Der Weg nach Innen.

Der Tag führte mich zunächst am Nordostsee-Kanal entlang und hielt mich mit seinem ständigen Wechsel von Sonne und Regel in Atem: Regenjacke an, Regenjacke aus, Regenjacke an… und plötzlich öffnete sich der Weg und gab den Blick frei auf die riesige Rendsburger Eisenbahnbrücke, für 99 Jahre die längste Brücke Deutschlands und irgendwie fiel mir eine Geschichte ein über einen Athleten, der auf dieser Brücke etwas ungeheuer Athletisches macht, aus Eifersucht und angestauter Verzweiflung, etwas so Tollkühnes, dass jede Zeitung schreiben würde, wüsste sie es - aber niemand erfährt es je. Wie viele unglaubliche Handlungen und Leistungen entgehen wohl der allgemeinen Aufmerksamkeit? Ich würde fast sagen: die meisten…

Wenig später kam ich an einem ganz vergessenen merkwürdigen Heldenfriedhof vorbei - für die Gefallenen des ersten Weltkriegs. An jedem Grabstein ein Baum, vor hundert Jahren gepflanzt, standen sie mächtig da.

Und irgendjemand hatte an Hinrich Brahms Grab eine Schnaspspulle abgestellt, als hätte er mit ihm getrunken, der vor 105 Jahren starb und damals so alt war wie mein Sohn heute. Das ließ mich nachdenklich zurück und ich schrieb mich tief ins Philosophische hinein. Rendsburg selbst durchquerte ich kreuz und quer, beschloss aber, es bei den beiden Geschichten zu belassen.
Die angefügten Fotos illustrieren ein wenig die Handlungsorte.