Die Begegnung mit Isaac
„Glaubst du, dass du etwas Brauchbares hast?“, fragte Tim nach dem ersten Aufnahmetag.
„Ich denke, wir haben ein Album. Ein großes!“
Am Tag zuvor saßen wir unter der Wellblechdach-Veranda mit durch den ungewöhnlich starken Regen nass herunterhängender Kleidung und einer durchhängenden Stimmung, da wir seit nun mehr drei Tagen auf Musiker warteten, die einfach nicht erschienen. Doch dann – mit dem Xylophon als Regenschutz auf dem Kopf durch das Tor rennend – kam die Rettung.
„Edmund!“, rief Tim beim Aufstehen, um ihn mit dem simplen, aber doch irgendwie komplizierten ghanaischen Handschlag zu begrüßen. „Sonny, das ist der Xylophonist, von dem ich dir erzählt hatte.“, sagte er, überrascht seinen alten Freund wiederzusehen. „Was machst du denn hier?“
Edmund, ursprünglich aus Saru, einem kleinen Dorf 4 km entfernt vom Zentrum Kalbas, lebt nun in Accra, um dort zusammen mit seinem Sohn Isaac Xylophone zu bauen und zu verkaufen. Sie kamen an jenem Tag von der Hauptstadt in den Norden, um ein Xylophon auszuliefern und Materialien abzuholen, die es nur hier im Norden gibt. Angestachelt das Instrument zu sehen, fragte ich: „Spielst du?“
Als sich Isaac hinsetzte, um zu spielen und ich die tiefen, surrenden Basstöne hörte, lief ich los um meine Gitarre zu holen. Unglaublicherweise war die offene Gitarrenstimmung, die ich kürzlich eingestellt hatte, in den gleichen Tönen wie die des Xylophons. Als wir begannen zu spielen, versammelte sich eine Gruppe Schulkinder neugierig durch das Tor kommend. Tim konnte die Freude darüber, einen so extrem guten Musiker zu finden, in meinen Augen sehen und Isaac und sein Vater waren ebenso überrascht, wie gut meine Gitarre in Isaacs ‚moderne Art‘ des Xylphonspiels passte.
Wir spielten für mehr als eine Stunde, tauschten Ideen, Lieder und Riffs aus und genossen es genauso wie das Publikum, das sich um uns versammelt hatte. Es fühlte sich irgendwie falsch an, dass wir all dies spielten, ohne es aufzunehmen, aber auf Grund des Stromausfalls durch das – selbst für die Regenzeit – ungewöhnlich starke Gewitter, konnte ich schlichtweg nichts machen. Um den Zauber für die späteren Aufnahmen zu erhalten und da Edmund das Xylophon ausliefern musste, hörten wir auf.
„Morgen dann um zehn?“, fragte ich.