Wie alles begann - und was dann geschah...
Wie einige von euch wissen, habe ich neben Jazz-Klavier auch Jazz-Komposition studiert. Im Kompositionsstudium war das Komponieren für größere Besetzung - insbesondere für Big Band - wesentlicher Unterrichtsinhalt. Für mein Diplomkonzert schrieb ich Musik für ein 12-köpfiges Large Ensemble namens "Dirty Dozen". Diese Musik schrieb ich später für Big Band um und führte sie mit dem Lucerne Jazz Orchestra auf. Für eine CD-Produktion fehlten mir aber sowohl die finanziellen Mittel als auch der feste Glaube daran, dass das, was ich geschrieben hatte, gut genug war, um es auf Tonträger zu verewigen.
Das war vor zehn Jahren. Der Gedanke, eines Tages nochmal für große Besetzung/ Big Band zu komponieren, hatte mich stets begleitet. Als dann vor etwa zwei Jahren mit dem Musikfonds ein neues Förderinstrument geschaffen wurde, das Projekte dieser Größenordnung möglich machen konnte, sah ich die Chance gekommen und legte los.
Glücklicherweise hatte ich mit dem Deutschlandfunk früh einen Partner gefunden, der mir Studio und Toningenieur zur Verfügung stellte. Bis jedoch die Finanzierung des Projekts gesichert war, verging ein ungewisses halbes Jahr. Aus der naiven Lust, für große Besetzung zu komponieren, wurde ein nahezu uferloses Unterfangen - Musik schreiben, Termine für 17 Musiker koordinieren, Projektkonzepte, Finanzpläne und Förderanträge erstellen, CD-Produktion und -Veröffentlichung in die Wege leiten… zuletzt auch noch ein eigenes Label gründen und diese Crowdfunding-Kampagne starten. Bis das Projekt abgeschlossen ist, werden insgesamt gut zwei Jahre vergangen sein.
Bei alledem habe ich viel gelernt - was Komposition und Arrangement betrifft, aber auch die Bereiche Organisation, Selbstmanagement und Musikwirtschaft. Vor allem jedoch habe ich Hochachtung bekommen vor den zahlreichen Kollegen, die nicht nur für Big Band schreiben, sondern auch seit vielen Jahren ihre eigenen Big Bands leiten - Jörn Marcussen-Wulff und Timo Warnecke (Fette Hupe Hannover), Janning Trumann, Stefan Karl Schmid und Tobias Wember (Subway Jazz Orchestra Köln) nenne ich hier stellvertretend für viele, bin ich ihnen doch zu besonderem Dank verpflichtet: Sie haben mir großes Vertrauen geschenkt und mich eingeladen, meine Musik mit ihren jeweiligen Klangkörpern aufzuführen.
Ebenso großer Dank gebührt Christophe Schweizer (LARGE Hamburg), der es mir ermöglicht hat, extra für einen Konzertabend eine Big Band in Hamburg zusammenzustellen.
Die großzügige, selbstlose Arbeit der genannten und vieler anderer Big Bands im Lande ist von großem Wert für die Vielfalt unserer Jazzszene - und unbedingt förderungswürdig! Als Konzertbesucher sieht man meist nur die "Spitze des Eisbergs", das Endergebnis eines langen Prozesses. Ich habe gerade die großartige Gelegenheit, diesen Prozess selber zu durchleben.