Als selbständige Projekt- und Kulturmanagerin arbeite ich seit Jahrzehnten mit Künstlern zusammen und realisiere Projekte die mit Kunst und Kultur im Zusammenhang stehen. Seit längerer Zeit bewegt mich aber ein Thema ganz besonders, das an niemandem spurlos vorüber geht: wie kann man den vielen Geflüchteten und Schutzsuchenden die nach Deutschland kommen helfen und die Integration erleichtern. Vor einiger Zeit hatte ich beim Einkaufen im Supermarkt ein Schlüsselerlebnis. An der Kasse hatte sich eine Schlange gebildet. Etwas abseits stand ein junger Mann, offensichtlich fremd in unserem Land, und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Irgendwann fasste er Mut und stellte sich in der Mitte an. Das zog sofort die Verärgerung der Wartenden auf sich. Um ihm aus der Situation herauszuhelfen, bat ich ihn mit Handzeichen, sich vor mich anzustellen, was er mit gesengtem Kopf auch tat. Prompt kam von hinten der verärgerte Kommentar: „Zuerst vordrängeln und dann nicht mal danke sagen.“ Das war für mich der Auslöser zu überlegen, wie man Menschen, die die deutsche Sprache (noch) nicht verstehen oder gar Analphabeten sind, trotzdem grundlegende Verhaltensregeln in Deutschland verständlich machen kann. Um zur Lösung dieser Aufgabe beizutragen habe ich gemeinsam mit Vereinen, Flüchtlingsbeauftragten, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und Deutsche mit Migrationshintergrund aus den entsprechenden Ländern, das Begleitheft „Leben in Deutschland“ entworfen, welches privat vorfinanziert wurde. Unabhängig von Sprache und Bildung regen die Bilder zum Nachdenken an; denn „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Mit den Darstellungen werden Umgangsformen unserer Kultur aufgezeigt. Diese kann jeder auch ohne Sprach- und Lesekenntnis sofort verstehen. Das Begleitheft wird mittlerweile erfolgreich als Lernhilfe im Sprachunterricht für Erwachsene und Jugendliche eingesetzt, eignet sich in der Zusammenarbeit von Helferinnen und Helfern mit Geflüchteten und wird als Willkommensgeschenk verteilt.
Immer auf der Suche nach neuen Wegen, um sinnvolle und wirkungsvolle Integrationshilfen anbieten zu können, entstand die Idee, spielend an die Sache heran zu gehen. Aus diesem Gedanken heraus entwickelte sich ein Brettspiel / Gesellschaftsspiel für Geflüchtete und Asylsuchende in unserem Land mit dem Titel „Leben in Deutschland – spielend integrieren“. Mit einem Prototyp haben wir in einer 10-wöchigen „Spieltestphase“ wunderbare Erfahrungen gemacht. Unsere Spieltester (Geflüchtete aus unterschiedlichen Nationen) sind begeistert. Sie hatten großen Spaß beim Spiel, unterstützen sich bei der Beantwortung der Fragen gegenseitig und haben in Gruppen verschiedene Situationen nachgespielt, um sie besser zu verstehen. Das Gefühl, Deutschland dadurch näher zu kommen, gaben die Spielteilnehmer des Integrationsspiels mit Freude an. Aus der Überzeugung heraus von sicherlich vielen Wegen einen richtigen gefunden zu haben, soll nun das Integrationsspiel realisiert werden.