Golden City, so der Name eines legendären Clubs, der von 1947 bis 1975 in Bremens Arbeiterstadtteil Walle für wilde Parties sorgte, war bei den Seeleuten in der ganzen Welt bekannt. Und das Golden City war nur eine von vielen Hafenlokalen an der legendären Waller „Küste“. Zur der Zeit, als die Schiffe aus aller Herren Länder noch in Dreierreihen am Kai des Überseehafens lagen und die Seeleute nach langer Zeit an Bord ihren Landgang nutzten, um die Heuer zu verjubeln, war Walle im Ausnahmezustand. Wer plietsch war, konnte ordentlich Geld verdienen und sich im kriegszerstörten Stadtteil etwas aufbauen.
Heute ist der Hafen zugeschüttet, schicke Wohnhäuser und Bürolofts entstehen auf diesen 300 Hektar Stadtentwicklungsgebiet. Kreativwirtschaft und Internetbranche halten Einzug. Das Leben am Wasser ist modern. Aber wo sind eigentlich die Menschen? Wo bleibt die Mischung der Milieus? Die Überseestadt ist schick und glatt poliert, sagen manche, kein Platz für uns.
Zum Glück gibt es am Kopf des Europahafens seit 2013 jeden Sommer für ein paar Monate ein ganz neues „Golden City“:
Eine temporäre Bar, die sich mit kultverdächtigen Showprogrammen und Geschichte(n) vom alten Hafen und der neuen Überseestadt in den Stadtentwicklungsdialog einmischt, ein aus Altbauteilen errichteter Bau, der sich vor eine Kulisse von Neubauten schiebt; ein von FreiberuflerInnen errichteter Kulturbetrieb. Mit mehr als 60 Veranstaltungen in jeweils 90-120 Tagen hat das Golden City in den Sommermonaten 2013, 2014 und 2015 ordentlich frischen Wind in die Überseestadt gebracht.
Unglaublich aber wahr: Vom 21.7. bis zum 17.9.2016 öffnet das Golden City nun bereits im vierten Jahr seine Pendeltüren. Direkt am Wasser, direkt am Mann und an der Frau, günstig und unkonventionell - die Hafenbar ist für tausende Hafenfreunde-, Sonnen(Untergangs)anbeter-, Boot- und FahrradfahrerInnen ein Anziehungspunkt.
Eines der Showformate ist zum Kult geworden: Bei der „Lokalrunde“ mit RamonaRamonRammé wird nicht nur gemeinsam gesungen und gepuschelt. Hier werden musikalische Erinnerungen und Klischees, Geschlechter- und Milieustereotypen gezeigt, durch den Kakao gezogen und gleichzeitig gefeiert. Außerdem könnt Ihr im Golden City genießen: Konzerte Bremer Lokalhelden und Geheimtipps von außerhalb, Hafenrundfahrten und inszenierte Führungen durch den Stadtteil, Erzählcafé, Platt-Art und vieles mehr.
Doch was wäre das Golden City ohne ordentlich Theater? Die skurrilen Abenteuer rund um die Belegschaft der Hafenbar sind jedes Mal der Höhepunkt der Saison und ein bestimmender Teil der Hafenbar. Umgedichtete Gassenhauer wie „Im Golden City brennt noch Licht“ und selbstgeschriebene Songs, viel Kitsch, Klamauk und anarchischer Humor machen die Musik-Theaterabende der Golden City Gang zu unglaublichen Erlebnissen.
Wirtin Ramona Ariola, Kleinunternehmer und Schnapshändler Ramon Locker, Zuhälter und Schmuggelspezialist Eddie Raminski, die schwäbische Küchenpsychologin und neue Streetworkerin der Überseestadt Rosi Fröschle, der ehemalige Revisor im Bauressort, Walter Brüggemann sowie die mit allen Wassern gewaschenen Projektentwickler Karl-Heinz Schmidtke und Hermann Teich (allesamt Bremer Schauspieler- und MusikerkollegInnen) agieren als „aus der Geschichte gefallene“ Figuren des ehemaligen Bremer Hafen- und Rotlichtmilieus.
Irgendwo zwischen Realität und Fiktion setzen sie die Geschichte vom Aufbruch des Stadtteils nach dem Krieg mit dem heutigen Aufbruch im neuen Goldgräberrevier Überseestadt in Beziehung. Die Golden City Gang probiert die alten Verhaltensrezepte der kleinen Leute an der modernen Wirklichkeit aus. Das ist absurd komisch und engagiert utopisch zugleich.
Da geht es um Business versus Schmuggelei, den Kampf um das letzte Stück Land, die moderne Kreativwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die ewig prekäre KünstlerInnenexistenz, die Verflechtung von lokalen und globalen Spekulationen - und immer wieder geht es um die mythisch beschworenen Qualitäten der ehemaligen Waller KleinbürgerInnen, die in der Nachkriegszeit plietsch und am Rande der Legalität in ein Wirtschaftswunder aufbrachen, das sie mit ihren Rotlichtkneipen für ein paar Jahre weltberühmt und reich machte.
Jetzt seid Ihr Fans gefragt:
Wird es nach der „Tu´s mit Liebe-Show“ (2013),
„Und wo bleibt der Rest“ (2014)
und „Ausverkauf – Golden City goes Katar“ (2015)
auch 2016 eine weitere Folge der abstrusen und anarchischen Golden City-Saga geben?
Für dieses Projekt gibt es bisher keine Förderung und aus Eintrittseinnahmen allein kann keine Theaterproduktion finanziert werden.
Also: Unterstützt uns (wenig, viel) ganz viel!
