Reisebericht Teil 9 - Hoch in die Berge
Heute wandere ich in Begleitung von zwei Kogi und Jorge hoch zu den Kaffeeanbaugebieten. Das sind einige Höhenmeter - die mich unerwartet anstrengen. Geradeaus ist alles wunderbar, aber sobald es bergauf geht, muss ich in den ersten Gang zurück schalten... So warten die drei alle 500 Meter. Wenn ich dann angehechelt komme, muss ich erst mal durchatmen, während die anderen weiter laufen. Ich mache dann ein paar Fotos vom tollen Panorama - nie durchaus nur, um eine Pause zu haben. Die Höhe und die Hitze strengen mehr an, als man meint.
Nur einmal muss ich warten. Mitten auf dem Trampelpfad sonnt sich eine kleine unscheinbare Schlange. Die Kogi bombardieren sie aus der Ferne mit großen Steinen (in dem Fall darf man mit Steinen werfen?) Bis sie sie endlich treffen. Es ist eine Giftschlange, deren Biss fast immer tödlich ist. Ab diesem Moment könnt ihr euch vorstellen, dass ich weniger in die Landschaft als auf den Boden schaue...
Immer wieder begegnen uns Familien der Kogi, die uns im Gänsemarsch entgegen kommen. In der Regel geht zuerst der Mann, dann die Frau mit Esel oder Maultier, insofern sie eines haben. Ihnen folgen wie die Orgelpfeifen alle Kinder, kleine Fehler, Hühner und vielleicht ein Hund. Babys werden getragen, aber wer laufen kann, läuft. Die Kinder wachsen hier schon jung in ihre Rolle hinein. Sie lernen das Leben und Überleben im täglichen Leben, nicht in der Schule.
Hier, mitten im Wald, wächst der Kaffee. Es sieht ganz anders aus als auf den Fincas, die ich zuvor in Ciudad Bolivar besichtigt hatte. Die Kaffeebäume sind in der Minderheit, der natürliche Wald existiert weithin. Die Bäume tragen weniger Früchte, sind aber viel größer und höher. Unser Hilfsprogramm für die Kogi hat den Namen kalashe. Kalashe ist ein Gott und bedeutet soviel wie Vater des Waldes. Die alten Kaffeebäume sind die Väter, die geehrt werden müssen. Sie verkörpern das Wissen des Waldes. Sie geben den jungen Bäumen Schutz. Man hat ja auch bei uns bereits herausgefunden, das Pflanzen in der Lage sind zu kommunizieren. Und so erklären die Väter ihren Kindern hier, wie sie mit Schädlingen umzugehen haben.