Daniels Reisebericht aus Jordanien – Tag 3
Der Workshop ist heute zu Ende gegangen. Das Team aus Amsterdam wird morgen abreisen – ich selbst bleibe noch bis Montag. Insgesamt ist alles sehr positiv verlaufen und der Workshop hat gute Ergebnisse gebracht. Allen Beteiligten ist klar, dass wir es im Camp mit einer "städtischen" Struktur zu tun haben mit aller Komplexität.
Die syrischen Flüchtlinge sind sehr aktiv und machen das Beste aus ihrer Not heraus.
Es gibt eine große Haupstrasse mit Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, gleichzeitig einen Brautkleidverleih, einen Fernsehladen und vieles mehr. Der älteste Teil des Lagers gleicht mehr einem dichten Slum, neuere Gebiete sind weiltäufiger.
Generell halten sich die Gemeinschaften kaum an die planerischen Vorgaben der Hilfsorganisationen, sondern bauen mit viel Hingabe und Erfindungsreichtum mit dem was sie finden.
Damit wird aber auch das bestehende System immer wieder zerstört, vor allem auf Trink- und Abwasserebene gibt es durch Entwendung und Umnutzung der Infrastruktur große Probleme und immense Risiken. Innerhalb der nächsten Monate müssen also neue Infrastrukturmassnahmen getroffen werden. Allen ist klar, dass dies mit reinen Top-Down Lösungen nicht funktionieren kann.
Die informellen Strukturen wurden auch schon gut untersucht und jeder Mitarbeiter der Organisationen hat einen langen Erfahrungsschatz, viele Anekdoten und Ideen. Es gibt auch gute Beispiele von Partizipation im kleinen Rahmen, aber da es im Lager noch keine wirklich solide Form von Organisation gibt, ist es oft schwierig die richtigen Ansprechpartner zu finden. Es gibt oft selbsternannte 'Street Leader', die entweder tatsächlich Autorität haben oder eher mafiaähnlich organisiert sind. Es scheinen sich aber langsam positive Autoritäten zu installieren.
Die Mitarbeiter der Organisationen sind immer noch sehr überfordert, so dass für innovative Ansätze keine Zeit bleibt. Ausserdem sind sie noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert gewesen, denn Za'atari ist tatsächlich das erste Camp, in dem sich informelle Gestaltungsprozesse in solch einer Dimension abspielen.
Für den Städteplaner aus Amsterdam und auch für mich sind das aber gewohnte Strukturen, so dass wir im Workshop schnell als Experten galten und mit den Teilnehmern schnell auch neue Ideen gestalten konnten. So konnten wir aus den Eindrücken und Erfahrungsberichten schnell Ideen, Konzepte und Prototypen entwickeln.
Dazu morgen mehr…