Purpose? Verantwortungseigentum? Was soll das bewirken?
Lange schon ist die Suche nach “Purpose”, also der gesellschaftlichen Wirkung einer Organisation, nicht mehr nur eine Randerscheinung von Idealistinnen und Idealisten. Nein, die Welt, in der wir leben und arbeiten, interagieren und konsumieren verändert sich hin zu mehr Bewusstsein und Partizipation. Das merken Unternhemen aller Größenordnungen immer mehr - durch Proteste ihrer Mitarbeitenden, deren Engagement für Klimabewegungen und natürlich am stärksten durch die Veränderung des öffentlichen Diskurses und der Nachfrage. Die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) fand in ihrer Studie “Von Buzz zu Business – Der Impact purpose-getriebenen Marketings” 2019 in Deutschland heraus, dass 83% der Konsumierenden bei ihren Kaufentschidungen darauf achten, dass Unternehmen gesellschaftlich verantwortungsbewusst handeln. Dies löst aber leider biher noch nicht viel Veränderung aus. Laut einer McKinsey Studie von 2019 (McKinsey Organizational Pupose Survey, 2019) herrscht in den USA ein immenser sog. Purpose Gap. Dieser beschreibt eine großflächige ideelle Loslösung der Angestellten von ihren Arbeitgebern aufgrund eines stärker werdenden Bedürfnisses der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach mehr Sinnstiftung bei ihrer Arbeit. (siehe Abbildung). Viele Manager berichteten in derselben Studie, dass ihre Engagement im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) in den letzten Jahren angestiegen sei, doch noch seien die Auswirkungen nicht im täglichen Leben spürbar. Unserer Meinung nach liegt das an einem falschen Ansatz. Nachhaltigkeit, strategisch untermauerte Sinnstiftung und Mitarbeiterpartizipation lassen sich nicht von oben herab in einigen “Townhall Meetings” etablieren oder in einer einzelnen Abteilung isolieren. Diese Werte müssen gelebt werden. Nur wenn eine neue Art gemeinsam zu arbeiten geschaffen wird, in der die Stärken des Indviduums in jedem Team und jeder Abteilung den Ton angeben, kann gemeinsam einee ehrliche Neuausrichtung vorangetrieben werden.
Sollten Firmen diese Strömung ignorieren und sich gut dabei fühlen, da es noch keine Umsatzeinbrüche oder Social media Shitstorms gab, so prophezeit der amerikanische Historiker Neill Ferguson, werden diese mit Sicherheit nicht mehr lange auf sich warten lassen. (https://www.mckinsey.com/featured-insights/long-term-capitalism/dont-be-the-villain-niall-ferguson-looks-forward-and-back-at-capitalism-in-crisis) Auch hier kann durch Prävention gegengestuert werden, bevor die Probleme auf der öffentlichen Bühne losbrechen. McKinsey schlägt in einem Bericht von April 2020 (https://www.mckinsey.com/business-functions/organization/our-insights/purpose-shifting-from-why-to-how) vier Lösungswege für Organisationen vor:
Ernst gemeinter Wandel: Für einen glaubwürdigen Auftritt und das Engagement der Stakeholder ist es wichtig, einen klaren Kern neuer Bestrebungen zu definieren und diese dann bottom-up zu leben.
Verbinde Purpose mit der eigentlichen Superkraft: Ein übergeordnetes Ziel funktioniert nur zusammen mit einem validen Geschäftsmodell. Dann wird aus Purpose schnell ein signifikanter Impact. Studien bescheinigen Purpose-getriebenen Unternehmungen übersurchschnittliche Ergebnisse. 63% der Investitionen in Environment, Social & Governance (ESG) hatten eine positve Eigenkapitalrendite.
Reflexion: Ohne einen Wandel in der Kultur, der gemeinsamen Arbeitsweise und der Wertschätzung des Individuums wird es nicht zu einer gemeinschaftlichen Anstrengung in der Organisation und damit zu Erfolg kommen. Nur gelebter Wandel ist auch nachhaltiger Wandel. Hier ist es vor allem die Aufgabe des Managements aktiv zuzuhören, die Kompetenzen der Teams zu erkennen, einzusetzen und zu fördern. Nur so kann ein Unternehmen es schaffen, die größtmögliche Überschneidung zwischen dem persönlichen Purpose der Mitarbeitenden mit sich selbst zu erreichen.
Messen, verstehen, verbessern: Nachhaltig Wirkung generiert sich nicht aus der sinnghaften Zielsetzung allein, sondern nur aus der Messung und Datenerhebung an den verschiedenen Stellschrauben. Daten sollten an den richtigen Stellen erfasst und ausgewertet werden, um die eigenen Anstrengungen stets zu justieren und zu optimieren.
Auch der rennomierte Wirtschaftswissenschaftler Jim Collins sagt im Interview mit dem think:act Magazin: “Ein Ziel ist nichts, das man sich nachtäglich anheftet, um sich besser zu fühlen. Es muss aus der Arbeit heraus entstehen.” (https://www.rolandberger.com/de/Insights/Publications/Wie-man-ein-unternehmen-aufbaut-das-die-Zeiten-überdauert.html). Wichtig ist ein Paradigmenwechsel, bei dem das Gegenteil von Erfolg ist nicht Misserfolg ist, sonder persönliches Wachstum auf dem Weg zum erreichen des Purpose.
Im Kleinen, also in unserem Fall einer frischen Gründung, gibt es andere Möglichkeiten, um von Anfang an eine solide Grundlage für zukunftsweisende, gesellschaftliche Wirkung zu erzielen. Das ist die Wahl einer Rechtsform, die genau die angesprochenen Ziele in der Satzung verankert. Es sollte bei einer Gründung nicht um rein monetäre Ziele und den größtmöglichen Exit gehen, wenn die Unternehmung langfristig bestehen und etwas bewirken soll. Um ein Unternehmen langfristig beständig zu machen, muss man Ziele größer als nur monetäre von vornherein in der DNA verankern. Dies bestätigte Jim Collins in besagtem Interview. Er ist der Überzeugun, dass der Antrieb verloren ginge, sobald sich erster monetärer Erfolg einstellt, wenn es darüber hinaus keine Mission gibt.
Mehr über die Purpose Bewegung findest du auf der Seite der Purpose Stiftung https://purpose-economy.org/de/ und der der Bewegung zum Verantowrtungseigentumhttps://stiftung-verantwortungseigentum.de