Von Berlin nach Velampalayam
Hätte man uns damals in Berlin – als in unserer gemeinsamen Gaudyresidenz am Mauerpark die erste Idee zu SHIPSHEIP entstand – gesagt, dass wir vier Jahre später tatsächlich ein Eco-Label gründen, unsere Jobs kündigen und einmal quer durch Indien reisen – wir hätten uns vermutlich sachte mit dem Zeigefinger an die Stirn geklopft. Doch auch, wenn uns zu dem Zeitpunkt das Ausmaß des ganzen noch nicht bewusst war und sich seither viel geändert hat, stand eine Sache von Anfang an fest. Unser Credo: Ethik und Ästhetik miteinander zu verbinden. Nicht, weil sich beides perfekt ergänzt, sondern weil es sich in unserem Verständnis gar nicht erst trennen lässt.
Genauso klar war für uns außerdem, dass wir unsere Ansprüche an eine faire, ökologische Produktion nicht allein durch Zertifizierungen belegen lassen wollten, sondern wir uns vor Ort ein eigenes Bild davon machen würden. Zwei Dinge waren uns dabei besonders wichtig: die Menschen kennenzulernen, die mit uns zusammen an unseren Produkten arbeiten und uns davon zu überzeugen, inwiefern und ob der Faire Handel ihre Arbeits- und Lebensbedingungen wirklich verbessert.
Als wir im vergangenen April schließlich im Flugzeug nach Indien saßen, war uns bewusst, dass eine ziemlich spannende Zeit vor uns lag. Nicht nur, weil es schon mehr als spannend begonnen hatte und keiner von uns mehr genau rekonstruieren kann, wie wir es inklusive gültiger Visen, semi-sinnvollem Gepäck und – zumindest den wichtigsten – Impfungen rechtzeitig in den Flieger geschafft haben. Sondern weil sich an die 12 Stunden Flug 14 vollgepackte, intensive Tage angeschlossen haben, die uns gezeigt haben, dass sich der Aufwand gelohnt hat und der Besuch in Indien unersetzlich war.
Innerhalb dieser zwei Wochen sind wir von der Konfektionierung bis hin zum Baumwollfeld entlang unserer Wertschöpfungskette gereist, haben etliche Treffen, Termine und Tuk-Tuk-Fahrten absolviert und immer wieder neue, eindrucksvolle Menschen und Stationen kennengelernt. Ob in der kleinen Manufaktur Mila mitten im Dorf Velampalayam, in deren familiärer Atmosphäre man direkt gemerkt hat, dass hier die Menschen im Vordergrund stehen. Oder in der Färberei Colorsburg, die bereits seit vielen Jahren nebenher ein Klärwerk betreiben, um das in der Produktion verwendete Wasser zu säubern und so wieder trinkbar zu machen. Oder auch in den verschiedenen Dörfern der Baumwollbauern, die mit uns nicht nur ihren selbstgebrannten Schnapps geteilt haben, sondern auch ihr Wissen darüber, wie man beim Baumwollanbau gänzlich auf Chemikalien verzichten und dabei sogar noch Geld einsparen kann.
All diese Erlebnisse haben uns in unserem Vorhaben, SHIPSHEIP zu gründen und weiterzubringen immens bestärkt. Weil wir gesehen haben, wie groß die Unterschiede zwischen einer konventionellen und einer nachhaltigen Produktion sein können.
Das bedeutet auf der anderen Seite nicht, dass alle Abläufe und Umstände dort perfekt sind. Vielmehr haben wir auch oft Gespräche darüber geführt, an welchen Stellen Verbesserungen notwendig oder wo die bisherigen Standards nicht ausreichend sind. Im Umkehrschluss heißt das allerdings nicht, dass der Faire Handel nicht unterstützenswert wäre. Sondern vielmehr, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.
Für uns ist es deshalb klar, dass wir uns nicht auf dem status quo ausruhen, sondern immer weiter daran mitwirken wollen, dass die Entwicklung voran getrieben wird.
In dem angehängten Video könnt ihr euch einen Eindruck von unserer Reise verschaffen!
FOTOCREDITS: Christoph Benjamin Schnedler.
VIDEOCREDITS: Stephan Bartsch.