Dieser Journalismus braucht Dich
Verehrte Zeitungsleserinnen und Online-Schmökerer,
wer kennt es nicht: Negativzeilen scheinen sich zu überschlagen, Dagegen-statt-Dafür und was macht eigentlich die verdammte Rolex da?
Ein Blick zurück. Vor knapp zwei Jahren haben sich einige junge Medienleute, Werbeaussteiger und AktivistInnen in Berlin zusammen gefunden um etwas zu erforschen, nämlich wie es denn in Zukunft einmal aussehen könnte, dieses vielzitierte "Gute Leben".
Wie kann unser Leben aussehen, wenn globale Gerechtigkeit kein blasses Mantra mehr ist? Wenn wir die Ressourcen schwesterlich teilen, unsere Lebensgrundlage gemeinsam pflegen und uns nicht mehr gegenseitig bekriegen?
Doch manchmal scheint es, als würde eine Zukunft voller Verzicht und Einschränkungen für einige ZeitgenossInnen ein schlimmeres Szenario stellen als der Weltuntergang himself.
Aber soweit muss es nicht kommen. In beiden Fällen. Gerade stieg ich aus dem Flieger (sic!) von Marokko und was ich dort erlebte, gab mir zu denken. Die Menschen sind nicht nur äußerst gastfreundschaftlich und erleichternd unbedrohlich, sie leben auch mit einem Bruchteil unseres Verbrauches. Und sie leben - das muss ich an dieser Stelle einmal schamlos verallgemeinern - ziemlich gut und kommen wunderbar miteinander klar. Sicher, das nordafrikanische Wetter (25°! jetzt!) und die allgemeine Gelassenheit tun ihr übriges, aber ich erlaube mir folgenden Schluß zu ziehen: wir brauchen viele der heißgeliebten Annehmlichkeiten genausowenig wie die biederen Prediger hierzulande ganz einfach: überhaupt nicht.
Wieder zu transform. Wir verstehen uns als eine offene Gruppe von Menschen, die in verschiedenster Form nach dem guten Leben forschen und schreiben darüber. Mit all seiner lebensnotwendigen Leichtigkeit ebenso wie mit dem stellenweise unvermeidbaren Ernst. Das Ergebnis konntet ihr in Ausgabe 1 sehen: weniger Tiefe als in vergleichbaren Nachhaltigkeitsjournalen und doch mehr Handfestigkeit als in all den Hochglanzmagazinen, die eher als Werbeträger fungieren denn als ernstzunehmende Anleitung zur sanftmütigen Revolution. Denn die wollen wir - aber eben zusammen mit allen zusammen. Heterogen, wie die Gesellschaft eben ist.
Hat diese Art des Journalismus, wenn man sie so nennen möchte, eine Chance? Die vergangenen Monate zeigten uns: nur bedingt. Selbstausbeutung sagen die einen, eifrigen Idealismus oder gar Alternativlosigkeit die anderen. Aus knapp 2700 von 5000 verkauften Ausgaben konnten wir bisher gerade einmal etwa 6000 Euro Einnahmen brutto erzielen. Und das bei einem Kaufpreis von 10 Euro pro Heft. Der unvermeidliche Druck und seine Kosten, die Händler am Bahnhof, der Versand, die Verpackungen - sie zehren an unseren finanziellen Kräften und erlauben uns weiterhin keinen Cent Lohn.
Unser bisheriges Abenteuer brachte uns neben unglaublich viel Spaß, unfassbar tollen Menschen und neuen Einsichten auch eine bittere Erkenntnis: der verdammte Medienapparat funktioniert nur mit der noch verdammteren Werbung. Aber wollen wir das? Nein. Wie könnten wir von einem tollen Grillabend mit Deinen Nachbarn statt Abend vorm Flatscreen zuhause und Reisen nach Bulgarien per Anhalter statt Flug nach Marokko - also den Vergnügungen des kohlearmen (sic!) Lebens schreiben - wenn daneben immer wieder diese gottverdammte Rolex zu sehen ist?
Die Wahrheit ist, wir brauchen Menschen wie euch. Leute, die dieses Thema interessiert, die uns kritisieren und fordern. Damit wir weiterforschen, weiterlesen und weiterdrucken können. Damit wir mehr Menschen erreichen können, um sie beruhigen zu können: weder Weltuntergang noch Ökodiktatur sind unausweichlich.
Wenn ihr dabei seid, überzeugt von uns, voller Stolz, bereits von Anfang an dabei zu sein... Ja, dann teilt euren Freunden, Bekannten, Internetfreunden und Kollegen von diesem Projekt mit. Und zwar jetzt.
Denn ihr habt die Wahl: entweder ihr bestellt euch das Heft nur noch jetzt versandkostenfrei vor und spart satte 1,90 € oder ihr sagt: ich find das gut! Ich mach da mit! Ich leg noch einen drauf und werd SchirmherrIn für dieses Projekt. Denn solange wir uns der Werbung, Banken und Stiftungen nicht zuwenden brauchen wir: euch.
Schöne Feiertage wünscht allen
Richard von transform