Wer ist El Rancho? (Kleine Bandhistory - Bedeutung einiger Songs)
In letzter Zeit machen wir uns viele Gedanken darüber wer oder besser gesagt was wir eigentlich als El Rancho sind bzw. sein sollen ...
Vielleicht liegt das ein bisschen am Zahn der Zeit. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, als wir mit einem unserer Partner darüber sprachen El Rancho endlich mal groß aufzuziehen, war: "Okay, könnt ihr in einem Satz zusammenfassen was euch ausmacht?"
Daraufhin antworteten wir in mehren Sätzen, dass wir das natürlich können … Na ja.
Also, was ist der El Rancho "Pitch"?
Was ist der eine Satz, der uns beschreibt?
- Wir machen ehrliche, handgemachte Musik?
Ja. Das fasst es irgendwie zusammen und beschreibt uns ganz gut auf einem Poster.
Aber den passenderen Slogan sagte Luca mal nach einem Auftritt, um 2 Uhr morgens auf dem Weg zu einer Pizzeria und dem letzten Snack des Abends.
"El Rancho ist die Geschichte einer Freundschaft"
Das stimmt. Und ich sag euch warum.
Ich fing mit 12 an Gitarre zu spielen. Mit 13 hatte ich meine erste Band "Severance". Dann kam mit 14 "Black Pudding", was neben El Rancho mein wichtigster musikalischer Output war. Dort lernte ich auch Stefan Winklhofer kennen, der mich in den Jahren darauf immer wieder am Schlagzeug begleitete (Oder ich ihn. Je nach dem, wie man es sehen möchte.)
Luca fing kurz darauf auch an Gitarre zu spielen und wir gründeten zusammen die Band "Mistaken" (Ich am Schlagzeug, Luca an Gitarre und Gesang)
Diese verlief sich und wir gründeten die Metal Band "One Cold Night" in der wir beide Gitarre spielten, für die Luca aber alle Songs schrieb.
Es gab jetzt also "meine" Band Black Pudding. Und "Lucas" Band One Cold Night.
Das lustige an der Sache ist, dass wir uns vor den Bands gar nicht leiden konnten …
Als wir Kinder waren, trat ich ihm auf dem Pausenhof sogar mal ziemlich fest in die Eier, weil er meine Mutter beleidigt hatte. Manchmal braucht man ein vielleicht bisschen, um zu sehen, wer der andere wirklich ist.
Irgendwann, als wir 16, 17 waren, passierte El Rancho.
Es passierte einfach so. Ich glaube keiner von uns kann wirklich sagen, wo es genau herkam.
Ich weiß noch, dass wir um Weihnachten herum in Sonthofen, im Keller eines mexikanischen Restaurants saßen. Dort spielten wir zum aller ersten Mal die Akkorde und sangen die Melodie zu unserem aller ersten Song, und dem ersten Track unseres ersten Albums "Strangeland".
Ohne groß darüber zu sprechen, war klar: Das ist etwas anderes. Das gehört in keine unserer Bands. Das ist etwas Eigenständiges.
Das Restaurant hieß EL RANCHO
Das "Projekt" El Rancho lief lange Zeit neben unseren Hauptbands -One Cold Night- und -Black Pudding-
Für mich als Sänger war es interessant zwei Bands zu haben, für die ich Texte schreiben konnte. Ich konnte auswählen, welche Stimmung welche Botschaft haben sollte.
Und so landeten viele meiner aggressiveren Texte über Weltschmerz oder Liebeskummer in der Nu Metal Band Black Pudding. Dort verarbeitete ich all meine pubertäre Wut und das Chaos, das damals in meinem Kopf herrschte.
El Rancho hingegen war reserviert für die Träume, die ich hatte. El Rancho war wie Urlaub - ein Ort an den ich reisen konnte, wenn mir alles zu viel wurde.