Das Golden City ist eine Art Reservat mit herrlichem Blick auf den Sonnenuntergang, in dem man weiterträumen darf: Dass gemeinsames Singen glücklich macht, dass in einem Stadtentwicklungsgebiet doch noch viel mehr möglich ist, als man glaubt, dass kommerzielle Interessen hinter Herz, Verstand und kulturellem Idealismus auch mal zurückstehen können, dass Menschen sich gerne für etwas engagieren, das sie für sinnvoll halten.
Dieses spezielle Golden City-Flair wird geliebt vom ehemaligen Hafenarbeiter, der Hausfrau aus Walle, dem Investor neuer Häuser bis hin zur Mitarbeiterin der Kreativwirtschaft. Durch das maritime Musikprojekt „Sehnsuchtslieder von der Gegenküste“ werden in diesem Jahr auch die BewohnerInnen der Übergangsheime der Überseestadt zu Mitwirkenden und Gästen in der Hafenbar.
Es kommen Leute zu den Vorstellungen, die sonst nicht zum typischen Theaterpublikum zählen. Das Golden City-Publikum kommt aus der ganzen Stadt und umzu. Der Großteil ist vornehmlich zwischen 30 und 70 Jahren alt.
Auch 2016 haben wir Ideen für ein „absurdes musikalisches Stadtentwicklungtheater“, in dem die Golden City Gang mit viel Humor und anarchischem Witz die Situation im Stadtentwicklungsgebiet Überseestadt und im Haushaltsnotlageland Bremen aufs Korn nimmt.
So ein Abenteuer mit Autor, Regie, sieben professionellen Schauspieler- und MusikerInnen, Technik, Requisite, HelferInnen und allerlei Probentagen ist aber allein aus Eintrittseinnahmen nicht zu finanzieren.
Das Golden City-Team hat keinerlei institutionelle Förderung. Jedes Jahr müssen die notwendigen Finanzmittel über viele Anträge und die Akquise bei allerlei Bremer Sponsoren erbracht werden. Dazu kommen Eintritte und andere Einnahmen während der Saison, die natürlich wiederum abhängig vom Wetter und dem Medienecho sind. Im Golden City arbeiten also alle auf Risiko. Der Auf- und Abbau und damit der Start der Saison im Juli 2016 ist durch unsere treuen Sponsoren gesichert, ein maritimes Musikprojekt „Sehnsuchtslieder von der Gegenküste“ mit geflüchteten MusikerInnen der Überseestadt wird bereits produziert und geprobt, Konzerte auf Eintrittsbasis können gebucht werden.
Aber ein Budget für eine neue Folge der abstrusen Musiktheaterabenteuer gibt es nicht.
Wir brauchen also große und kleine Unterstützungen, um ein neues Theaterstück aus der Feder von Hans König zu realisieren! Der Aufruf der Golden City Gang an alle, die sich wieder ordentlich Theater in der Hafenbar wünschen, an alle, die wollen:
Unterstützt uns (wenig, viel) ganz viel!
Bei erfolgreicher Finanzierung gibt es ein neues Abenteuer mit der Golden City Gang, die zuletzt das große Los gezogen zu haben schien, denn der Emir von Katar hatte die Belegschaft der Hafenbar an den persischen Golf nach Katar eingeladen und ihnen dort eine Original-Kopie des Golden City zur Verfügung gestellt. Doch die plietschen Tresenschwalben Ramona Ariola, Ramon Locker, Walter Brüggemann und Karl-Heinz Schmidtke erkannten dort recht schnell, dass sie ganz und gar nicht als Ausstellungsstück der Hochfinanz enden wollten und flüchteten per Schlauchboot zurück Richtung Heimat.
Bei erfolgreicher Finanzierung wird Autor Hans König einen neuen Teil der Golden City-Saga schreiben und die Golden City Gang wird unter der Regie von Helge Tramsen darin singen und spielen, was die vier Abenteurer bei ihrer Rückkehr in das original Golden City am Europahafenkopf erleben. Offenbar hat Streetworkerin Rosi Fröschle dort mittlerweile die „Diktatur der Liebe“ eingeführt und achtet peinlich genau darauf, das die zehn goldenen Regeln der Liebe auch von jedem eingehalten werden....
Wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht, dann unterstützt unsere Crowdfunding Kampagne! Nicht zu vergessen: erlebt die besten Lieder der Golden City-Saga nochmal live!
Die Künstlerin Frauke Wilhelm ist in Bremen dafür bekannt, Themen der Stadtgeschichte und -entwicklung sowie wissenschaftliche Fragestellungen für ein Publikum aus allen Winkeln der Gesellschaft interessant und unterhaltend auf die Bühne zu bringen. Mit den "Golden City"-Projekten erzählt sie als Kunstfigur "Ramona Ariola" zusammen mit Schauspieler-, Musiker- und vielen KooperationspartnerInnen die Bremer Hafen-Geschichte in verschiedenen Formaten neu. Ihr besonderer Mix aus Talk, Film, Musik, Performance, Rauminstallation und Publikumsbeteiligung macht eine intensive Verknüpfung mit städtischen Interessen aus Stadtentwicklung, Standortmarketing und Tourismus möglich.
Für das innovative Konzept und die Realisierung der Hafenrundfahrt "Golden City unterwegs" bekam sie den "Best Collaboration Award" (3. Platz) der europäischen "Creative City Challenge".
Im Jahr 2014 wurden die „Golden City-Projekte“ mit dem Innovationspreis der „Sieben Faulen“ in Bremen ausgezeichnet - als Idee, die die Stadt schöner, menschlicher und lebenswerter macht.