#unFAQ1 - Die Kunst mit Nadel und Faden
Ein anderes in Indien sehr weit verbreitetes Handwerk ist das Sticken. Fast jede Frau hat es gelernt und einige der elf Näherinnen bei Jyoti haben sogar ihr Geld damit verdient, bevor sie bei uns angefangen haben. Mit einer riesigen Auswahl von Stichen sind sie auf jeden Fall die Experten auf dem Gebiet und entwerfen dabei auch ihre eigenen Designs. Die typischen Stickbilder in Chittapur sind Blumenranken und ähnliche Muster, die sehr stark an die Mahindi Designs erinnern, mit denen sich die Frauen an besonderen Tagen schmücken.
Etwas aus dem Rahmen fällt der Sada-Stich, den die Frauen selbst wohl gar nicht zur Kollektion ihrer Stickarten zählen würden, weil er so schlicht ist. Wir haben ihn beim Spazieren durch Chittapur entdeckt. Eigentlich alle Haushalte nutzen alte Stoffreste, vor allem die kaputten Saris der Frauen, um Patchworkdecken daraus zu nähen. Dabei werden viele Lagen Stoff übereinandergelegt und am Ende mit einem einfachen weißen Baumwollgarn durchsteppt. Das ist er, der Sada-Stich, den man auf vielen unserer Produkte finden kann und aus dessen pfeilförmiger Variation das Jyoti Logo entstand.
Der Norden von Indien offenbart, dass Indien noch viel mehr kann, wenn es ums Sticken geht. In Rajasthan und Gujarat werden Decken, Kleider und Röcke lückenlos mit filigransten Mustern bestickt und zwischendrin oft auch noch kleine Spiegelplättchen mit eingefasst. In vielen der traditionellen Communities unterscheidet sich die Kleidung von unverheirateten, verheirateten und verwitweten Frauen durch die Art der Stickerei und nicht selten bildet diese Arbeit noch heute den einzigen Lebensunterhalt vieler Frauen. Traditionell verbrachten Mädchen aus der Rabari-Community sogar ihr ganzes Leben damit zusammen mit ihren Müttern ihr Hochzeitskleid zu besticken – bis zu dem Tag an dem sie geheiratet und dann bald ihren eigenen Töchtern bei derselben Arbeit geholfen haben.