Sumangali - Die "glückliche" Sklavenbraut
Wie bekommt man eine arme Familie aus einem Dorf dazu ihre minderjährigen Töchter an skupellose Sklavenhändler zu verkaufen? Ganz einfach: Man profitiert von ihrer Unwissenheit und Verzweiflung, macht ihnen blendende Versprechungen, täuscht sie arglistig und nutzt ihre aussichtslose Situation schamlos aus..
Das ganze schmückt man dann noch mit einem wohlwollenden Namen und schon hat man die armen Mädchen, da wo man sie haben will. Getrennt von der Familie, eingesperrt in eine Nähfabrik ohne Kontakt nach Aussen. Sklavinen, die in ihrer völligen Abhängigkeit schwerst arbeiten müssen, ausgebeutet und misshandelt werden. Das Ganze hat System in Indien, Sumangali-System.
Dass hinter der Bezeichnung übersetzt „glückliche Braut“ ein so ausbeuterisches System steckt, ahnen die Mädchen und ihre Eltern sicher nicht. Für sie bedeutet es Hoffnung, Hoffnung auf ein Leben als verheiratete Frau, eine Frau mit Daseinsberechtigung, denn nur verheiratet sind Frauen Teil der Gesellschaft. Das Problem dabei ist die Tradition der hohen Brautpreise in Indien, die sich viele Familien nicht leisten können und für die daher die Geburt von Mädchen Unglück bedeute. Die Mädchenfänger des Sumangali-System versprechen finanzielle Absicherung durch feste Arbeit in Nähfabriken und sind somit die einzige Hoffnung für die armen Familien.
Den Nährboden für solch sklavenähnliche Zustände bereitet der Preisdruck der großen Markenkonzerne auf die Textilfabriken und nicht zuletzt der Verbraucher selbst, der immer weniger bereit ist adäquate Preise für Kleidung zu bezahlen. Stattdessen wird immer mehr zu immer niedrigeren Konditionen produziert, um den Käufer bei Laune zu halten. 12 Kollektionen im Jahr sind die Regel, meist sogar mehr. Vorbei die Zeiten, in denen Modegeschäfte Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter Kollektionen anboten. Vorbei auch die Zeiten anhaltender Qualität. Ein Party-Oberteil für c.a 5€ wird statistisch gesehen oft nur 1,7 mal getragen, bevor es aussortiert wird. Neukaufen statt pflegen ist die Devise und damit fördern wir als Konsumenten auch noch den immer mehr ansteigenden Rohstoffmissbrauch.
Zurück aber zu den indischen Näherinen, den Mädchen, die weder für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden, noch Anspruch auf freie Tage oder Absicherung bei Krankheit haben. Misshandlungen und sexuelle Übergriffe sind in den Fabriken Teil ihres Alltags. Hält ein junges Mädchen die Vertragszeit mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen nicht durch, war alles umsonst und sie bekommt fast nichts. Viele Mädchen fliehen, können aber oftmals nicht zu ihren Familien zurückkehren. Ihre miserable Situation führt sie nicht selten zu Verzweiflungstaten. Die Selbstmordrate in solchen Nähbatterien ist enorm hoch.
Unser Partner Cividep setzt sich genau für diese Mädchen ein. Hier werden sie aufgefangen, erfahren neben Schutz auch seelischen Rückhalt. Cividep klärt außerdem die Menschen auf den Dörfern über die Machenschaften des Sumangali-Prinzips auf, zeigt Alternativen, unterstützt die Familien dabei, die Kinder zur Schule gehen lassen zu können.
Damit aber auch das Problem an der Wurzel gepackt werden kann, ist es eben auch von enormer Wichtigkeit die Menschen der westlichen Welt Anteil nehmen zu lassen, sie über die Problematik aufzuklären und ihnen Alternativen aufzuzeigen. Solange der Verbraucher sein Verhalten nicht wenigstens überdenkt, solange haben große Marken keinen Grund ihre Produktionsbedingungen zu verändern. Wird der Konsument aber aufmerksam, beginnt sogar kritisch zu hinterfragen, wird die Branche dem nachkommen müssen. Ein langer Prozess aber wir sollten nicht zögern uns der Sache anzunehmen.
Für Gerechtigkeit, für uns und unsere Mitmenschen auf der ganzen Welt.