Wir schrieben Songs wie "The Wrestler" oder "Joey Escalade", bei denen wir uns von Filmen inspirieren ließen, die wir gut fanden. Wir schrieben Songs wie "Serious Lee", "Gin Chilla", "Die Alone" oder "Mr. Nobody", in denen fiktive Personen, die wir uns in unseren Köpfen zusammenspannen auftraten.
El Rancho war, was meine Texte anging immer etwas geordneter, als zb Black Pudding. Manchmal sogar etwas unpersönlich, weil es uns eher um die Musik und das Gefühl beim hören und spielen der Songs ging. Vielleicht lag das daran, dass El Rancho immer nebenher lief und nie ein "Hauptprojekt" war. Aber je älter ich wurde, desto geordneter wurde auch mein Kopf und irgendwann verschwammen die Linien zwischen roher Emotion und kalkulierten Gedanken.
So entstanden Songs wie "Heartache", der aus der Sicht eines Mädchens geschrieben ist, in das ich unsterblich verliebt war. Aber das Mädchen sah mich zu der Zeit nur als Freund und wollte mich nicht verlieren, weil sie mich nicht so lieben konnte, wie ich sie.
Um diese Zeit entstand zb auch der Song "Burning Butterflies". Lange dachte ich, er handelt von etwas anderem. Aber Jahre später fand ich heraus, dass er von dem selben Mädchen handelt und davon erzählt, dass man manchmal loslassen muss - nie vergessen, aber alleine weitermachen, um als Mensch zu wachsen.
Oder "Tried to be myself again", der von jemandem erzählt, der in die Welt hinausgeht, um sich selbst zu finden, aber immer wieder die falschen Ansätze hat. Bis er irgendwann lang genug unterwegs ist, um zu verstehen, dass nicht jede Reise dazu da ist, um ein Ziel zu haben. Dieser Jemand bin ich. Das wusste ich zu der Zeit nur noch nicht.
Lustig, wie so was manchmal funktioniert. Manchmal tut man / kreiert man etwas, versteht es aber erst Jahre später selbst so richtig. Wie bei diesen beiden Songs zb, musste ich erst einen Schritt zurück gehen, um das große Ganze zu sehen … Aber dazu komme ich später noch ausführlicher...
Jedenfalls. Während das alles passierte, veränderten sich unsere Leben. Wir wurden erwachsen, die Schule war vorbei und das echte Leben mit all seinen Entscheidungen stand an. Und so brach nach und nach Verschiedenstes weg und neue Strukturen taten sich auf.
One Cold Night löste sich auf. Black Pudding löste sich auf. Ich begann meine Synchron-Sprecher Karriere mehr zu verfolgen. Luca begann zu studieren. Alte Freundeskreise lösten sich teils auf. Andere formten sich.
Aber El Rancho blieb bestehen. Luca und ich blieben bestehen. Es folgten einige verwirrende Jahre. Job, Studium, Beziehungen, persönliche Differenzen … Auf diese möchte ich kurz eingehen, weil es für das neue Album wichtig ist.
Kurz nach der Veröffentlichung von "The Black and White Sessions" beschloss ich El Rancho auf Eis zu legen. Im Detail darauf einzugehen, weshalb ich das tat, würde zu sehr ausufern und wäre auch ein stück weit zu privat. 2011 passierten jedenfalls Dinge, die mich auf gewisse art formten, und eben auch dazu führten:
Kurz gesagt, ich glaube, eben weil sich gerade so viel verändert hatte, wusste ich nicht welchen Weg ich gehen sollte. Und da so viel anderes, aus zb der "Sturm und Drang" Zeit weggefallen war, dachte ich womöglich El Rancho sei eben auch noch so ein "Überbleibsel" und, ich müsse mich davon lösen, um zu wissen, was ich jetzt tun will. Luca traf das ziemlich hart und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er bis heute wirklich versteht, warum ich das damals tun musste.
Wie ich oben schon meinte: Manchmal muss man erst einen Schritt zurück gehen, um zu sehen was man hat und erst dann versteht man es wirklich. So war es auch mit El Rancho. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich merkte, was wir da eigentlich hatten. Wenn wir nach "The Black and White Sessions" weitergemacht hätten könnten wir jetzt evtl schon an einem ganz anderen Punkt sein. Aber ich weiß, dass diese Auszeit wichtig für mich war. Und wir könnten jetzt nicht die Musik schreiben, die wir schreiben, wäre das nicht passiert.
