Mutter
Ilse kam ursprünglich aus Kassel und lebt heute in Israel.
Ich durfte sie und ihren Mann Perez im Elternheim (Altersheim) besuchen. Ilse bestand darauf, dass Sofia meine Kamerafrau und ich zum Mittagessen kommen. Beim Mittagessen bestand sie darauf, dass wir am gleichen Abend noch zum Abendessen bleiben. Ich hatte das Gefühl, dass ihr sehr wichtig war, dass wir gut versorgt sind. Gemeinsam mit Ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrem Bruder wurden Sie ins Konzentrationslager deportiert. Dort wurden die Familie getrennt. Der Vater wurde unmittelbar getötet, der Kontakt zum Bruder war abgebrochen. Ilse und Ihre Mutter kamen ins Frauenlager.
Mitten im Gespräch mit Ilse meldete sich plötzlich Perez zu Wort, der während des ganzen Interviews still da gesessen hat, aber ich merkte wie er meine Tätowierungen am Arm betrachtet.
Er sprach mich direkt an „Luigi ich wurde nicht tätowiert, wir sind damals aus dem Ghetto Lodz (Litzmannstadt) nach Ausschwitz zum Arbeitseinsatz gebracht worden, um die Baracken aufzubauen, uns hat man nicht tätowiert“. Ende des Gesprächs.
Ilse erzählte weiter ihre Geschichte. Ihre Mutter wurde kurze Zeit später getötet, die SS war „gnädig“ und sie durfte Ihre Mutter nochmal sehen.
Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten wurde Ilse auf den Totenmarsch geschickt. Ort traf Sie, wie ein Wunder, Ihren Bruder wieder. Auf dem Totenmarsch kam es zu einem Zwischenfall, dabei wurde der Bruder von der SS angeschossen. Zwei Tage später wurde Ilse und Ihr Bruder durch die Alliierten befreit und in der darauffolgenden Nacht starb der Bruder an den Folgen der Schussverletzung.
Ilse hat mich angeschaut und gesagt: „Ich war frei und ich war alleine“.