Abstieg nach Tolmezzo
Nicht nur in unserem Gefilden gab und gibt es immer wieder eine stetige Bedrohungslage aus rechten Strukturen heraus. Der 1. Mai ist für viele ostdeutsche Städte jedes Jahr eine besondere Herausforderung: Nazis marschieren, Räume werden angegriffen, rechte Hetze wird laut und frei auf die Straßen getragen und von ihrer Szene und darüber hinaus gefeiert. Für die Aktivist*innen in Zwickau hatte dieser Tag in diesem Jahr jedoch noch viel krassere Folgen als üblich. Bereits in Vorbereitung auf besagtes Datum kam es immer wieder zu Übergriffen und Ausschreitungen sowie Bedrohungsszenarien in der Stadt. Es bauten sich rechte Mobs vor linken Freiräumen auf und posteten es öffentlich in den sozialen Medien; Nazis zogen durch die Innenstadt und verfolgten und jagten linke Personen durch die Stadt, Wohnungen wurden drangsaliert. Solche Zustände sind nicht haltbar – von öffentlicher Seite folgten selbstredend keine Konsequenzen, obwohl die Aktionen nicht versteckt, sondern ganz öffentlich propagiert wurden. Doch wir stehen gemeinsam, Schulter an Schulter mit den Aktivist*innen in Zwickau und überall. Volle Solidarität und Wertschätzung für eure täglich harte und bedrohliche Arbeit, wir stehen an eurer Seite!
„Von Anfang an wollten wir einen Ort schaffen, an dem sich junge Menschen frei entfalten können.“
Der Rote Baum e.V. setzt sich für eine offene und solidarische Zivilgesellschaft in Zwickau ein. Mit der wöchentlichen Volxküche und der zukünftigen Jugendarbeit möchten wir Menschen Orte bieten, an denen sie zusammenkommen können. Die vom Verein organisierten Festivals, Konzerte und Thementage - so beispielsweise der jährlich stattfindende Thementag "If the kids are united against racism" - sollen zur kulturellen Vielfalt der Stadt sowie zur politischen Bildung der Besucher_innen beitragen.
Lest im Folgenden, was Pudding bei seinem Abstieg nach Tolmezzo beschäftigt hat: "Heute habe ich es dann doch auf 30km geschafft und einen harten Abstieg bis auf 330m durchgezogen. Nach 14 Tagen auf den Beinen seit dem letzten Pausentag bin ich nun auch durch! Angekommen in Tolmezzo, hier in dieser italienischen Kleinstadt, scheint die Welt am Sonntagabend in Ordnung zu sein. Es findet gerade so eine Art Kneipenfest statt. Jung und alt sind auf der Straße. Die Bands haben mittlerweile aufgehört zu spielen, aber unter meinem Fenster hat sich eine große Gruppe zusammengefunden, die mit allerlei Percussion-Instrumenten, Gitarre und Querflöte noch den ein oder anderen Song improvisiert.
Als ich heute meine Schuhe und die seit nunmehr sechs Tagen nassen Socken ausziehen konnte, hat mich leider der Schlag etwas getroffen, denn durch die ständige Feuchtigkeit hat sich meine Fußsohle etwas aufgelöst. Details erspare ich euch, aber das Laufen fällt mir gerade sehr schwer. Mal schauen wie sich das Morgen anfühlt. Die Tage im Regen und auf den abgerutschten Steilhangwiesen haben mir ganz schön zugesetzt und ich bin ziemlich durch.
Gerade fühle ich mich sehr alt, auch, wenn all das was wir tun doch den "kids" dienen soll, damit all die ehemaligen und aktuellen "kids" eine gemeinsame Zukunft haben. Gerade in Zwickau wo es gerade mächtigen Terror von einer Menge Nachwuchsnazis gibt, ist es wichtiger denn je, dass wir solidarisch miteinander sind. Ob es nun darum geht, uns solidarisch mit den Opfern von Neonazigewalt zu zeigen oder um den zwingend notwendigen Aufbau unabhängiger Strukturen: Solidarität ist unsere Waffe!"