Stopfkurs
Es gibt die Hashtags #nähenistwiezaubernkönnen und #strickenmachtglücklich, aber was ist mit dem Stopfen und Reparieren von gebrauchten Sachen?
11 Frauen und ein Mann haben sich für einen Tag bei Räubersachen versammelt, im Gepäck viel Neugier und beschädigte Lieblingskleidungsstücke aller Arten. Sobald diese aus den Beuteln und Taschen hervorgeholt und gezeigt wurden, ging es auch schon los. Die kaputten Stellen wurden genau untersucht und begutachtet, um herauszufinden, welche Art der Reparatur die geeignetste sein könnte. Es gab Löcher, Laufmaschen und abgewetzte dünne Stellen, Schnitte und aufgedröselte Nähte. Allem voran steht das Verständnis für Strickgewebe und seine Maschen, was sich nach und nach während der Arbeit an den Sachen wie von selbst einstellt.
Allen unterschiedlichen Wegen eine Sache zu reparieren ist eines doch immer gemeinsam: Zuwendung und Vertiefung.
Ich selbst kam mit sehr viel innerer Geschwindigkeit zum Stopfkurs und die ersten Stunden waren ausschließlich dafür da, um anzukommen und das Tempo zu ändern. Die Augen einzustellen auf ganz nahes und genaues Sehen, die Hände zu beruhigen und das Herz und die Seele auch. Anzuhalten, aber nur scheinbar. Beim ersten Stück musste ich die Häkelnadel immer wieder beiseite legen, die Hände ausschütteln und tief ein- und vor allem ausatmen. Nach und nach konnte ich mich immer mehr auf diesen ruhigen und fokussierten Zustand einlassen, in dem man genau da ist, wo man ist und genau das tut was man tut. Nicht mehr und nicht weniger.
Und dann wird es heilsam, für die Kleidung und auch für einen selbst. Aus den Laufmaschen wird wieder heiles Gewebe, die Löcher schließen sich auf leichte Weise und man beginnt ein Gespür dafür zu entwickeln, was das Kleidungsstück gebrauchen könnte. Welches Garn, welche Farbe, welches Material und mit welcher Häkelnadel das am besten geht. Man wird mutig und wendet sich unerschrocken den Socken mit den größten Löchern zu, die schon so lange daliegen und die man doch nie wegwerfen konnte. Man wird fröhlich, weil man nun höchstselbst seine Sachen reparieren kann und die der Kinder. Und man wird demütig, weil jede Art von Zuwendung und Heilung eben Zeit braucht und weil man mal wieder so direkt spüren kann, dass weniger mehr ist.
Wir haben uns entschieden einen weiteren Stopfkurs anzubieten und zwar am 22. April von 10 bis 18 Uhr bei uns in Halle. Es gibt 8 Plätze und der Kurs kostet 120 €. Der Gewinn fließt in den Reparaturfonds. Die Plätze werden in Reihenfolge der Anmeldungen vergeben. Sehr gern werden wir für euch etwas Feines kochen und backen.
Mit Nachfreude, Vorfreude und Dankbarkeit. Herzliche Grüße von Astrid und der Stopfkursbande.