Um Gärtnerin Jule für 6 Monate eine Entlohnung zu zahlen, so dass sie unser Projekt mit ihrer Expertise unterstützen kann, brauchen wir eure Hilfe
Mit dem Saatgut fängt alles an. Über die letzten Jahrhunderte haben unzählige Bäuerinnen und Bauern an den unterschiedlichsten Orten, unter verschiedensten klimatischen Bedingungen eine Mammutaufgabe bewältigt. Sie haben Samen verschiedenster Gemüse- und Getreidesorten Jahr für Jahr angebaut, geerntet und die besten Samen der Ernte für die nächste Saison bewahrt. So entstanden über die Zeit die Gemüse- und Getreidesorten die wir heute kennen. Weder sind sie der Welt geschenkt worden, noch hat sie jemand erfunden. Sie sind durch stetiges Anbauen und Selektieren, wieder Anbauen und wieder Selektieren, über viele Generationen hinweg erarbeitet worden. Für jeden Ort und jedes Klima die optimal angepassten Sorten, eine nicht zu überschätzende fachliche und kulturelle Leistung, jede einzelne Sorte für sich. Und genau diese Leistung ist in Gefahr uns Menschen verloren zu gehen bzw. ist zu großen Teilen schon heute verloren. Viele über Jahrtausende kultivierte Sorten sind innerhalb weniger Jahre verschwunden. Eine dezentrale, ressourcenschonende, sowie kleinbäuerliche bzw. selbst organisierte Landwirtschaft birgt ein enormes Potential für die Erhaltung dieses wertvollen Sorten. Wir als Tomatenretter e.V., möchten diesen alten 'Saatgutschatz' im Rahmen unserer Möglichkeiten erhalten, pflegen und anderen Menschen zugänglich machen.
Ein Bauernhof im Grünen. Fachwerk unter Reetdach, umgeben von alten Bäumen, Feldern und frei herum laufenden Hühnern, Schweinen und Kühen. So sieht die Landwirtschaft in der Werbung und auf den Verpackungen aus. Wir sollen glauben, Bauernhöfe und ihre Erzeugnisse seien noch wie zu Zeiten unserer Großeltern. Natürlich wissen wir, dass das nicht stimmt. Aber ziehen wir daraus Konsequenzen?
Können wir noch mitbestimmen, was auf unseren Teller kommt? Industrielle Landwirtschaft, globaler Wettbewerb und erpresserische Freihandelsabkommen bringen die politische und gesellschaftliche Dimension unserer Ernährung immer drastischer auf den Punkt. Wer sich näher mit den aktuellen Zuständen in der globalen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung auseinandersetzt, ohne irgendwo zur Verbesserung beizutragen, bekommt schlechte Laune und ändert doch meist nichts.
Denn ob konventioneller oder Bio-Supermarkt, wir treffen fast ausschließlich auf industriell erzeugte Lebensmittel aus fragwürdigen Produktionsbedingungen. Die biologisch bewirtschaftete Gesamtfläche in Deutschland ist eher rückläufig und das Höfesterben geht weiter. Regionale Produkte aus kleinbäuerlicher Erzeugung spielten und spielen kaum eine Rolle.
Solidarische, selbstorganisierte Landwirtschaft (auch Solawis) wächst zwar, hat aber noch einen geringen Umfang.
In den Ländern des globalen Nordens nehmen Qualität und Vielfalt des Nahrungsangebots aus oben genannten Gründen ab. Im globalen Süden hingegen hat die Bevormundung und Ausbeutung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch global agierende Saatgutkonzerne viel drastischere Folgen. Teures „Hightech-Einweg-Saatgut“ mit hohem Bedarf an Dünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln (die diese Firmen ebenfalls produzieren) hat katastrophale Folgen für lokale Wirtschafts- und Subsistenzstrukturen und führt zu Überschuldung und Hunger.
Die gegnwärtige Saatgutgesetzgebung wird von Lobbyisten der Saatgutkonzerne maßgeblich mit beeinflusst, auch in Deutschland und Europa. Wir bekommen die Vereinheitlichung des Nahrungsmittelangebots und das Verbot alter, nicht angemeldeter Gemüsesorten persönlich zu spüren. Und parallel wird im Monatstakt versucht, genmanipulierte (Mais-)Sorten durch gesetzliche Hintertüren zu schleusen und deren Anbau zu legalisieren.
Durch die Verbreitung von bisher ca. 160 alten Tomatensorten und der Kenntnisse zur eigen Saatgut - Entnahme verhindern wir ein Stück weit das Aussterben dieser Sorten. Jules Fachkenntnisse wollen wir so nutzen, dass wir diese untereinander weitergeben. Das ist deshalb kein 'Fass ohne Boden'. Ihr fördert in diesem Fall eine Hilfe zur Selbsthilfe.
Mit 8.000€ können wir Gärtnerin Jule für sechs oder sieben Monate fest anstellen und sie kann so bis 25 Stunden pro Woche für die Tomatenretter Vollgas geben und uns mit ihrem Fachwissen voranbringen. Sie würde sich mit uns um die Jungpflanzenanzucht, die Pflege der Pflanzen über das Jahr, die Entnahme und Trocknung der Samen, eine gezielte Sortenführung und um den weiteren Aufbau des Saatgutarchivs kümmern, wenn wir noch Kraft haben, auch über die Tomaten hinaus.
Wir Aktiven im Projekt können noch sehr viel von Jule und ihrem großen Fachwissen lernen. Auch bei täglichen Arbeiten, wie z.B. das Gießen oder Ausgeizen der Pflanze, kann Jule uns unterstützen. Wir wären dann in der Lage, den Tomatenretter e.V. auch planerisch wieder voranzubringen. Und ganz wichtig: Wir hätten etwas Luft uns wieder um weitere Sorten zu bemühen, die in das Saatgutarchiv aufgenommen werden können.
Arnd und Vera stellen unserem Verein, Tomatenretter e.V., das Gelände und die Gewächshäuser als Pacht zur Verfügung. Patricia, Gela, Fabian, Ewa, Jakob, Gerrit, Arnd, Phillip, Desi, David, Christian, Leonie, Anja, Katrin, Maren, Carlos, Dima, Kathi, Hilmar leisten als Kernteam den Großteil der Arbeit . Hinzu kommt glücklicherweise noch eine Gruppe von punktuellen aktiven UnterstützerInnen! Diese helfen uns, z.B. an sogenannten Aktionstagen, Arbeitsspitzen zu stemmen, wie das Pikieren, Pflanzen oder Anbinden von ca. 2 000 Tomatenpflanzen.
Ganz wichtig sind uns auch die mehr als 100 meist passiven UnterstützerInnen, die unsere Arbeit durch ihre monatlichen finanziellen Beiträge erst möglich machen. Herzlichen Dank an alle !
Team Tomatenretter