Auf der Zielgeraden
Erneut und zum Endspurt des Projekts ein Blick in die Texte von "Eine Stadt auf Fotopapier" und erneut ein kleiner Einblick in die Biografie der Fotografen Richard und Eberhard Püscher:
"Über die privaten Lebensumstände der Püschers ist nur wenig bekannt. Es wird gemunkelt, dass die Familie sich nie mit Haushaltsführung auseinander gesetzt hat, da die Püschers vor dem Krieg ein Atelier in einem Glogauer Hotel betrieben und wahrscheinlich auch in diesem Hotel lebten. Die Wohnung in Alfeld wurde, so Nachbarn und Kunden, auch zu Lebzeiten von Richard und Dora Püscher nicht sehr sauber gehalten. Sowohl das einzige Waschbecken als auch die Küche sollen zur Entwicklung von Fotografien genutzt worden sein. Ständig waren die Fenster abgedunkelt. Den fehlenden Sinn für Ordnung führten die Nachbarn auch darauf zurück, dass Dora Püscher angeblich aus einer adeligen Familie stammte. Am 18.Februar 1895 in Großharthau bei Dresden unter dem Namen Hartenstein geboren, wuchs Dora Püscher in einer vermögenden Familie auf – wie private Bilder im Archiv vermuten lassen – wohl aber nicht in einer adligen. Im Alfelder Haus als eigenwillige, dominante Frau bekannt, soll sie ihrem Sohn den Umgang mit möglichen Partnerinnen erschwert haben. Auf engstem Wohn- und Arbeitsraum duldete sie keine Nebenbuhlerin. Der Vater dagegen erhoffte sich eine andere Zukunft für seinen Sohn. In einem Brief vom 19. November 1959 an seine Schwägerin Erna Paschen rechtfertigte Richard Püscher die familiäre Lage: „Eberhard konnte bis jetzt aus Wohnungsmangels noch nicht heiraten, auch hat er noch keine Braut. Wir arbeiten weiter allein zusammen. Januar oder Februar will er die Meisterprüfung machen, dann wollen wir sehen was weiter wird.“
(Auszug aus: Melanie Huber, "'Auf Lucke, bitte!' Eine Spurensuche")