Der Regisseur spricht über die Hintergründe
Was hat es mit dem Untertitel „corridors of power“ auf sich? Wer bedient die Schalthebel der Macht und was ist unser Anteil daran?
Es wird keine historisch korrekte Aufführung der Oper sein, denn der Regisseur versteht die Oper vielmehr als eine Diskussionsgrundlage über Themen, die für unsere Zeit relevant sind: Internet, die damit verbundene Datensammlung, Reichtum und Macht.
„Wir wollen untersuchen und anschaulich machen, wie die Macht zu ihrer Macht kommt“, erklärt Schmitt. „In der Oper und in Schillers Gedicht spielt die Figur des Großinquisitors eine sehr wichtige Rolle. Er ist der mächtige Mann im Hintergrund, der die Könige auf den Thron setzt, sie aber auch stürzen kann. Wir glauben nicht an die Existenz eines solchen Mannes. Die Strukturen der Macht sind viel komplizierter. Uns interessiert, wie viel Anteil jede einzelne Figur an der Macht hat und wie sie sich der Macht bedient.“ Daher wurde die Rolle nicht einfach, sondern 12fach besetzt.
Der Untertitel der Oper lautet „corridors of power“, übersetzt „die Schalthebel der Macht“. Es ist nicht nur eine Person, welche die Schalthebel der Macht bedienen kann, all die Daten verwendet und die Fäden zieht.
„Wir alle füttern diese Maschine, die unsere Daten sammelt, zum großen Teil selbst und vor allem freiwillig.“ Schmitt bringt es auf den Punkt: „Es ist nicht der Großinquisitor, es ist nicht der Chef von Amazon oder Google. Wir sind es selbst.“
Bild: Birgit Angele