ... Blocky Mountains erschließt sich allen Altersklassen. Und nach ein zwei Runden beginnen Kinder und im gleichen Maße auch Erwachsene, neue, eigene, sauschwere Routen auszutüfteln. Auch diese Dynamik zeichnet das Spiel aus.
Wenn wir schon beim Zeichnen sind ... das grobe Drumherum hat Gerhard – der ja auch Grafiker ist – fertig. Ach was: Im Grunde könnte man das Spiel so produzieren, wie es ist. Meine Aufgabe wird es aber sein, die „softeren“ Inhalte neu zu zeichnen, um noch etwas mehr Charakter ins Spiel zu bringen. Die Routenkarten hat Gerhard ja schon perfekt umgesetzt – übersichtlich, eindeutig unzweideutig, aber trotzdem gut gefüllt mit Informationen. Mit „softer“ sind die tierischen Hauptdarsteller gemeint: Grizzly, Eule und Eichhörnchen (und natürlich der Routenplan, damit Eule und Eichhörnchen auch was zum Herumtollen haben). Und eben diese Tiere in Form von Aufklebern und Chips werden bei meiner Arbeit eine zentrale Rolle spielen und sich schlussendlich auch am Cover wiederfinden.
Ich nähere mich Spiele-Illustrationen auch gerne spielerisch an. Und das hab ich gleich einmal beim Grizzly probiert. Die Gestaltung muss sich ja im Innenbereich der Kontur des Holzteils abspielen. Das bedeutet, dass ich den Bären nicht beliebig ausformen kann, sondern mich innerhalb klarer Vorgaben bewege. Und das ist durchaus witzig, eben weil nicht alles möglich ist, sondern vieles sich mit Augenzwinkern anpassen muss.
Im Grunde schnappe ich mir die Kontur des Holzspielteils, hinterlege sie in Photoshop in einer Ebene und probiere, was dann da alles so möglich ist. Im Falle des Bären habe ich mich durchaus am Prototypen orientiert, aber gerade im Gesicht noch versucht, mehr Charakter reinzubringen. Die Behaarung ist ganz ein anderes Thema. Wie strubbelig soll, kann, darf ein Grizzly überhaupt sein? Ich hab‘ daraufhin einfach vier Abstufungen ausprobiert und zur Diskussion gestellt. Was meint ihr?
Das Ziel wird – so die Finanzierung klappt – sein, aus dem eigentlich schon ausgezeichneten Spiel durch freundliche, farbenfrohe und im positiven Sinne „liebe“ Illustrationen noch ein ganz klein wenig mehr heraus zu kitzeln.
Klemens