Künstler des Multiphonics Festivals 2015: Michel Portal & Bojan Z
Künstler des Multiphonics Festivals 2015:
Michel Portal ist eine lebende Legende auf der Klarinette, sowohl im klassischen, als auch im zeitgenössischen Bereich - mehr aber noch im Jazz! Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag wird Michel auf dem Multiphonics Festival in Köln auftreten und mit seinem Duopartner, dem Pianisten Bojan Z., selbst als bester europäischer Jazzmusiker 2005 ausgezeichnet, spielen. Zudem gibt es weitere Konzerte in Frankfurt, Stuttgart und Fulda, sowie eine jeweils 2-tägige Masterclass für Holzbläser (Portal) und Pianisten (Bojan Z).
Die Termine im Überblick:
- Fr. 25.9./Sa. 26.9. - Masterclass in Köln für Holzbläser und Piano (2 getrennte Gruppen, die dann im Workshop zusammengeführt werden).
- Sa. 26.9. - Duokonzert Michel Portal/Bojan Z in Köln, Altes Pfandhaus
- Mi. 30.9. - Konzert im Theaterhaus Stuttgart im Duo mit Bojan Z.
- Do. 1.10. -Konzert in der Brotfabrik Frankfurt im Duo mit Bojan Z.
- Fr. 2.10./Sa. 3.10. Masterclass in Fulda mit 2 getrennten Gruppen, Holzbläser (Portal) und Piano (Bojan Z.), die dann zusammengeführt werden.
- Fr. 2.10. Konzert mit Bojan Z in Fulda (Kapelle im Vonderaumuseum).
Seine letzte Veröffentlichung hatte Portal 2011 mit dem Album Bailador auf Universal. Bailador bedeutet Tänzer auf spanisch. Eine wunderbare Charakterisierung für Portal´s leichtes, stets virtuoses Klarinettenspiel. Kritiker verwenden seit Jahren Superlative, um sein Schaffen zu bewerten. Junge Musiker sehen ihn als gleichermaßen zugänglichen, aber auch anspruchsvollen Anführer der Jazzszene und seine Anhänger sind von seiner unstillbaren Abenteuerlust beeindruckt.
Dennoch ist Michel keine Figur wie andere im Bereich des Jazz und der Avantgarde. Die Risikofreudigkeit ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er lehnte es immer hartnäckig ab, als "Galionsfigur" des Jazz bezeichnet zu werden, ein Status, der ihm eigentlich seit Jahrzehnten zusteht.
Als versierter Improvisateur lebt er die genannte Abenteuerlust weiterhin auf der Bühne aus. Er spielt immer noch klassische Literatur mit dem Elan des ehrgeizigen Nachwuschsolisten, und geht die Arbeit im Tonstudio an, als sei es ein reizvolles und gefährliches Spiel.
Sein aktuelles, 2011 auf Universal erschienenes Album Baillador mit Gästen wie dem Gitarristen Lionel Loueke, wurde von seinem Freund Bojan Z. arrangiert und produziert. Die Musik auf Bailador ist opulent, mitreissend, brilliant und anspruchsvoll. Alle Eigenschaften von Portal sind zu hören. Präzision und Spaß, Kompetenz und Großzügikkeit, umwerfende Technik, Freude am Überfluß..... Portal ist omnipräsent. Ein verspielter Genußmensch, der es liebt andere teilhaben zu lassen, gleichzeitig ein intellektueller Spitzenmusiker. Und hinter all dem stand Michels Wunsch "einfache Melodien und offene Themen" zu haben, die "sich entwickeln, als würden sie mit einem Fragezeichen enden". Michel Portal steht im Rufe ein schwieriger Interviewpartner zu sein, von Zweifeln und Fragen durchzogen, geprägt von offenen Wunden und störrischem Eifer. Aber seine Musik hat alle Sorgen längst hinter sich gelassen. Es ist ein Antidot zur aktuellen Zeit und zum heutigen Klima. "Unsere Gesellschaft weckt in mir nicht gerade den Wunsch zu tanzen; dieser Wunsch aber, steckt in der Platte".
Michel gilt als einer der größten Meister zeitgenössischer Musik auf B-Klarinette. Anders klingt er auf der Bassklarinette, oder wenn er Sopransaxophon spielt. Hier distanziert er sich von den glatten, reinen, Klängen, die klassische Dirigenten so schätzen. "Ich suche nach einem Sound, der nicht glattpoliert ist; ich mag es, wenn der Klang sich verändert, ein wenig schmutzig ist. Ich habe immer noch das Gefühl, mich im Bereich der Jazz, v.a. in dieser Hinsicht, weiterzuentwickeln. Das ist eine weite Reise! Und, wie schon Jan Garbarek sagte, "I put jazz high up there"
Wenn ich mir die Fotos von all diesen Monstern ansehe, die ich in meinem Leben sehen und hören durfte, dann kann ich mir kaum anmaßen besser als sie sein zu wollen. Aber ich kann all meine Erinnerungen an die Musik einbringen. Ich versuche einen Punkt zu erreichen, an dem mein Vibrato dann so klingt, wie das des alten Typen in Louisiana vor vielen Jahren. Dann -vielleicht, nur vielleicht- kann das das Ziel sein , dass ich wie dieser alte Typ bin".
Viele, auch wir vom Multiphonics Festival, sind der Meinung, dass Michel, auch wenn er es gar nicht versucht hat, es durchaus besser gemacht hat als einige dieser "Monster", denen er zuhören durfte. Man kann sein Werk, ähnlich wie die Platte Bailador, auch als Selbstbildnis eines zeitaktuellen Musikers verstehen, eines Musikers mit umfassender Kenntnis nahezu aller Sparten des Jazz. Das Resultat zeigt eine vielfältige Farbpalette, mit genauso vielen leuchtenden Farben, wie Pastelltönen, mit soviel lebendiger Bewegung, wie meditativer Langsamkeit. Ein Künstler, der weit über den üblichen Debatten und Kategorisierungen - Avantgarde, Klassik oder Crossover- steht. Michel Portal sorgt dafür. dass seine Musik Gehör findet. Musik, die passioniert ist, virtuos, erleuchtet und fortwährend neu.