Wir beschlossen also weiterzumachen. Aber mit dem Ansatz alles - Texte, Musik, Produktion - im richtigen Tempo anzugehen, damit wir so ehrlich wie möglich zu uns selbst sein konnten.
Und so begannen die Aufnahmen zur "Home" Ep. Die Aufnahmen zu 4 Songs (von denen es nur 3 auf die CD schafften) dauerten ein gutes Jahr. Denn wir mussten uns wieder finden. Musikalisch und als Menschen.
Der Song "Home" handelt davon wie man als Teenager nichts mehr will, als von Zuhause wegzugehen und sein Ding durchzuziehen. Doch dann, als man draußen in der Welt ist, stellt man fest wie groß und angsteinflößend sie ist. Aber es ist es zu spät um zurück nach Hause zu gehen.
Alle Songs auf der "Home-EP" handeln mehr oder weniger vom erwachsen werden und dem Gefühl nichts anderes zu wollen, als den Kopf in den Sand zu stecken oder wegzurennen. Sie handeln von der Angst in endlosen Spiralen gefangen zu sein und nicht ausbrechen zu können.
Das beschrieb unsere momentane Stimmung ziemlich gut. Und daher beschlossen wir uns zusammenzureißen und den Weg weiter zu gehen. Aber eben nicht nur weiter zu gehen, sondern die Länder um den Weg herum unser eigen zu machen und zu formen, so wie wir es wollten. Denn jedes Korsett, in dem man sich verfängt, ist ein selbst auferlegtes und kann gesprengt werden, wenn man es wirklich möchte.
El Rancho - das wussten wir jetzt - ist nicht gebunden, an Alter, Trends oder Zwänge irgendwelcher Zeitgeist Bewegungen. Nicht einmal gebunden durch Musikrichtungen.
Es gibt diese Band seit 10 Jahren und sie hat so ziemlich alles andere überdauert. Wir - Luca und Patty - sind El Rancho. Und El Rancho kann alles sein, was wir daraus machen.
Nach dieser Geschichte versteht ihr vielleicht was ich jetzt, nach 10 Jahren El Rancho, zusammenfassen kann:
Dieses neue Album fühlt sich an wie ein erstes Album!
- "Strangeland" war ein Aufbruch, um zu sehen, wo uns die Musik hinführt.
- "The Black and White Sessions" war eine Landkarte, die uns an neue Orte führte
- "Home" war die Entscheidung diese Karte wegzuwerfen.
Das neue Album sind wir. Alles, was wir sehen, erleben, fühlen und zurücklassen mussten. Das neue Album ist keine Sicht aus der 3. Person; kein Erzähler, der durch eine Geschichte führt. Dieses Album ist ein Blick durch unsere Augen, mit allem, was wir an den Tisch bringen können. Unsere Seelen, unsere Freude und unser Schmerz und alles andere was dazu gehört. Ungezügelt und frisch.
Es ist eine unglaublich spannende Zeit. Wir waren uns als Band und als Freunde noch nie unserer Sache und und selbst so sicher.
Und wir freuen uns, dass ihr diesen Weg mit uns zusammen beschreiten wollt.
- Cheers, Patty
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P.S.:
Nach dieser Geschichte, würde ich euch gerne zeigen, was wir früher so alles gemacht haben!
Hier ist der Soundcloud Link zum "Black Pudding" Album "a moment of silence".
Dort spiele ich Gitarre,und singe. Und Stefan spielt Schlagzeug.
https://soundcloud.com/patrick-roche-2/sets/black-pudding-a-moment-of
Das ist der Link zu unserer One Cold Night EP
Hier spielen Luca und ich Gitarre
https://soundcloud.com/patrick-roche-2/sets/one-cold-night
- Viel Spaß